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Montag, 15. Mai 2023

So isses, Musik!#165

Gorillaz Discography: Cracker Island (2023)

Da Gorillaz dieses Jahr ein weiteres Album veröffentlicht haben und ich Bock habe, Lücken zu füllen - und ich in dieser Ausgabe mich nicht an der Slime-Discography beteilige - kommt jetzt ein kleines aber feines Review.

Die Deluxe-Version des Albums kommt mit 15 Tracks, also 10 Songs plus 5 Bonustracks. Ich habe allerdings nicht das Vergnügen, eine Deluxe-Version zu hören. Schade eigentlich denn auf einen der Bonus-Tracks kommen Del Tha Funky Homosapien vor als auch Trugoy the Dove (von De La Soul, RIP). Oder Thundercat (der mal bei Suicidal Tendencies Bass gespielt hat).Auf den üblichen zehn kommt man nur bei vier ohne Features aus. Schade eigentlich, denn ich bin der Meinung dass Damon Albarn und seine "Hintergrundmusiker" durchaus auch ohne Prominente auskommen können, aber sei's drum. Insgesamt kommt "Cracker Island" einen vor, wie ein....typisches Gorillaz-Album der neueren Sorte. Genre-Mix aus verträumten Pop, rockigeren Sounds, Latino Pop, Rap und etwas Psychedelie. Mein Favorit hierauf ist das letzte Lied "Posession Island" (zusammen mit Beck). Es ist zumindest auf diesem Album das verträumteste und schönste Lied. 

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich "Cracker Island" mit dem letzten Album vergleichen kann. Es fühlt sich nämlich so an, als würde das Projekt immer wieder auf ein ähnliches Schema setzen. Sprich: Mischung aus Genres, verträumte Klangmalereien, poppige Rhythmen, hier und da etwas Rap. Aber es funktioniert und es hört sich gut an. Allerdings nur für die Dauer des Hörens. Es bleiben nur wenige Songs hängen, die es allerdings in sich haben. Beispielsweise "Baby Queen", dass von der Begegnung Albarns mit der Prinzeessin von Thailand handelt. Es ist wirklich unfassbar schön.  Insgesamt: Ok cool, aber es dürfte auch mehr sein.

7,5/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Silent Running, Possession Island, Baby Queen, Skinny Ape



Slime Discography: Alle gegen Alle (1983)

Da ich vor einiger Zeit schon dieses Album reviewt habe, werde ich das nicht noch mal machen. Den Link zum Review findet ihr hier. Darum haben nun Philipp und Raphael das wort:

Philipp:

"Nachdem Ich „Yankees Raus“ schon wesentlich besser bewertet habe, als ich eigentlich gedacht hätte, läuft mir bei „Alle Gegen Alle“ seltsamerweise das selbe Phänomen über den Weg. Ich habe dieses Album als Teenager geliebt und rauf und runter gehört, warum denke ich mit Anfang 30, ich müsste unbedingt etwas daran auszusetzen haben? Ist es das (von mir akribisch gepflegte) Vorurteil, dass Deutschpunk irgendwie peinlich ist, die Alben meiner Jugend und vor allem der Früh-80er-D-Punk ungefähr so gut gealtert wären wie eine offene Flasche Hafermilch im Hochsommer, die zwanghafte Abgrenzung von der eigenen Vergangenheit?

Stumpf ist das hier jedenfalls nicht, die Texte sind sogar ziemlich gut und differenziert und argumentantiv schon auf wesentlich höherem Niveau als noch Slime 1. So gut wie ich sie damals in Erinnerung hatte sind sie nun leider aber auch nicht, die ein oder andere Zeile ergibt einfach keinen Sinn, („Ihr seid schön – so fantastisch, individuell doch oft spastisch“, ist das jetzt eigentlich Hamburger Slang, so wie „kucken spastisch aus der Wäsche wie gekaut und ausgespuckt“ bei das Bo, ist das behindertenfeindlich, ist das einfach Quatsch?) aber man muss ja jetzt nicht unbedingt den braunen Fleck auf der weißen Hose suchen so to speak.

Ich mag einige der Themen und Texte wirklich sehr und wie tiefgründig ein Song wie „Etikette Tötet“ ist und wie simpel aber passend „Zu Kalt“ soziale Kälte und Isolation beschreibt ist für die Zeit, in der die Songs entstanden sind durchaus beeindruckend.

Nicht minder beeindruckend ist die Musik auf diesem Album, Slime werden scheinbar immer tighter, es ist alles aus einem Guss und der Einfluss des guten alten Ami-Hardcore wurde sogar noch stärker, es ist einfach großartig, dieses Tempo, diese Energie, diese Power, großartig.

Und dass meine drei liebsten Songs nicht die offensichtlichen Hits (Störtebecker, Religion, Linke Spießer) sondern tatsächlich „Untergang“, „Tod“ und „Etikette Tötet“ sind, sagt wohl mehr über meinen persönlichen Hang zur Morbidität aus als über die tatsächliche Qualität der Gassenhauer.

In diesem Sinne verbleibe ich mit wohlwollenden

 10/10 Pfandflaschen.

 Anspieltipps: Untergang, Tod, Etikette Tötet"

Raphael:

"Wir feiern das vierzigste Jubiläum vom bis dato wütendsten Slime-Album. Aufgenommen wurde „Alle gegen Alle“ in der gleichen Besetzung wie „Yankees raus“; allerdings waren Slime dieses Mal in (West-)Berlin, wo sie mit Produzent Harris Johns in den Musiclabs aufnahmen. Veröffentlicht wurde „Alle gegen Alle“ wieder bei Aggressive Rockproduktionen.

Thema (nicht Konzept!) des Albums ist ein altbekanntes Phänomen, das wohl in jeder Sub- oder Gegenkultur auftaucht: Szenekrieg, Grabenkämpfe, interne Spannungen und daraus resultierende Spaltungen. Neben der damals angespannten Lage im linken und subkulturellen Spektrum Hamburgs reagieren Slime damit auch auf die Vorwürfe der Fremdenfeindlichkeit wegen ihrer Parole „Yankees raus“ auf gleichnamigem Album. Heute mag man das in vielerlei Hinsicht anders betrachten; aber wir sollten immer noch bedenken, dass Slime damals junge Punks waren und keine Mitt-Dreißiger mit Hochschulabschluss in Politikwissenschaft oder Linguistik. Aber kommen wir zum Musikalischen Teil:

„Alle gegen Alle“ ist zweifelsohne das wütendste und rauste Album der frühen Slime-Phase. Mit „Linke Spießer“, „Die Letzten“, dem Titeltrack und „Ihr seid schön“ bekommen die Moralapostel und Antreiber*innen der Grabenkämpfe ihr Fett weg. Insgesamt haben sich Slime deutlich von den hymnischen Refrains der ersten zwei Alben entfernt und setzen stattdessen eher auf gerade nach vorne schießenden Punk mit Hardcore Einfluss. Auch ist der Sound viel ausgereifter als auf den vorigen Aufnahmen, was an zwei Dingen liegen mag: zunächst hat die Band sich besser eingespielt und ist souveräner geworden; außerdem scheint Harris Johns in den Musiclabs deutlich mehr rausgeholt zu haben. Man merkt zum einen, dass Dirk Joras Texte und die Instrumentalsektion besser zusammenpassen als je zuvor – vorbei sind die Zeiten von Texten wie „D.O.R.F.“, in denen Diggen verzweifelt den Instrumenten hinterherstolpert. Darüber hinaus kann man auf „Alle gegen Alle“ die einzelnen Instrumente besser raushören als zuvor.

Und so ist „Alle gegen Alle“ das wohl stabilste und solideste Slime-Album der damaligen Zeit. Die Hambuger waren schlecht gelaunt und haben diese Energie gekonnt eingesetzt. Schön ist, dass es dieses Mal keine Aussetzer oder peinlichen Tracks gibt. Stattdessen lassen sich einige Höhepunkte markieren. Da ist zunächst das düstere Lied „Etikette tötet“, dessen Hauptriff mich immer wieder an „Vaterland“ von Vorkriegsjugend erinnert. Außerdem gehören die Coversongs dazu: „Nazis raus“ von Beton Combo, „Ich will nicht werden“ von Ton Steine Scherben, und „Oh Boy“ von The Crickets. Und ein Partysong, der auf jede lange Fahrt gehört ist „Störtebecker“.

Zusammenfassend kann ich mich selbst überraschen und behaupten, „Alle gegen Alle“ gefällt mir deutlich besser als die beiden ersten Alben.

8/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Nazis raus, Oh Boy, Störtebeker"


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Was läuft sonst?

Tristis - Das Schweigen Vieler EP (2023)

Ich freue mich ja immer, wenn ich junge Bands aus nächster Umgebung mal ein gutes Review geben kann. Und vor allem eins, dass ich wirklich so meine. Habe die EP zunächst auf Bandcamp gehört nur um dann zu merken, dass aus Copyright(?)-Gründen ein Song dort nicht zu finden ist. "Crosses" ist  ursprünglich von einem schwedischen Singer/Songwriter namens José Gonzaléz und es ist verdammt gut, in unerwarteten Moment sehr melodisch. Allerdings stört es mich, dass es bei Bandcamp halt nicht der Opener ist und bei Spotify schon. Habe mich schon dran gewöhnt, dass das unfassbar triste (höhö, Wortwitz) "Mirrors Will Fall" der Opener ist. Aber dafür kann niemand wirklich was. Der Rest der EP,
also "Mirrors Will Fall", "Beginning Of The End", "To Serve In His Name" und "Oblivion Worship" heben sich gegenüber dem Coversong deutlich ab. Man hört einfach, dass der eine und die vier weiteren Songs von verschiedenen Bands stammen. Und sie sind meiner Meinung nach tatsächlich viel besser. "Mirrors Will Fall" bietet diesen unglaublichen Mix aus depressiv klingenden deutschsprachigen Emo-Lyrics und absolut martialischer Musik. Würde man nicht auf die Texte hören, könnte man damit selbst den trvesten Black Metaller überzeugen der nur auf 50 Stück limiterte Tapes hört. Wobei nee, streich das. Diese Leute kann man nicht überzeugen. "Beginning Of The End" ist da relativ ähnlich, wobei es mitten im Song einen atmosphärischen Breakdown gibt und man sich in seinem Kopf noch mal einen tristen (haha, da isses wieder) Herbst/Winter in völliger Einsamkeit. Es ist so trist, es ist so schön, man muss einmal was dazu schreiben. Ebenso "To Serve In His Name". Der Text erschließt sich mir so, dass es wohl um Kirche und religiöse Dogmen geht. Kann natürlich sein, dass ich mich irre. Mein Favorit hier auf ist "Oblivion Worship". Alleine der Songtitel deutet auf Glorifizierung von finsteren Zeiten. Ich mag diese moderne Black/Death Metal Zitate, gemischt mit emotionaler Schwere. Es fühlt sich manchmal gut an, traurig zu sein. Bester Soundtrack für den kommenden Sommer, ehrlich.

8,5/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Ja, lol. Es gibt nur fünf Songs. Also, alles.

Bandcamp

YouTube:



S:

Ich höre weiterhin meine digitale Musiksammlung alphabetisch und bin immer noch bei S. Als nächstes habe ich mir tatsächlich (schon wieder) die ganze Slipknot-Discography angehört, einfach weil ich Lust drauf hatte. Und weil ich vor gut 1,5 Jahren die selbstbetitelte und die "Iowa" neu auf CD geholt habe. Sie haben darauf gewartet angehört zu werden. Von Smashing Pumpkins habe ich hier zwei Alben reviewt. Nämlich die "Siamese Dream" und die "Mellon Collie and the Infinite Sadness".

Als nächstes kommt eine Band, an die ich seit Jahren nicht gedacht habe. Nämlich Smegma mit ihrem "Schrammel Oi!". Ursprünglich war Lars Rewerenz, späterer Gründer des Labels "Audiolith" (u.a. Egotronic) Bassist der Band. Das Album ist eine Zelebrierung von Skinhead-Klischees und in seinen Texten so unfassbar primitiv, dass es nur noch Spaß macht. Es ist witzig für diese knappe halbe Stunde seine Gehirnzellen auszuschalten und einen auf Bomberjackenträger zu machen, der nur noch Saufen im Kopf hat. Herrlich.


Etwas misanthropischer und angepisster geht es Bei Sniffing Glue zu. Ich habe die Releases "We Are Sniffing Glue, Fuck You!", "I am not allright"(die hier sogar auf Platte) als auch die "Suburban suicide, suburban violence". Sänger Marcel, und glaube ich auch weitere Teile der Band - da bin ich mir nicht sicher - sind bekannt von solchen (Hardcore) Punk Bands wie The Italian Stallion oder Abfukk. Dabei sind Sniffing Glue wesentlich cooler als Abfukk, weil hier nicht Deutsch gesungen wird. 



Mindestens genauso cool waren Snob Value. Ich mag diese Mischung aus Anfang 80er Punk und Hardcore Geschwindigkeit. Habe die selbstbetitelte als auch die "Whiteout!". "Five Finger Discount" ist dabei der beste Song



Snoop Doggy Doggs "Doggystyle" habe ich schon mal hier reviewt. Ebenso wie die gesamte Discography von System Of A Down. Etwas schwer getan habe ich mir bei Social Distortion. Damals, als ich noch dem Psychobilly fröhnte war ich froh über solch bluesige Punkbands, über Punk'N'Roll sozusagen. Mittlerweile taugt mir die Musik nicht mehr so ganz. Wobei die "Mommy's Little Monster" weiterhin groß ist. Auf der "White Light White Heat White Trash" finden sich aber auch Perlen, ebenso wie auf der selbstbetitelten.



Tatsächlich habe ich mich grade gewundert, dass ich die "Agent Orange" von Sodom hier niemals reviewt habe. Könnte ich aber irgendwann mal machen. Fest steht: Das Album ist groß, vor allem in Anbetracht der Tatsache dass die Band in ihrer Discography so viele Hits and Misses hat. 



Richtig witzig ist die "Fleish EP" von Soilent Grün. Der Vorgängerband von Farin Urlaub. Auch, weil Pinky und ich uns letztens in einer Podcast-Folge über den Film "Soylent Green" unterhalten haben, nach dem die Band sich benannt hat. Die Texte sind teils unterirdisch aber das macht es so unterhaltsam. Vor allem "Erwin".


Sondaschule habe ich in meiner Jugend viel gehört. Generell habe ich viel Ska und Ska-Punk gehört. Darum habe ich wohl die "Klasse 1A". Leider gibt mir dieses Album bis auf paar Ohrwürmer, die ich damals schon hatte nicht mehr besonders viel her. "Pommesbude" ist trotzdem ein Ohrwurm und tatsächlich ein schöner, einfacher träumerischer Song. Sondaschule sind trotzdem eine dumme Band.



Ich bin sehr froh darüber, jemals irgendwas von Sonic Youth reviewt zu haben. Nämlich einmal die "Goo" und einmal die "DiRtY". Es ist eine sehr gute Band und jeder sollte sie mal gehört haben. Anders, aber auch gut ist das zweite Album von Soulfly - "Primitive". Das sollte jeder Nu Metal Fan kennen. Wiederum auch gut, aber wiederum auch anders sind "Badmotorfinger" und "Superunknown" von Soundgarden. Und es geht so weiter: Die "Leichenschrei" des Industrial-Kollektivs SPK (Sozialistisches Patienten Kollektiv) ist Nightmare Fuel und sollte nicht beim Frühstück gehört werden. Ist aber absolut tanzbar, ehrlich. Ähem. Ebenfalls geil: "Crush Kill Destroy" der Powerviolence-Band Spazz. Die Zitate leben bis an mein Lebensende in meinem Kopf. Die "A Diabolic Thirst" von Spectral Wound ist letztes Jahr irgendwann einen Bandcamp-Kauf wert gewesen. Leider habe ich das Album bis jetzt immer noch nicht richtig besprochen. Werde ich aber irgendwann mal machen. Ehrlich



Ich kann mich gut an "My God Rides A Skateboard" von Spermbirds erinnern. Tatsächlich ist das Album "Eating Glass", was ich digital mein Eigen nennen darf, doch eine Ecke anders als diese eine Song. Eine Art Mischung aus den besten Zitaten von US-Hardcore Punk und 1977er Punk Helden. Hart, jedoch zugleich melodisch ohne in die Post-Hardcore Schiene zu gelangen. Sänger Lee Hollis wäre übrigens ohne die US-Army niemals nach Deutschland gekommen und hätte diese Band nie gegründet. 



Die nächsten zwei Einträge habe ich in den letzten Jahren ebenfalls reviewt. Einerseits "The Height Of Callousness" von Spineshank und andererseits "Eternal Blue" von Spiritbox. "Fresh Out Of The Fridge" von Splash Bones kannte ich tatsächlich nicht. Ich habe keine Ahnung, wieso ich das habe. Es ist weiterer, langweiliger Rockabilly, der keinerlei Erwähnung wert ist. Besonders erwähnenswert hingegen ist das Live-Album "Lieder aus 2001er Nacht" der Mainzer Oi!-Band Springtoifel. Klar, die Texte drehen sich oft um Suff und andere spaßige Dinge. Andererseits setzt die Band auch die Hammond-Orgel ein und dreht sich nicht nur um Oi!-Punk herum. Außerdem ist das zwar ein Live-Album, welches aber von einer gespielten Story begleitet wird. Es wurden dafür Zwischenspiele aufgenommen, die eine Geschichte von Mainzer Cops erzählen, die Undercover auf dieses Konzert gehen wollen. Und natürlich von Mainzer Journalisten, die darüber eine Story veröffentlichen wollen. Es ist tatsächlich sehr witzig!



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