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Mittwoch, 30. April 2025

Happenings des Monats: April'25

Stricher guckt sich endlich "Joker: Folie à Deux" (2024) an am 07.04.2025

Endlich, endlich war es soweit. Tatsächlich lag der Film nicht lange auf meinem "To Watch"-Stapel, aber naja, so mindestens 2-3 Tage.

Der zweite Film der "Joker"-Saga stellt eine direkte Fortsetzung der Charakterstudie von Todd Philipps. Dabei handelt es sich nicht um eine direkte Hintergrundgeschichte von den Joker, den wir aus Batman-Comics (und Filmen) kennen sondern schlichtweg um eine Geschichte eines Mannes, der zum Joker wird. Das Review dazu könnt ihr gerne hier nachlesen. 


Es sind an die zwei Jahre vergangen, seitdem Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) sechs Menschen umgebracht hat. Er sitzt in der psychiatrischen Anstalt von Arkham ein und nimmt jeden Tag brav seine Pillen. Tatsächlich macht er den Anscheinen eines vorbildlichen Häftlings zu sein. Die Wärter geben ihm Zigaretten, wenn er Witze macht und einige Mitgefangene mögen ihn wirklich. So ergibt sich für ihn eine Gelegenheit bei der Gesangsgruppe in einem anderen Block mitzumachen, wo er Lee (Lady Gaga) kennen lernt, die bereits zuvor im Vorbeigehen sich auf ihn aufmerksam gemacht hat. Sich verlieben sich ineinander. Außerdem verliebt sich Arthur in die Musik an sich. Lee ist quasi, vor ihrer Ankunft in Arkham, ein "Fangirl" Jokers gewesen und war von ihm begeistert. Arthur hört auf, seine Tabletten zu nehmen und fängt an, in seinem Kopf Musical-Nummern mit sich, den Wärtern, Lee und den Mitgefangenen aufzuführen. Oder so ähnlich. Tatsächlich hat man als Zuschauer noch nicht so richtig den Durchblick ob das Ganze in der Realität oder in seinem Kopf stattfindet. Jedenfalls kommt, was kommen muss. Bald findet nämlich ein Prozess statt. Staatsanwalt Harvey Dent (Harry Lawtey) plädiert für Todesstrafe für Arthur. Seine Anwältin, Maryanne Stewart (Catherine Keener), versucht Arthur zu verteidigen, indem sie die Lage so darstellt, dass er eine dissoziative Persönlichkeitsstörung hätte. Demnach sind Joker und Arthur zwei unterschiedliche Persönlichkeiten, sodass Arthur nicht "bei sich" gewesen sein kann, als er die Morde beging. 

Trotz all der schlechten Kritiken, muss ich gestehen: Ich fand den Film gut. Mir gefällt weiterhin die Idee, eine andere Hintergrundstory vom Joker zu erzählen, als die ewige Leier mit der Red Hood Gang und dem Säurefass. Es stellt sich allerdings die Frage, was der Film überhaupt von einem will. Diese Frage ist gar nicht mal so schwer zu beantworten. Prinzipiell geht es darum eine Geschichte zu erzählen, mit klitzekleinen Anspielungen auf das DC-Comic-Multi/Universum. Danach geht es um die Vernichtung von Idolen. So wurde im ersten Teil der Joker als der Anti-Establishment-Held bzw. Anti-Hero gefeiert, der es "denen da oben" richtig ordentlich zeigen will. Hier wird aus ihm jedoch ein gebrochener Mann, der sich am Ende gar nicht so sicher ist, ob er diesen "Ruhm" überhaupt möchte. Er flüchtet aus der Realität und nutzt dafür in seinem Kopf erdachte Musikstücke. So wie so einige von uns irgendwelche Actionsequenzen in unseren Köpfen abspielen oder gar Gewaltfantasien haben wird Arthurs Leben in seinem Kopf zum Musical. Das ist ungewohnt, und für manche vielleicht auch störend, ergibt aber durchaus Sinn. Was die Sache mit psychischen Erkrankungen betrifft, so möchte ich gar nicht näher drauf eingehen, weil ich sonst zu viel spoilern müsste. Was ich sagen kann ist: Es ist viel wichtiger die Hauptfigur an sich zu betrachten, als das was über sie gesagt wird. Dieser Film ist eine Art Abrechnung mit der Idealisierung von sogenannten Anti-Helden. Ein gekonnter Mittelfinger an die Incel- und Trumpisten-Bewegung. Es muss nicht alles ein Multiversum-Franchise-Dingen sein. Von daher: Es war gut, aber gut dass die Reihe zu Ende ist.

8/10 Pfandflaschen
Trailer:



HAMMERHEAD + SNIFFING GLUE am 19.04.2025 in Die Trompete, Bochum

Vor kurzem habe ich gesehen, dass Hammerhead bald in der Trompete spielen werden. Wow, das ist nicht mal eine Stunde mit dem ÖPNV entfernt. Gehe ich doch glatt mal dahin. Wow.

Kaum angekommen, stelle ich fest dass ich niemanden kenne. Das ist sehr gut, so kann ich mich ungestört irgendwo hinstellen, von wo aus ich die Bühne betrachten kann und seelenruhig meine Duolingo-Lektionen machen. Habe letztens mit Tschechisch angefangen. "Tata ma kolo" heißt übrigens "Papa hat ein Fahrrad". 

Den Anfang machen Sniffing Glue, die ich in meiner Punkerjugend bzw. in meinen Punk-Zwanzigern bestimmt an die 3-4 mal gesehen habe - einen Teil der Band sogar als The Itallian Stallion bzw. Abfukk. Hat mich wieder mal gefreut Songs von der "I'm Not Alright"-LP zu hören, die ich wieder erkannt habe. Dazu kommt noch die immer noch sehr frische Bühnen-Energie, Reinspringen in die Menge, Singen im Kopfüber-Modus und Zertreten des Schlagzeugkits. Danke dafür, das war ein wahrlich fantastischer Auftakt.

Hammerhead habe ich in meinem Leben (insgesamt) nun schon drei Mal gesehen. Das erste Mal an meinem neunzehnten Geburtstag im Jahre 2009: Das war im Vorprogramm von The Germs im Feierwerk in München. Beim Auftritt von Germs hat irgendjemand von Hammerhead einen Typen von der Bühne runtergeschubst, der das Publikum fotografieren wollte - die Kamera hat's nicht überlebt. Außerdem habe ich an dem Abend überraschenderweise Dave Grohl gesehen. Das zweite Mal war dann irgendwann Anfang 2018 im Dortmunder Rekorder mit Abriss als Vorband. Es war auch sehr sehr witzig - hängen geblieben ist mir vor allem die Neuinterpretation von Cro-Mags Klassiker "Hard Times" bzw. die Zwischenrufe "Bestellung Nr. 5, Bestellung Nr. 6, Bestellung Nr. 7" anstelle von "Cro-Mags, Skinhead, Break Out!...nooooow" des Sängers Tobias Scheiße. Das dritte Mal im AZ Mülheim hat sich leider nicht ergeben, weil ausverkauft. So war es an diesem Abend dann tatsächlich das dritte Mal. Insgesamt kann ich sagen, dass ich Hammerhead in drei meiner Lebensphasen gesehen habe. Und zwar in der "Ich wohne noch bei Mutti und übernachte an fernen Bahnhöfen"-Phase, der "Ich bin frisch getrennt und komplett alleine in einer mir unbekannten Gegend"-Phase als auch nun in der "Ich bin ü30, ich muss mich mal hinsetzen"-Phase.

Ich habe mich tatsächlich aber nur ganz kurz hingesetzt, ansonsten stand ich rechts am Bühnenrand und bin einmal gegen die Bühne geflogen, weil irgendjemand sein Moshpit-Radius ausgeweitet hat. Vielen Dank fürs Hochhelfen. Manchmal frage ich mich, wie das so ist. So als Band, die seit 1989 existiert. Die gefeiert wird für 25-30 Jahre alte Texte, und die Leute scheinbar nur das hören wollen. Aber Hammerhead juckt das einfach nicht. Sie spielen neues Material (dass ich leider immer noch nicht wirklich kenne) als auch alten Scheiß. Ein Song nach dem anderen. Sänger Tobias Scheiße überspielt seine Nervosität (die vor dem Auftritt durchaus sichtbar ist) mit Ansagen, die Lacher im Publikum auslösen. Zum Beispiel "Ich habe mal so n Song gehört, der ging ungefähr so: Ich bin nicht Skin(?), ich bin nicht Punk, ich bin der leprakranke Frank!" oder "Wenn ihr Bock habt, dann spielen wir ein Song von uns...in der Ska version......? Verpisst euch!". Selbstverständlich kommt auch das, was alle schon kennen. "Asihochhaus", "Ich sauf allein", "Stay Where The Pepper Grows" als auch das oben erwähnte Cro-Mags-Cover als Zugabe. Und das obwohl Schlagzeuger Osche ordentlich fertig wirkt und den Anschein macht als ob er wirklich sehr starke Schmerzen hat. Auch darum: Vielen Dank fürs Durchhalten, fürs sprichwörtliche Abschlachten des Publikums, für einen echt geilen Abend. Und dafür dass es so früh zu Ende war. So musste ich nicht so spät nach Hause!




CULTHE FEST 2025 am 26.04.2025 in Sputnikhalle/Triptychon/Café Sputnik in Münster

Yes. Endlich war es wieder soweit. Mein lieb gewonnener Ersatz für das "Frost Punx Picnic" bzw. das "FLUFF Fest". Wobei ich dieses Jahr aus Gründen wieder zum Frost Punx gegangen bin. Anyways, es war - mal wieder - ein inneres Blumenpflücken. Doch eins nach dem anderem.

Marlyn und ich waren, wie jedes Mal, gut vorbereitet und dementsprechend früher unterwegs. Unter anderem weil ich UNRU sehen wollte. Leider ist uns die RE42 nach einem kurzfristigen Gleiswechsel vor der Nase abgehauen und wir kamen später an als gedacht - tatsächlich wurde der Auftritt von UNRU auf später verschoben, weil SUN WORSHIP (die ich auch gerne gesehen hätte) krankheitsbedingt absagen mussten. Die erste Band, die ich also begutachten durfte waren ALKERDEEL mit ihrer brachialen Mischung aus Black und Doom Metal. Mir hat es im Großen und Ganzen schon gefallen, allerdings war ich der Meinung, dass die Songs etwas kürzer sein könnten - es hätte dann genauso gut funktioniert. Irgendwann weiß ich nämlich nicht, was ich mit mir selber anfangen soll und fange an über irgendwelche Sachen nachzudenken, die auf einem Konzert nichts zu suchen haben. Danach gings raus aus der Sputnikhalle und nach oben ins Triptychon zu den ganzen (Tattoo-)Künstlern die ihre Werke ausgestellt haben als auch zu einer Band, die in dem Moment sehr viel für mein Gemüt getan hat. BANK MYNA, die ich 2023 ebenfalls auf dem Culthe gesehen habe und nicht gerade begeistert war. Diesmal beruhigt mich die Mischung aus Post-Rock-Irgendwas, Geige und doomigen Gitarrenriffs. Ich bin tatsächlich in der Lage, mich einmal hinzustellen, nicht mit den Beinen zu zappeln, die Augen zu schließen und einfach zuzuhören. Es ist großartig und ich find's schade, dass es mir beim ersten Mal nicht wirklich gefallen. Dafür aber jetzt. Etwas später, weil wir der Meinung
waren, dass wir nicht alles angucken müssen, gings wieder zurück in die Sputnikhalle zu FEN - es fing meines Erachtens etwas langatmig an. Atmosphärischer Black Metal, der dementsprechend lang und monoton ist - allerdings im Laufe der Zeit immer mehr an Tiefe gewinnt. So als ob sich die Band die richtigen Banger zum Ende des Sets aufgehoben hat. Wirklich bombastisch. Gefällt mir richtig gut. Auch das Bandlogo! Danach wieder nach oben, ins Tiptykhon zu TAKH. Phantastisches, leicht martialisches, post-punkiges, post-industrialeskes, fast schon neofolkiges irgendwas aus Belgien. Selbes Gefühl wie bei BANK MYNA. Ich brauche mehr davon. Willkommene Abwechslung zu all den Doom/Black Metal Bands. Ehrlich jetzt. UNRU spielten daraufhin im Café Sputnik - allerdings machte es den Anschein als ob die Leute, die rein wollten, bis weit vor der Halle standen - und wir hatten absolut kein Bock auf Gedränge. Darum ließen wir es sein. Stattdessen kaufte ich mir ein großartiges AHAB-T-Shirt und wir gingen schon mal in die Sputnikhalle um die besten Sitzplätze zu sichern. Leider ist man auch da nicht sicher, weil andere Leute auf die gleiche Idee kommen und selbst bei Sitzplätzen jeden Milimeter ausnutzen wollen. Anstrengend. Aber egal, denn wegen AHAB hat sich der ganze Aufwand gelohnt. Das Bahnfahren, das Warten usw. usf. Ich habe die Band schon desöfteren auf T-Shirts und Aufnäher gesehen und war mir sicher: Das ist feinster Gimmick Metal, der Wale und Moby Dick und so zum Thema hat. Aber natürlich auch mehr. So musste ich mir einfach dieses "AHAB: All Harpooners Are Bastards"-T-Shirt holen, bevor ich mir die Band überhaupt angehört habe. Das war eine gute Entscheidung. Was mir dann geboten wurde war feinster, mal schnellerer, mal langsamerer Doom Metal mit mal gutturalen mal melancholischen cleanen Vocals. Habe ich wirklich sehr genossen. Vor allem dann ganz vorne, an einer Box stehend. Wirklich absolut großartig.

Alles in allem hatte ich meinen Spaß an den Tag und nur einen ganz kurzen Moment der Übersättigung von Eindrücken. Die einzige Sache, die mich gestört hat war, dass Marlyn kurz nach dem Einlass gefragt wurde, ob sie "ihr MGŁA-Patch" überkleben kann, weil die Organisatoren Bands die "nicht in ihr Konzept passen" überkleben. Das ist einerseits eine willkommene Alternative zum endlosen Diskutieren an der Eingangstür - ob diese oder jene Band in Ordnung ist (sprich irgendwie "rechts" ist) oder nicht. Es gab auch keinen Anlass zu diskutieren, wenn sie das so wollen dann ist es halt so und es ist tut auch nicht weh. Allerdings fühlt man sich mit einem aufgeklebten schwarzen Zensurbalken so als hätte man eine fürchterliche Nazi-Band auf der Kutte und direkt verurteilt. Zum einen das, zum anderen: Das ganze "Konzept" erscheint einen absolut willkürlich weil andere Besucher mit eindeutig "schlimmeren" Bands (Burzum, Marduk) auf ihren Jacken unterwegs waren. Oder aber direkt mit einem Symbol, das nach dem 07.10.2023 für Mord an Juden steht - dem Palituch. Es scheint mir so, als würde man mit der Maßnahme versuchen, diverse Leute von seinen Veranstaltungen fernzuhalten - das aber nicht wirklich funktioniert. Ich verstehe, dass man als Veranstalter kein Bock auf diverse Bands hat, sei es als Patch oder T-Shirt. Ich verstehe, dass man seine Grenzen hat - auch wenn ich meine Grenzen woanders ziehe (und dennoch welche habe). Das ganze "Konzept" erschließt sich mir allerdings nicht. Eine Band, der es vollkommen scheißegal ist dass einer ihrer Verleger ein lupenreiner Nazi ist (MGŁA) geht nicht klar, ein Musikprojekt dessen einziges Mitglied ein heidnischer, antisemitischer Neo-Nazi ist, der einen Menschen umgebracht hat, geht scheinbar in Ordnung. Ebenso eine Band, die einen SS-ähnlichen Totenkopf auf die Drums packt (Marduk). Entweder ganz oder gar nicht, entweder rein lassen oder nicht, entweder alles überkleben oder nicht. 

Ansonsten war alles wieder geil, ne. Grüße an Heiko und Ani - ein inneres Blumenpflücken, dies das ananas.






Film der Woche#628: Scream Double Feature!

Awkay, Leute. Ihr könnt euch vielleicht nebulös daran erinnern: Ich habe vor Ewigkeiten den ersten Film der "Scream"-Reihe reviewt, und zwar auf Englisch. Das Review findet ihr hier. Irgendwann später habe ich, weil ich vergessen habe dass ich das schon mal getan habe, den Film für ein Halloween Special reviewen wollen. Das habe ich dann auch getan und dieses Review findet ihr hier. So habt ihr die Wahl zwischen Deutsch und Englisch, neu und alt usw. usf. Jetzt gehts weiter!

Scream 2 (1997)

Es sind zwei Jahre seit dem ersten Teil vergangen. Sidney Prescott (Neve Campbell) studiert inzwischen an einem College und engagiert sich in der Theater-AG. Ihre nächste große Rolle wird die von der Cassandra von Troja sein. Die Journalistin Gale Weathers (Courteney Cox) hat ein Buch veröffentlicht, was sich mit den Woodsboro-Morden befasst während der ursprünglich fälschlich angeklagte Cotton Weary (Liev Schreiber) unbedingt seine Sicht der Dinge erzählen will und das Rampenlicht sucht. Das Buch wurde inzwischen auch verfilmt und als "Stab" feiert es grade seine Premiere. In der Sneak
Preview wird das junge Paar Maureen Evans (Jada Pinkett) und Phil Stevens (Omar Epps) von einem Nachahmungstäter umgebracht. Die Stimmung in der Presse wird wieder angespannter, alle stürzen sich auf Sydney um ihre Meinung zu wissen. Auch Gale wittert die nächste große Geschichte und Dewey (David Arquette), mittlerweile ex-Polizist und Überlebender des ersten Films kommt zum College um für Sydney da zu sein. Es sterben immer mehr Freunde und Bekannte von Sydney, weil sie einem Mörder im Ghostface-Kostüm bestialisch umgebracht werden. Wer es sein könnte, weiß niemand. Was das Motiv sein könnte, weiß auch niemand. 

Wie beim ersten Teil nimmt auch hier Regisseur Wes Craven die Thematik von Slasher Horror-Filmen an sich aufs Korn. So kriegen wir nicht nur eine indirekte Wiederholung des ersten Teils zu sehen, wie es in einem typischen zweiten Teil so üblich ist, nein. Auch wird der erste Film in dem fiktiven Film "Stab" parodiert. So sehen wir Tori Spelling als Sydney und Luke Wilson als Billy. Auch wird die Rolle der Casey Becker (die im ersten Film von Drew Barrymore dargestellt wurde) von Heather Graham dargestellt. Genau wie im ersten Teil wird über Horrorfilme an sich philosophiert, diesmal jedoch explizit über die Fortsetzungen. Und es ist eigentlich ganz klar, wer der Mörder ist, aber ich schaltete mein Gehirn etwas aus und ließ mich überraschen. "Scream 2" ist eine gelungene Selbstparodie, die keine Horrorkomödie darstellt und trotzdem was zum Lachen bietet. Es ist ein rundum guter zweiter Teil.

8/10 Pfandflaschen
Trailer:



Scream 3 (2000)

Mittlerweile befinden wir uns dreieinhalb Jahre nach den Morden im ersten Teil. Sydney Prescott (immer noch Neve Campbell) lebt irgendwo abgeschieden unter einem erfundenen Namen. Sie arbeitet bei einer Hotline für Frauen in Not. Was die anderen üblichen Verdächtigen betrifft: Gale Weathers (Courteney Cox) ist mittlerweile berühmte Moderatorin und gibt Kurse an Universitäten. Der damals für den Mörder gehaltene und inzwischen aus dem Gefängnis entlassene Cotton Weary (Liev Schreiber) ist ein umstrittener Talk Show Master. Dewey (David Arquette) arbeitet als Sicherheitsfuzzi für eine
Schauspielerin. Und zwar für eine, die Gale im mittlerweile dritten Teil der "Stab"-Reihe spielen soll, die auf den Morden in Woodsboro basiert. Doch bevor die Produktion überhaupt richtig angefangen hat geschieht schon das, was jeder vermutet hat. Jemand wird umgebracht. Und zwar Cotton Weary, der im Film auch eine kleine Nebenrolle übernehmen soll - sich selbst nämlich. Nach und nach werden immer mehr beteiligte Schauspieler gekillt. Dewey und Gale, die diesmal offiziell im Auftrag der Polizei arbeitet kommen auf die Spur. Es sind alles Darsteller, die auch im Film sterben. Folglich muss der Mörder irgendjemand aus dem Filmteam sein. Sein Ziel ist offenbar, Sydney aus ihrem Versteck rauszuholen.

Soweit ich mich recht entsinne, sollte das hier der letzte Teil dieser Trilogie sein. Es ist ein sehr guter Abschluß für eine Filmreihe. Alles ist so Meta, das gibts einfach nicht. Ein dritter fiktiver Film in einem Film. Schauspieler, die Schauspieler spielen, die wie andere Schauspieler aussehen sollen. Irgendwie hat jeder in der Filmcrew die Schnauze voll. All diese Horrorfilmregeln gelten auch hier, allerdings für den dritten Teil, für den Abschluß einer Trilogie ganz besondere. Es kann hier alles passieren und jeder kann sterben. Sogar der Hauptcharakter. "Scream 3" schafft es, mal wieder, alles mit einer ironischen aber nicht zu ironischen Brille zu betrachten. Der Film ist zu den richtigen Momenten unglaublich witzig. Es passieren hier einfach Dinge, die eine Sekunde vorher angesprochen werden. Um die Meta Ebene noch mal gründlicher zu erklären, müsste ich mehr spoilern. Aber das möchte ich nicht. Darum: Gebt euch die ersten drei Teile, verdammt!

8,5/10 Pfandflaschen
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Dienstag, 29. April 2025

Comic Book Review#627: Brat Pack#1 (1990)

Wir befinden uns im Jahre 1990, weit weit von dem Zeitpunkt entfernt als Garth Ennis "The Boys" ins Leben gerufen um seinen Hass auf Superhelden noch weiter in die Welt hinaus zu tragen. Okay, "Brat Pack" handelt zwar nicht ganz davon, aber man merkt einen gemeinsam Punkt: Die Aversion gegen Superhelden und ihre Sidekicks. Der Autor heißt Rick Veitch und ich habe schon einen oder zwei Comics von ihm reviewt.


Der Ort des Geschehens heißt Slumburg. Eine Stadt in welcher einst jede Menge Superschurken die Gegend unsicher gemacht haben, doch nach und nach von Superhelden eliminiert wurden. Einer der letzten Schurken, ein Bondage-Typ namens Doctor Blasphemy ist scheinbar auch tot, aber die Leiche wurde nie gefunden. Eines Abends ruft im örtlichen Radio ein Typ an, der "Doc" genannt werden will. Er sagt, dass er die Sidekicks der Superhelden, die eigentlich nur noch "Brat Pack" genannt werden nicht leiden kann und am liebsten tot sehen würde. Daraufhin startet der Moderator eine Umfrage. Er will wissen ob sie sterben sollen und wenn ja, wie. So rufen den Abend über lauter Leute an, um ihre Todeswünsche mitzuteilen. So kommt es, dass mehrere Sidekicks, die eine Parodie auf Robin, Firestorm und andere darstellen, von einer Autobombe in die Luft gejagt werden. Und zwar von niemand anderem als Doctor Blasphemy selbst, der ja auch den Anruf getätigt hat.

Dieser Comic ist u.a. eine Parodie auf die damalige Umfrage von DC Comics. Der Verlag wollte wissen ob der Sidekick Batmans, Robin aka Jason Todd leben oder sterben soll. Die Leser haben sich für seinen Tod entschieden. Zudem wird hier, ganz Watchmen-mäßig (einer der Sidekicks sieht aus wie der Comedian) auf den Umstand angespielt, dass Superhelden gar keine aalglatten perfekten Menschen sind sondern Arschlöcher die ihre Macht mißbrauchen. Also ungefähr dass, was später in "The Boys" auch Thema sein wird. Nur hier ist es nicht ganz so extrem. Bis auf den Versuch einer Vergewaltigung unter Sidekicks. Das ist wirklich ekelhaft gewesen. Meiner Meinung nach ein sehr abstoßender Comic, der allerdings nicht krampfhaft versucht edgy zu sein. So ganz meins ist das leider nicht.

5/10 Pfandflaschen
Hier ein einstündiges Video dazu von Cartoonist Kayfabe: 




Montag, 28. April 2025

Album der Woche#631: Phantom Winter - Her Cold Materials (2023)

Es ist eine Schande, dass diese Band so lange warten musste (als ob), bis ein Review auf diesem unfassbar gigawichtigen Blog bekommen hat. Aber nach ihrem Auftritt auf dem Culthe Fest 2024 musste ich es einfach tun. (Ja, dieses Review wartet ein Jahr auf ein Release. Toll, oder? - geschrieben im April 2025)

Phantom Winter sind personaltechnisch und musiktechnische im Gewissen Sinne die Nachfolger der schon längsten aufgelösten Omega Massif - auch wenn sie früher noch parallel dazu schon existierten. Während OM noch rein instrumentellen (Post-)Metal gemacht haben, ist es hier nicht (mehr) der Fall. Am Gesang stehen Andreas Schmittfull (der hier Gitarre und Klavier spielt und bei OM ebenfalls Gitarre gespielt hat) und ein gewisser Christian Krank - der bei "It's A Trap You Fucking Primate" war, die ich ebenfalls mal reviewt habe. Es hat alles seinen Grund. Das, warum ich Omega Massif dieses eine Mal vor ihrer Auflösung in Darmstadt sehen musste und warum ich Phantom Winter nun hier ein Review schenke. Sie kommen nämlich aus Würzburg - wo ich die ersten 10 Jahre meines Lebens in Deutschland verbracht habe. Sie live in meinem neuen Zuhause-Bundesland zu sehen war schon mehr als eine Freude.


Anyways, kommen wir mal zur Sache: Was uns hier erwartet ist eine ganz eigene Art des Doom Metals. Nein, es hat hier nichts mit Kiffen zu tun oder irgendeiner post-apokalyptisch anmutenden (Friedhofs-)Ruhe. Viel eher, unter anderem mit dem der Suche nach einem Platz im Leben. Mein Lieblingssong hierauf ist auf jeden Fall "Dark Lanterns". Allein wegen der Zeile "I am terrified by this dark thing that sleeps in me, I am out with lanterns looking for myself". Mir gefällt die Kombination aus äußerst schwerfälligen, depressiven Riffs, keifenden Gesang, klagenden Gesang und super langsamen Drums. Dazu kommen noch so einige Zitate aus Film und Fernsehen bzw. auch der Musikwelt. Leider kann ich nicht alle davon identifizieren. Was mir auf jeden Fall positiv aufgefallen ist, ist eine Anspielung auf "When I Grow Up" von Fever Ray. Dieses Lied viel zu selten gewürdigt.

Meiner Meinung nach ist dieses Album ein Anti-Depressions-Album. In dem Sinne dass es nicht wie ein Soundtrack zur schlechten Laune klingt, sondern viel eher als ein Ventil, dass die miese Stimmung in uns in etwas aufbauendes verwandelt. Mir macht es jedenfalls gute Laune.

8,75/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Dark Lanterns, The Unbeholden, When I Throw Up




Sonntag, 27. April 2025

So isses, Musik!#188

CRASS Discography: Penis Envy (1981)

Hurra, eine neue Discography! Da ich mich schon mal mit dem Debütalbum "Feeding of the 5000" als auch mit dem Nachfolger "Stations of the CRASS" beschäftigt habe geht es hier weiter mit dem dritten Album der legendären Anarcho Band mit den fünf großen Buchstaben.

"Penis Envy" ist, wie gesagt, schon das dritte Album der Band/des Kollektivs, welches sich nie als Punk verstanden hat und schon immer die Punk Szene kritisiert hat. CRASS waren trotzdem eine der prägendsten Bands des Anarcho Punk Genre, hatten allerdings intern wenig mit dieser Szene am Hut. Einzig Vocalist Steve

Ignorant hat nach der Auflösung der Band mehrere Projekte in ähnlicher Form weiter geführt. Dieses Album hier ist eine Prise anders als die beiden Vorgänger. Es war, soweit ich mich erinnern kann, das erste CRASS-Album für mich, welches ich von Anfang bis Ende gehört habe. Bis dato kannte ich nur ein paar Songs und die ersten beiden Alben habe ich erst danach entdeckt. "Penis Envy" ist insofern anders, weil es die beiden Sängerinnen Joy De Vivre und Eve Libertine in den Vordergrund rückt. Steve Ignorant ist gar nicht zu hören und die beiden anderen Männern die zuvor am Gesang waren, nämlich Phil Free und Pete Wright, rücken hier ebenfalls in den Hintergrund. Stattdessen hören wir größtenteils Eve Libertines bestimmendes, sanftes und jedoch gleichzeitig martialisches Organ.

Musikalisch bewegt man sich irgendwo zwischen "klassischen" CRASS-Sound, sprich Marsch-Drums, schrammende Gitarren, donnernder Bass und experimentellen Klängen. So klingt die Band beispielsweise in "What the Fuck?" durchaus psychedelisch. Lyrisch geht es unter anderem um Krieg, Verfestigung von Ideologien in den Köpfen der Menschen und das allerwichtigste, um feministische Themen. Nämlich Kritik an der Insitution der Ehe als auch der Rolle der Frau als Mutter/Gebärmaschine. Soweit ich das nachvollziehen kann, war ein solches Konzeptalbum für damalige Verhältnisse etwas vollkommen neues. Und zwar selbst für politisch gefärbte Bands wie CRASS, The Mob, Conflict usw. Die Anarcho Szene war trotz ihres emanzipatorischen Anspruchs von Männern dominiert. 

Aufgrund der Thematiken und den durchaus eigenwilligen Sound sticht "Penis Envy" wie ein Daumen aus der Masse von Mittelfingern heraus. Es ist wirklich, ich möchte das Wort in Zusammenhang mit CRASS eigentlich nicht benutzen, revolutionär für die damalige Zeit.

Anspieltipps: Poison In A Pretty Pill, Where Next Columbus, Systematic Death, Bata Motel
9/10 Pfandflaschen






Primus Discography: Primus & The Chocolate Factory with the Fungi Ensemble (2014)

Das vor knapp elf Jahren erschienen (vor)letzte Primus-Album ist eine Kollaboration mit den beiden Musikern Mike Dillon (Vibraphon, Marimba) und Sam Bass (Cello), die hier das "Fungi Ensemble" darstellen. Die Texte stammen von den beiden Autoren Leslie Bricusse und Anthony Newley. Es ist eine Neuinterpretation des klassischen Soundtracks zum Film "Willy Wonka & the Chocolate Factory". Sprich: 


Die Texte erzählen den Film nach. Wir kriegen mit wie Charlie traurig ist, weil er keinen goldenen Ticket bekommen hat, der ihn zur Schokoladenfabrik des Willy Wonka geführt hätte - nur um dann wieder fröhlich zu sein, dass er doch eins gefunden hat. Dann gibt es natürlich noch die Oompa-Loompa-Songs die ebenfalls neu interpretiert wurden. Ich meine natürlich die Momente als gewisse Kinder sich arrogant verhalten haben und dafür die Rechnung tragen mussten. Im Song "I Want It Now" übernimmt Gitarrist Larry LaRonde das erste Mal den Hauptgesang. Außerdem kehrte hier Tim Alexander ans Schlagzeug zurück. Es ist das erste Album mit ihm seit "Tales from the Punchbowl".

Insgesamt ein durchaus progressives und psychedelisches Werk. Abgesehen von den Texten, die in Primus'scher Ausführung doch ziemlich abgefahren wirken ist das ein vergleichsweise ziemlich ruhiges und anderweitig "komisches" Album. Es hat wenig von typischer Primus-Polka-Crossover-Psychedelia sondern stattdessen eine Art Primus-Progressive-Psychedelia. Insgesamt ist es eine vollkommene Neuinterpretation. Ein Song wie "Pure Imagination" hat nichts mehr gemein mit der ursprünglichen Darbietung des Schauspielers Gene Wilder. Es wirkt wie ein Album aus einer anderen Dimension. Sehr sehr anders als sonst, aber trotzdem nicht weniger schlecht als die bisherigen Werke. Ich hab's genossen. Trotzdem könnte ich es nicht mehr als 2 mal hintereinander hören.

Anspieltipps: Oompa Augustus, I Want It Now, Pure Imagination
7/10 Pfandflaschen



Und weil drei Meinungen besser sind als eine, hier kommt...

Philipp:

"3 Jahre nach dem letzten Lebenszeichen das achte Album von Primus, das erste Album mit Herb seit "Tales From The Punch Bowl". Es ist wie der Name bereits andeutet ein Konzeptalbum, das sich an den Soundtrack von "Willy Wonka and the chocolate factory" aus dem Jahre 1971 anlehnt und ihn dabei recht frei neu interpretiert. 

Frei bedeutet hierbei, dass selbst altbekannte Big Band Banger wie "Candy Man" (welches übrigens 1 Jahr nach Erscheinen des Films in der Version von Sammy Davis Jr. zum Welthit wurde) und "Pure Imagination" hier unverkennbar nach Primus klingen. 

Der morbide Charme, die Ästhetik und der seltsame Humor des Originals passen dabei zu Primus wie die Faust aufs Auge. 

Leider läuft sich das Album schnell ab, was unter anderem an der leichten Überrepräsentation von Oompa Loompas liegt, ich habe mich nach 3 Durchläufen bereits gefühlt als hätte ich jedes einzelne dieser Lieder 50 mal gehört. Es fällt schon deutlich auf, dass dieses Konzept für eine Live-Aufführung (inklusive tanzender Oompa Loompas) erdacht wurde und auf Album-Länge den Spannungsbogen ganz einfach nicht halten kann. 

6/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Candy Man, Pure Imagination, Oompa TV"

Raphael:

"Ratet mal, wer wieder da ist? Es ist Herb, bürgerlich auch als Tim Alexander bekannt, der im Jahr 2013 wieder den Platz auf dem Drumhocker von Jay Lane eingenommen hat. Beim ersten gemeinsamen Konzert in der klassischen Besetzung an Silvester 2013 performten Primus zusammen mit dem Frog Brigade Ensemble den Soundtrack zum Film „Willy Wonka & The Chocolate Factory“. Die offizielle Ankündigung des achten Albums „Primus & The Chocolate Factory with the Fungi Ensemble“ folgte erst etwas später. Vor Veröffentlichung des (selbst für Primus) eigenartigen Albums wurde im September 2014 noch eine Les Claypool Biographie von Greg Prato veröffentlicht, und am 21. Oktober 2014 erschien dann das Album.

Das Jahr 2014 war auch Thema des gleichnamigen Liedes der niederländischen Death Metal Band God Dethroned von deren im Jahr 2006 veröffentlichten Albums „The Toxic Touch“. Das hilft uns jetzt hier aber überhaupt nicht weiter. Es war das Jahr der großen Fluchtbewegungen, die durch islamistischen Terror ausgelöst wurden, das Jahr des Euromaidan und dem Beginn des Krieges zwischen der Russischen Föderation und der Ukraine, die Geburtsstunde der Armee der Ottos (auch unter dem Namen PEGIDA) bekannt, das Jahr der Ebola-Epidemie im Westen Afrikas, oder auch das Jahr des Grubenunglücks von Soma. Außerdem war es das internationale Jahr der Kristallographie, und der Blattlose Widerbart wurde zur Orchidee des Jahres gekürt.

Bei der 1971 verfilmten Version von Roald Dahl’s Kinderbuch „Charlie & The Chocolate Factory“ handelt es sich wohl um einen der Lieblingsfilme von Bassist Les Claypool. Und nachdem die Pläne, ein Coveralbum von „Magic Mystery Tour“ von den Beatles aufzunehmen über den Haufen geworfen wurden, haben Primus sich also an den legendären Filmsoundtrack gewagt. Man kennt mich als Person, die keine Klassiker kennt, und da mache ich auch hier keine Ausnahme. Ich habe weder das Buch noch den Film gesehen. Auch von der 2005 veröffentlichten Tim Burton Version mit Johnny Depp als Willy Wonka habe ich nur Ausschnitte gesehen. Dementsprechend kenne ich sowohl Handlung als auch Musik nur aus Gesprächen mit Menschen, die mir wütend und genervt erklären, dass das doch ein Klassiker sei, und dass man den kennen müsse. Und natürlich kenne ich die Anspielungen an die Handlung aus diversen Folgen von Futurama, The Simpsons, Family Guy etc. Ich kann also wenig bis gar nicht Bezug auf das Original nehmen. Steinigt mich.

Wie es sich für einen Filmscore gehört, gibt es mehrere repetitive Themen und Motive sowie gesprochene Einspieler. Auf einem normalen Album hätte mich das etwas genervt, aber es handelt sich ja auch um eine Primus-Umsetzung des Soundtracks. Betrachtet man „Primus & The Chocolate Factory with the Fungi Ensemble“ auf rein musikalischer Ebene, dann begegnet man einem psychedelischen, progressiven und experimentellen Album, das sicherlich Menschen gefällt, denen Primus sonst zu derb, zu dreckig, zu kratzig sind. Insgesamt klingt mir das Album ein bisschen zu wenig nach Primus, auch wenn die Band natürlich eindeutige Spuren in ihrer Version des Soundtracks hinterlassen hat. Der starke Fokus auf Percussions, und die Unterstützung des The Fungi Ensemble, also Mike Dillon und Sam Bass, erfüllen natürlich den Zweck, einen cineastischen und faszinierenden Sound zu erzeugen. Und obwohl das alles irgendwie cool klingt und stark umgesetzt ist, vermisse ich den knackenden Bass und den schallernden Funk. Tolles Album, aber deplatziert in einer linearen Primus Diskographie.
7/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Candy Man, Farewell Wonkites"


Mittwoch, 23. April 2025

Film der Woche#627: Zodiac (2007)

Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen, frischen "Film der Woche" bei "..,klar"! Dieser Film lag garantiert über ein Jahr auf meinem To-Watch-Stapel nachdem ich ihn mir auf einem Gebraucht-DVD-Stand auf der Cranger Kirmes geholt habe. Für einen Euro. Ein Euro für zwei DVDs ist schon eine ganz gute Sache, finde ich.

"Zodiac" ist die Verfilmung der beiden Non-Finction-Bücher "Zodiac" (1986) und "Zodiac Unmasked" (2002) von Robert Graysmith. Die Bücher beschäftigen sich mit dem Fall des Zodiac Serienkillers der zwischen 1968 und 1969 fünf Menschen ermordete. Regisseur David Fincher war zu dem Zeitpunkt noch ein Kind und hat selbst die bedrückende und angespannte Atmosphäre miterlebt. Für ihn war Zodiac der "Real Life Boogeyman". 


Wir befinden uns in Vallejo, Kalifornien. Es ist der 04.07.1969. Der Amerikanische Unabhängigkeitstag. Das junge Paar Darlene Ferrin (Ciara Moriarty) und Mike Mageau (Lee Norris) möchte an einer weiter entlegenen Stelle abhängen. Urplötzlich taucht allerdings ein Mann auf, der auf die beiden schießt. Darlene stirbt, Mike überlebt. Kurze Zeit später ruft der Täter bei der Polizei an, gesteht die Tat als auch einen weiteren, vorherigen Doppelmord. Daraufhin schickt der Mörder den Zeitungen "San Francisco Chronicle", "SF Examiner" und "Vallejo Times Herald" Briefe und fordert, dass die mitgeschickten verschlüsselten Botschaften gedruckt werden. Im Herbst des gleichen Jahres greift er ein anderes Paar, am Lake Berryessa in Napa, an. Wieder stirbt die Frau und der Mann überlebt. Es dauert nicht lange, bis er einen Taxifahrer in San Francisco erschießt. Als er per Brief ankündigt, wahllos Schulkinder umbringen zu wollen, kippt die öffentliche Stimmung. Es herrscht eine regelrechte Panik. Ausgangssperren werden beschlossen. Bei dem San Franciso Police Department nehmen sich die beiden Mordkomissare Dave Toschi (Mark Ruffalo) und Bill Armstrong (Anthony Edwards) dem Fall an. Währenddessen fängt Journalist Paul Avery (Robert Downey Jr.) selbst an zu ermitteln. Sein Kollege, Karikaturist Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal) entwickelt im Laufe der Zeit eine Besessenheit mit dem Fall.

"Zodiac" mag aufgrund des Trailers vielleicht wie ein Horrorfilm erscheinen, ist aber im Grunde genommen ein auf wahren Begebenheiten basierter Thriller, der sich stark auf dem Buch von Greysmith orientiert. Der Mann, der im Film höchstwahrscheinlich der Täter ist war auch im echten Leben der Hauptverdächtige, allerdings gab es nie eine Verurteilung. Trotz der Tatsache, dass die Informationen auf denen der Film basiert, von einem Karikaturisten und keinen Detektiv zusammengetragen wurden, ist es meiner Meinung nach eine beeindruckende Recherchearbeit. Ich weiß, dass es im Grunde nur ein Film ist, aber meiner Meinung nach ist die Beweis- bzw. Indizienlage ganz klar. Trotzdem möchte ich noch mal nahelegen, dass es zu keiner Verurteilung kam. Wie auch immer: "Zodiac" fängt die Essenz der späten 60er und frühen 70er Jahre gut ein. Einzig Jack Gyllenhaal scheint absolut nicht zu altern und irgendwie sieht er in den 80ern fast genauso aus wie in den 70ern. Dasselbe gilt für Mark Ruffalo. Das Zusammenspiel von bedrückender Atmosphäre, großartiger Musik und einer nahezu realistischen Bühnenbild ist einfach fantastisch. Mit fast 2,5 Stunden Laufzeit ist der Film trotzdem nicht zu lang, sondern genau richtig. Man möchte mehr rausfinden, selbst recherchieren - nur um am Ende selbst zum gleichen Ergebnis zu gelangen. Einer der besten Filme der 2000er Jahre.

9/10 Pfandflaschen
Trailer:




Dienstag, 22. April 2025

Comic Book Review#626: ALF Annual#2 (1989)

Ich habe das Cover zu diesem Comic das erste Mal vor Ewigkeiten auf Instagram gesehen. Soweit ich mich erinnern kann, hat der Zeichner Bill Sienkiewicz, der hier für das Cover verantwortlich sit, eben dieses gepostet. Da Sienkiewicz ein großartiger Künstler ist, hat es mich gewundert dass er für eine Comic-Reihe wie ALF, die eher weniger mit seinem Metier zu tun hat, gezeichnet hat. Allerdings handelt es sich hier nur um das Cover. Die Zeichnungen im Comic selbst stammen von Dave Manak, die Stories von Michael Gallagher. Es handelt sich um eine "Annual" Ausgabe, also eine jährliche. Das heißt, dass sie dicker als die durchschnittliche monatliche Ausgabe ist. 


Hier sind mehrere Geschichten vertreten. Ich erinnere mich relativ ungenau an die ALF-Sitcom, die ich gesehen habe als ich klein war. Ich war damals tatsächlich durchaus ein Fan und besaß sogar einen lebensgroßen ALF in Form eines Plüschtieres. Meine Oma hat sich nachts mal erschreckt als er auf dem Bett saß. 

Die Stories sind durchaus trivial aber lustig. Die erste, "Bad Day At Blackout" handelt davon wie ALF mit einem komplizierten Haartrockner den ganzen Bezirk lahm gelegt hat. Es gab so oder so Probleme mit der Stromversorgung, sodass die Tanners (ALFs Gastfamilie) bis morgen früh nicht die Lüftungsanlage benutzen durfte. Da der Außerirdische über sowas wie Schuldgefühle verfügt, fliegt er zum lokalen Kraftwerk um den Strom zu dirigieren und alles wieder in Ordnung zu bringen. In einer anderen Story beschwert sich Brian, der kleine Sohn der Tanners, darüber dass die Eltern nur noch Augen und Ohren für seinen neugeborenen Bruder Eric haben. So erzählt ihm ALF aus dem Nähkästchen bzw. gibt einen ordentlichen Melmac-Flashback wieder. Wir erfahren wie es damals auf seinem Heimatplaneten war und er selbst einen neuen Bruder bekam. Seine Gefühle waren ähnlich. Er war eifersüchtig. Doch als der kleine bei einem Einkaufszentrum-Besuch Angst vor einem hiesigen Santa-Claus-Substitut (nennt sich Oyster Bunny und sieht auch so aus: fürchterlich) bekommen hat und weggelaufen ist war ALF bereit seine Mutter bei der Suche zu helfen. Als der junge dann von einem finsteren Organhändler (!!!) gekidnappt werden sollte, schritt sein großer Bruder ein und rettete ihn. Eine weitere, wesentlich komischere Story: "Interview with a Hampire" handelt vom Besuch von Melmac: Ein Cholerestin/Fett-Vampir vom ALFs Heimatplaneten besucht die Erde und macht Jagd auf ihn. Sein Name ist Melmacula und seine Opfer werden ebenfalls zu Fett-Vampiren. 

Das sind nur einige von mehreren Geschichten. Wobei ich hier nicht jede durchkauen will. Es sind durchaus witzige, wie oben erwähnt, triviale Sachen. Die Spannweite reicht von alltäglich, lustig bis vollkommen surreal und durchaus merkwürdig. Der Humor ist im Grunde der gleiche wie bei der Sitcom, nur dass ALF mehr Anspielungen auf die Comic-Welt neben seiner Erwähnungen der Film/Pop-Kultur. Die Tanners und die anderen Menschen sind "simplifiziert" worden bzw. "cartoonisiert". Allerdings ist es sofort wieder zu erkennen, wer wer ist. Meines Erachtens ein durchaus leicht verdaulicher und tatsächlich witziger Comic, der aber wahrscheinlich bei der Fülle an ALF-Merchandise etwas untergegangen ist.

7,5/10 Pfandflaschen


Montag, 21. April 2025

Album der Woche#630: John Zorn - Kristallnacht (1992)

John Zorn ist ein Künstler, der hier schon längst vertreten sein sollte. Allerding ist es so wie es immer ist. Mir ist sein Name immer wieder mal aufgefallen, im Zusammenhang mit Mike Patton - weil die beiden wohl schon ein paar Mal mehr zusammen gearbeitet haben. Außerdem gibt es noch einige Metal/Punk-affine Projekte von ihm, die hier ebenfalls bald besprochen werden. Doch zuerst komme ich auf ein sehr wichtiges Album in seiner Discography, das herzlich wenig mit Metal/Rock/Hardcore Punk oder so zu tun hat. Okay, gut. Vielleicht ein Bisschen.

"Kristallnacht" ist das erste Album von John Zorn, welches im Zuge der Auseinandersetzung mit seiner jüdischen Identität entstanden ist. Zorn hat diese davor Jahrelang verleugnet und schuf mit diesem Album eines der Startpunkte einer neuen Kunstbewegung: Radical Jewish Culture. Der 1953 in New York geborene Multiinstrumentalist und Jazz-Musiker hat mit "Kristallnacht" genau so ein Album geschaffen, welches mit dem Titel schon verrät worum es geht. 


Ja, ihr könnt es schon vermuten: Es geht um die Shoah/den Holocaust als auch die Geschichte der Juden im Dritten Reich, vor und nach dem zweiten Weltkrieg. Insgesamt fällt es schwer, dieses Werk in eine bestimmte Musikrichtung einzuordnen. Zorn verwendet Soundcollagen. Propagandareden aus dem NS. Klezmer-Klänge. Geigenspielereien. Saxophon-Tröterismus. Und natürlich auch verzerrte Gitarren. Das verstörendste Stück hierauf, "Never Again" fällt weder in die Kategorie (Free) Jazz, noch Klezmer noch Rock. Es ist schlicht und einfach der Klang von zersplitternden Glas, unterfüttert mit Schreien und Propagandareden. Man könnte es als Harsh Noise bezeichnen - und es gab sogar eine Warnung davor, dieses Lied zu oft zu hören. Man könnte angeblich einen Hörschaden bei sich verursachen.

Selbstverständlich ist Zorn hier nicht alleine: Anthony Coleman an den Keyboards, Mark Dresser am Kontrabass, Mark Feldman spielt Violine, Marc Ribot – Gitarre, William Winant spielt Perkussion.
David Krakauer und Frank London sind für Klarinetten und Trompeten verantwortlich. John Zorn beschäftigt sich hier mit einem "Waveform Oscillator". D.h. er ist wahrscheinlich für den meisten "Lärm" verantwortlich. Ich glaube, er hat irgendwie auch bei Merzbow abgeguckt. Jedenfalls: "Kristallnacht" ist ein sehr abwechslungsreiches, abgefahrenes und vor den Kopf stoßendes Werk. Und nein, es fiel mir überhaupt nicht schwer, es zu hören. Grandios.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Shtetl, Never Again, Gariin, Tzfia


Donnerstag, 17. April 2025

My Favorite TV-Show: Stromberg (2004-2012) + Stromberg - der Film (2014)

Okay. Wir haben hier schon einige Mockumentary-Serien zu Gast gehabt. Sei es jetzt das US-Amerikanische Remake von "The Office", Parks and Recreation als auch das deutsche Remake von "Vakkenvullers" - "Die Discounter". Allerdings war die Mutter der deutschen Mockumentary leider noch nicht dran. Wieso? Keine Ahnung. Vielleicht liegt es daran, dass ich mit "Stromberg" keine Berührungspunkte hatte, außer vllt. dass ich 1-2 Folgen irgendwie halb mitgeguckt habe. 2004 war ich grade mal zwei Jahre in Deutschland und konnte, glaube ich, noch nicht so viel damit anfangen. Zum Glück ist Marlyn ein Riesenfan und hat mir die Serie näher gebracht.


Ich erinnere mich noch, wie vor knapp 20 Jahren auf ProSieben fürchterlich beschissene Doku-Soaps gelaufen sind wie "Abschlußklasse'04" (hat nichts mit dem Verein aus Gelsenkirchen zu tun) oder so. Zum Glück habe ich nichts davon mitgenommen und alles vergessen. "Stromberg" war im Grunde genommen eine (weitere) Parodie auf solche Formate, die allerdings auf der UK-Serie "The Office" basiert war. Allerdings hat man dies erst später zugegeben, nachdem "The Office"-Mitschöpfer Ricky Gervais Klage eingereicht hat. Erst später stand im Abspann von "Stromberg" "based on the UK series "The Office"" oder so ähnlich. Aber egal. Worum geht's?

Wie schon in "The Office" (UK/US) geht es um eine fiktive Firma, in einer real existierenden Stadt. Diesmal ist es eine Versicherung namens "Capitol". Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst), der titelgebende Charakter der Serie, ist Abteilungsleiter von "Schadensregulierung M-Z". Ein Kamerateam begleitet ihn und die Abteilung für eine längere Fernsehreportage. Selbstverständlich finden dabei auch Einzelgespräche (so auf die Big Brother Einzelzimmer Art) statt, in welcher Stromberg seine Weisheiten zum Besten gibt. Zum Team gehören unter anderem der ständig gemobbte Sachbearbeiter Berthold "Ernie" Heisterkamp (Bjarne I. Mädel), der Mobber/Sachbearbeiter Ulf Steinke (Oliver Wnuk) als auch die beliebte Tanja Seifert (Diana Staehly). Es wird ziemlich schnell klar, dass alle Charaktere überzogene Stereotype sind. So ist beispielsweise Ulf ein fürchterlicher Macker der nichts als Titten, Autos und Bier im Kopf hat während Stromberg ein manipulatives Arschloch ist, dass nur darauf aus ist den größten Gewinn für sich zu erwirtschaften als auch sein Gesicht zu wahren. Dafür geht der Mann sprichwörtlich über Leichen, lässt "Dinger" drehen, schmiert Honig ums Maul etc. etc. 

Der Alltag einer Versicherung könnte nicht langweiliger sein. Tatsächlich erscheinen mir die Charaktere nicht wirklich so als würden sie wissen was sie da tun. Ich kann tatsächlich den Leuten nicht wirklich abnehmen, dass sie "arbeiten". Was wesentlich echter wirkt ist nicht die überzogene Stereotypisierung sondern das Aufeinanderknallen der Stereotypen. Wie funktioniert das? Nun, da es größtenteils One-Shot-Aufnahmen sind und relativ wenig geschnitten wurde kann man davon ausgehen, dass die Schauspieler einiges dazu improvisiert haben und ordentlich Spaß gehabt haben. Was für ein Satz. Darüber hinaus wächst die Serie über den Status eines "Remakes" hinaus. So ist "Stromberg" nach spätestens der zweiten Staffel etwas anderes, etwas typisch Deutsches. Richtig übler, fieser, schwarzer Humor. Bis auf zwei Charaktere ist mir kein Mensch hier wirklich sympathisch. Es stellt sich dann die Frage: "Wieso gucke ich überhaupt weiter?". Nun, man möchte gewisse Leute einfach scheitern sehen. Anderen wiederum, wünscht man dass sie jemanden ein Auge ausstechen. Trotzdem: "Stromberg" ist echt, weil sie so gottverdammt Deutsch ist. Die Serie funktioniert so gut, weil sie typisch deutsche Büro-Klischees vorführt und macht tatsächlich eben deswegen so viel Spaß. Die Charaktere sind unsympathisch und genau das macht die Serie so gut.




Stromberg - der Film (2014) 

Der Film wurde drei Jahre nach Einstellung der Serie durch Crowdfunding finanziert und war ein voller Erfolg. Es macht den Anschein, als ob er nur kurz nach dem Ende der Serie spielt bzw. dass seitdem keine drei Jahre vergangen sind.


Die Capitol-Versicherung feiert ihr 50. Jubiläum. Aus diesem Grund findet eine große Betriebsfeier in einem Hotel in der fiktiven Stadt Botzenburg statt. Berthold "Ernie" Heisterkamp (immernoch Bjarne I. Mädel), der mittlerweile Stellvertreter von Stromberg (immernoch Christoph Maria Herbst) ist, ist richtig begeistert von der Idee, die ganze Abteilung der Schadensregulierung mitzunehmen. Stromberg hingegen ist dagegen. Rein zufällig erfährt der letztgenannte vom Hausmeister, dass die Capitol eine massive Stellenkürzung plant und der Standort Köln geschlossen werden soll. So kommt er auf die Idee, doch noch nach Botzenburg zu fahren um seinen Arsch zu retten. Kurzerhand wird alles umgeplant und die ganze Abteilung fährt in einem sichtlich mitgenommenen SETRA-Bus nach Botzenburg. Da alles mehr oder weniger spontan stattfindet müssen Ulf (Oliver Wnuk) und Tanja (Diana Staehly) ihren Adoptivsohn Marvin (Max Kluge) mitnehmen, der mit seinem Edding überall Pimmel hinmalt. Da Ernie sich für eine höhere Stelle in der Zentrale beworben hat und Stromberg nun ebenfalls einen höheren Posten erhalten will entbrennt zwischen den beiden ein Machtkampf. Was noch zu sehen ist sind ganz viel verschütteter Wein, Prügeleien, Müller Milchreis Werbung, ein Fisch der ins Gesicht geklatscht wird, Rettung der äh Ehre und äh...die SPD.

Mir hat der Film tatsächlich sogar noch besser als die Serie gefallen. Warum? Nun, es passiert hier ganz ganz viel. Viel mehr als in einer 25-minütigen Folge der Serie. Kein Wunder, schließlich stehen hier mehr als 2 Stunden Filmmaterial zur Verfügung. Meines Erachtens ist das irgendwie wie damals als die "Nackte Kanone" ins Kino kam, nachdem es schon "Police Squad" im Fernsehen gegeben hat. Eine wirklich außerordentlich gute Abfolge von absurden Situationen und Witzen die ein unvorhergesehenes Ende hat. Das gute ist: Es wirkt nichts wie überrumpelt und hingeschissen sondern man lässt sich Zeit die Geschichte zu erzählen und jeder Witz zündet. Kurzum: Es funktioniert und es ist witzig. Ich war begeistert.

8,75/10 Pfandflaschen
Trailer:




Mittwoch, 16. April 2025

Film der Woche#626: Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (1964)

In Deutschland bekannt als "Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben". In Österreich hingegen als "Dr. Seltsam oder Gebrauchsanweisung für Anfänger in der sorgenfreien Liebe zu Atomwaffen". Ich habe den Film das erste Mal vor mehr als zehn Jahren gesehen und war eigentlich der Meinung, ich hätte ihn schon mal reviewt. Aber dem war leider nicht so. 


Wir befinden uns zu Beginn des Kalten Krieges. Ein US-General namens Jack D. Ripper (Sterling Hayden) ist der wahnhaften Meinung, die Sowjetunion plane eine massive Zersetzung der US-Amerikaner durch äh Fluoridierung des Trinkwassers. So kommt er auf die Idee, den "Kommunisten" zuvorzukommen. Also isoliert er sich im Luftwaffenstützpunkt Burpelson und erteilt einen Befehl an eine Brigade von B-52s den "Plan R" durchzuführen. Dieser sieht vor, mehrere Großstädte in der Sowjetunion mit Atombomben zu bombardieren. Durch Einsatz von geheimen Bestimmungen und Codes werden die Brigaden von der Außenwelt isoliert. Sprich: Niemand kann sie auf herkömmlichen Wege erreichen um den Angriff der USA zu stoppen. Während ein britischer Austauschoffizier (Peter Sellers) versucht ihm zur Vernunft zu bringen, versuchen US-Soldaten ihn mit Gewalt aus dem Stützpunkt zu befördern. Anderswo, genauer gesagt in einem sogenannten "War Room". Der US-Präsident (Peter Sellers) trifft sich mit einer Reihe von Army-Verantwortlichen, die ihn beibringen wie die Lage denn überhaupt ist. Es stellt sich zudem heraus, dass die Sowjetunion über eine sogenannte "Weltuntergangsmaschine" verfügt, die im Falle eines Atomangriffs der USA die komplette Welt in Schutt und Asche legen wird. Und das obwohl sich der sowjetische Generalsekretär und der US-Präsident sich so gut am Telefon verstehen.

"Dr. Seltsam" ist einer dieser viel zitierten Filme von Stanley Kubrick, die sich fest in die US-Amerikanische Popkultur eingebrannt haben. Der spätere Präsident (und damals noch Schauspieler) Ronald Reagan war tatsächlich davon überzeugt, dass es irgendwo im Weißen Haus einen "War Room" gäbe und wollte ihn gezeigt bekommen. General Ripper ist die Verkörperlichung der "Kommunistenangst" der McCarthy-Ära, als man geglaubt hat die "Roten" würden die Potenz des Mannes angreifen um die Amerikaner auszulöschen. Es ist eine wunderbare, schwarzhumorige Verballhornung der Paranoia des Kalten Krieges. Am Ende geht alles den Bach runter und irgendwie müssen wir damit zurechtkommen. Ich habe mich köstlichst amüsiert und wahrscheinlich sogar so laut gelacht, dass meine (teilweise sehr lauten) Nachbarn sich hätten beschweren können. Meine Fresse, ist dieser Film lustig. Und er ist zeitlos, auch weil wir wieder in gelinde gesagt, schwierigen Zeiten leben. Achja: Was es ist mit dem Filmtitel auf sich hat? Nun, es handelt sich um einen dritte Rolle des großartigen Peter Sellers!

9/10 Pfandflaschen
Trailer:


Dienstag, 15. April 2025

Comic Book Review#625: Weapon X#1 (2002)

Dieser Comic hat nichts mit irgendeiner Hintergrundgeschichte von Wolverine (der ja stets Weapon X genannt wurde) zu tun. Stattdessen handelt es sich hier um die Abenteuer einer Gruppe von Mutanten, die einem finsteren Militär-Typen unterstehen. Sie fungieren als eine Art Söldnertruppe, die dreckige Jobs erledigen. Unter ihnen ist auch ein Dinosaurier-Mutant namens Sauron dabei, der sich von menschlicher Energie nährt. Zuallererst sehen wir aber tatsächlich Wolverine. Und zwar in einem Alptraum von Malcolm (dem besagten Befehlshaber der Mutanten). In diesem Traum arbeitet er als Wächter exakt dieser Einrichtung, in welcher Wolverine damals gefangen gehalten wurde. Er wird von ihm überwältigt, kann ihn aber töten nur um danach von mehreren anderen Mutanten angegriffen zu

werden. Der Comic fokussiert sich auf zwei Missionen von Weapon X. In erster überfallen sie die Sitzung einer Terroristengruppe namens Zodiac, die einen Transmorphen Mutanten gekidnappt hat, der in der lage ist aus jedem Stück Metall irgendwas nützliches zu erschaffen. Genau dieser Mutant wird sich als nützlich erwiesen, denn insgeheim hat der äh dings hier, der Obermacker von Weapon X ein geheimes Supergeheimprojekt vor. In der zweiten Mission sollten sie jemand anders "an sich reißen", die Mutantin wurde aber von einem anderen Mutanten namens Sabretooth umgebracht. Der auch auf dem Cover ist und im Comic kaum zu sehen.

Meine Fresse ist das langweilig. Es ist dasselbe Schema wie so oft. Eine Gruppe von Supertypen/Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können und einander nicht so grün sind arbeitet für irgendeinen Oberschnösel der sie alle eigentlich nur für seine finsteren Zwecke ausnützt und manipuliert weil er einen Gefallen daran findet. Und natürlich hat er irgendwas superkrassböses vor. Wenn ich nicht so gelangweilt wäre von der Handlung hätte ich das hier weiter spinnen können. Nein, danke. Darüber hinaus gehen mir die Zeichungen von George Jeanty gehörig auf den Zeiger. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wirklich, warum. Vielleicht ist das die Gestaltung der Gesichter. Nee, das hier ist murks.

0/10 Pfandflaschen




Montag, 14. April 2025

Album der Woche#629: Tomahawk - Mit Gas (2003)

Hallo und herzlich willkommen zu einem weiteren "Album der Woche". Diesmal wieder mal mit der Ikone des vielfältigen Gesangs Mike Patton. Es ist die dritte Tom-Band bzw. Projekt an welcher/m er beteiligt ist. Mit "Tom-Band" meine ich, dass ein "Tom" im Namen versteckt ist. Man erinnere sich: FanTOMas, Peeping TOM und nun auch TOMahawk. Wobei Tomahawk in der Aufzählung eigentlich die zweiten sein sollten, glaube ich.

Tomahawk sind, wie das andere Projekt Fantomas, eine Supergroup. Sie besteht bzw. bestand zu dem Zeitpunkt aus Mike Patton (Faith No More, Mr. Bungle) am Gesang, Gitarristen Duane Denison (The Jesus Lizard), Bassisten Kevin Rutmanis (damals Melvins) und John Stanier (Helmet) am Schlagzeug. "Mit Gas" ist das zweite Album des Vierers. Insgesamt lässt sich sagen, dass sie wesentlich näher an "straighter" Rockmusik sind als andere Projekte von Mike Patton, bei welchen er nach der Auflösung von Faith No More mitgewirkt hat. 


Kein Konzeptalbum, das Tage des Monats zum Thema hat und auch keine Lautmalerei. Stattdessen durchaus eingängiger Alternative Rock, der jedoch trotzdem nicht vollkommen massenkompatibel ist. Der letzte Track "Aktion F1413" ist eine vertonte Anleitung für einen Nahkampf. Wir haben einerseits sowas, andererseits Songs wie "When The Stars Begin To Fall", die meiner Meinung nach pure Faith No More Nostalgie sind. Ebenso wie "Harelip", dass auf eine gewisse Weise an "Evidence" von "King For A Day/Fool For A Lifetime" erinnert. "Natural Disaster" hingegen ist ein auf Spanisch gesungenes, sehr angenehmes und ruhiges Lied über die Eruption eines Vulkans.

"Mit Gas" ist zumindest was die lyrischen Ergüsse betrifft einfach unfassbar merkwürdig. Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass man Songs nicht unbedingt komplett verstehen muss um sie gut zu finden. Faszinierendes, abwechslungsreiches und ungewöhnlich gutes Stück Musik, dass jedoch gleichzeitig auf dem Boden bleibt.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Natural Disaster, Harlem Clown, When The Stars Begin To Fall



Freitag, 11. April 2025

So isses, Musik!#187

Code Orange Discography: The Above (2023)

Nun, es hat etwas länger gedauert (eigentlich sollte dieses Album im Dezember 2023 auf diesem Blog reviewt werden), aber hier ist es. Das aktuellste Album von Code Orange und gleichzeitig der Nachfolger von "Underneath". Der Titel ist das logische Gegenteil des vorherigen Titels, was einen vermuten lässt, dass es hier um eine Art Konzeptalbum handelt, dass auf den Vorgänger anschließt. Wie es darum bestellt ist, weiß ich nicht. Allerdings erinnert mich der Klang vom Outro von "The Above" an irgendeinen Song von "Underneath". Was die Außenwirkung, sprich Musikvideos und Covergestaltung  betrifft, wirkt dieses Album wie eine Art positives Gegenbild zum pessimistischen Vorgänger. Anyway...


Code Orange haben mit diesem Album einige vorm Kopf gestoßen. Es hieß "The Above" sei uninspiriert und blutleer. Kann ich so definitiv nicht unterschreiben. Es sind einfach andere Einflüsse die hier präsent sind, die für mich eher von Bedeutung sind als für irgendwelche Hardcore Kids. Meines Erachtens ist dieses Album eine Verbeugung vor spät 90er/Anfang 00er Alternative Rock/Nu Metal und Industrial. Die Namen die mir dazu einfallen sind auf jeden Fall NIN, Static-X als auch...Linkin Park. Stellenweise klingen CO wie LP zur Zeiten von "Hybrid Theory". Als Feature auf "Take Shape" holt man sich dann Billy Corgan von Smashing Pumpkins, der damals zumindest ein großer Nu Metal Fan gewesen ist. So bewegt man sich zwischen richtig stumpfen, brutalen Nu Metal Riffs und dazu passenden Vocals, cleanen Gesangspassagen (wie im Opener "Never Fall Apart", gesungen von Gitarristin Reba Meyers), mechanischen Industrial-Elementen und Grunge/Alternative Rock. Es ist all das was ich früher gehört habe (und teilweise immer noch höre) nur in modernen, besser produzierten Gewand. Und ganz und gar nicht ideenlos. Großartig.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Never Fall Apart, Take Shape, The Mask Of Sanity Slips, Splinter The Soul




Primus Discography: Green Naugahyde (2011)

Erstes Lebenszeichen von Primus nach der EP "Animals Should Not Try To Act Like People" (die eine Begleitung zur gleichnamigen DVD war) aus dem Jahre 2003 und das erste Album seit "Antipop". Bis dahin wohl das merkwürdigste aber gleichzeitig das progressivste Werk des Trios. Das einzige Album mit Jay Lane am Schlagzeug.


Fangen wir doch mal an mit den Songtexten. Ich finde, zumindest für meinen Geschmack, sind sie wirklich am merkwürdigsten von allen Primus-Alben bisher. Nicht, dass sie komplett erfunden wären. Scheinbar behandeln sie wahre Geschichten. Beispielsweise handelt "Jilly's On Smack" von einer Freundin der Band die drogenabhängig wurde. "Lee Van Cleef" erzählt davon wie Les Claypool und seine Freunde früher zu Clint Eastwood und Lee Van Cleef aufgesehen haben. "Hoinfodaman" kritisiert Werbepartnerschaften sogenannter Celebrities, die früher "rebellisch" waren und jetzt irgendwelche nutzlosen Markenprodukte in Werbungen lobpreisen. Ähnliches Thema behandelt auch "Moron TV". Hier geht es um absolut sinnlosen Inhalt des US-Amerikanischen Fernsehens.

Die Art und Weise wie Jay Lane, Les Claypool und Larry LaLonde ihre Songs hier präsentieren erinnert an die Vorstellung einer Progressive Rock Band die zu viel Frank Zappa gehört hat. Claypool ist ein wahrhafter Bass Virtuoso. Ich stehe absolut drauf wie dieser donnernde Bass sich anhört und sich nahtlos in die nicht weniger weirden Sounds von LaLondes Gitarre einfügt. Man muss sich das so vorstellen: Die Drums machen "Bam bam dingdingding", die gitarre macht "pingpingpingdingdingding" während der Bass "Dröhndröhndröhndröhn" macht und Les Claypool dazu irgendwas über Sandwiches von Subway erzählt, in einer tiefen leicht verzerrten Stimme. Wie immer, ist es ziemlich schwer zu beschreiben, was man genau hier vor sich hat. Es ist wohl so n Psychedelic (Progressive) Polka Ding. Schwer zu beschreiben, aber großartig zu hören.

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Extinction Burst, Lee Van Cleef, Eternal Consumption Engine

Und weil drei Meinungen besser sind als eine, hier kommt...

Philipp:

"Sich für das siebte Album der Band und das erste "richtige" Album der Band 12 Jahre nach Antipop, den Original-Schlagzeuger, der nur 8 Monate in der Band blieb, zurück ins Boot zu holen, klingt nach einer typischen Claypool-Aktion und einer klaren Ansage, dass es hier definitiv zurück zu den Wurzeln geht. Tatsächlich klingt "Green Naugahyde" nach einer logischen Fortsetzung von "Tales From The Punch Bowl", nur dass Ler diesmal deutlich mehr Raum gegeben wird. Tatsächlich zieht er auf diesem Album so einiges an wahnwitzigen Riffs und Soli aus dem Ärmel, sodass Claypool zwar immer noch im Vordergrund steht aber ein weiteres Mal deutlich klar wird, wie wenig man Larry LaLonde unterschätzen sollte.
Die Songs oszillieren - wie typisch für die ersten 4 Alben - zwischen Funk (Tragedy's A' Comin') , Psychedelic Rock (Last Salmon Man) und diesem seltsamen Polka-Kram (Lee Van Cleef), für den Claypool wohl so ziemlich am bekanntesten ist.
Insgesamt gar kein müdes Spätwerk sondern eine gute Prise frischer Wind und eine gelungene Fortsetzung von allem, wofür man Primus so liebt. 

8/10 Pfandflaschen 

Anspieltipps: Hennepin Crawler, Tragedy's A' Comin', Lee Van Cleef"

Raphael:

"Die Zeit nach „Antipop“ sollte das längste Intervall zwischen zwei Studioalben von Primus werden. Zunächst hat die Band aber eine Coverversion des Black Sabbath Songs „N.I.B.“ mit Ozzy am Gesang veröffentlicht. Kurz darauf entschied sich die Band für eine kleine Pause. ZU viel Unzufriedenheit hatte sich Ende der 1990er angestaut, und irgendwie mussten Les, Larry und Brain mal den Kopf frei bekommen. Zwischen 2000 und 2003 widmeten sich die Bandmitglieder anderen Projekten, in denen sie auch anderen Mitstreitern und ehemaligen Primusmitgliedern über den Weg liefen. Ab 2003 fanden sich wieder die üblichen Verdächtigen Herb, Les und Larry im Rancho Relaxo Studio Sebastopol ein, um die EP „Animals Should Not Try To Act Like People“ aufzunehmen und danach wieder zu touren. Es folgten Gigs, eine Best Of-CD, Re-Releases, und mit Sicherheit viel Freude, aber keine neuen Veröffentlichungen. Anno 2010 war es dann so weit, dass Herb zum zweiten Mal seinen Hut nahm und den Platz am Schlagzeug frei machte. Für ihn war die Reunion wohl eher etwas Nostalgisches statt dem Beginn eines neuen Kapitels. Doch es sollte nicht lange dauern, bis Primus wieder zum Trio wurden, denn Jay Lane verließ seine Band Furthur, um wieder zu Primus zurückzukehren. Und noch im August erschien der Proberaummitschnitt „June 2010 Rehearsal“ und kurz darauf ging die neue Besetzung auf Tour. Ein Jahr später wurde Album Nummer sieben veröffentlicht.

Mitte September 2011 erschien also bei ATO Records und Prawn Song das einzige Primus Album, auf dem Drummer Jay Lane mitspielte. Der Titel „Green Naugahyde“ bezieht sich auf Kunstledersitze und ist eine Referenz auf den Albumtrack „Lee Van Cleef“, in welchem die Protagonisten auf ebensolchen Polstern in einem gelben Auto der Marke Studebaker sitzen. Abseits dieser Veröffentlichung war das Jahr 2011 geprägt vom Tohoku Erdbeben, welches in Fukushima zum Super-GAU führte, vom arabischen Frühling, und der Eurokrise. Außerdem wurde Dilma Roussef erstes weibliches Staatsoberhaupt Brasiliens, mit Otto von Habsburg starb der letzte Kronprinz Österreich-Ungarns, und der Tuff wurde zum Gestein des Jahres ernannt.

Zuletzt war ja der Ofen etwas aus im Hause Primus und es brauchte einen frischen Windhauch von draußen, um das Feuer wieder zu entfachen. Dieses Lüftchen kam mit Jay Lane zur Tür hereingeweht, als er wieder Teil der Band wurde und alle drei Mitglieder sofort motiviert waren, neues Material aufzunehmen. Auf einem Dutzend Tracks und einem Intro präsentieren Primus hier einen Sound, der sehr an die Anfangsphase der Band erinnert. Funky, vertrackt, mit vielen Spaghettu Western-Referenzen und nicht allzu metallisch knallt „Green Naugahyde“ fünfzig Minuten lang durch die Prärie. Les Claypool und Larry LaLonde haben sich instrumental wieder auf das nötige Minimum beschränkt, Jay Lanes Schlagzeugstil ist von viel Zwischenspiel geprägt und fügt sich sehr gut in die Klangwelt ein, und auf Gastauftritte wurde dieses Mal gänzlich verzichtet. Es klingt also seinerseits wie eine Rückbesinnung auf die ersten Alben aber auch wie eine Abkehr vom Nu Metal Sound auf „Antipop“. Und möglicherweise gehen hier wieder die Meinungen auseinander, denn mir gefällt „Green Naugahyde“ deutlich besser als sein Vorgänger. Primus haben Mut zum Experimentieren bewiesen, was man vor allem in „Extinction Burst“ hört, und lassen über die Dauer des Albums kein gutes Haar an der gegenwärtigen Gesellschaft und ihrem Umgang mit Massenmedien. „Green Naugahyde“ ist weird, wild, anspruchsvoll, und eine großartige Rückkehr von Primus.
9/10 Pandflaschen

Anspieltipps: Hennepin Crawler, Moron TV, Extinction Burst"





Mittwoch, 9. April 2025

Film der Woche#625: Bullets of Justice (2019)

Diesen Film hat mir Raphi irgendwann im Jahre 2023 geschenkt. Danke dafür, der Genuss hat meinen Abend gemacht.


Wir befinden uns irgendwann in einer Welt nach dem Dritten Weltkrieg. In der Vergangenheit haben sich die USA und Russland gegenseitig eines schweren Verbrechens beschuldigt. Irgendeine der beiden Weltmächte hat Schweinemenschen gezüchtet, die als Supersoldaten dienen sollten. Also eigentlich waren es die USA, aber egal. Jedenfalls haben nun 25 Jahre nach dem Krieg die Schweinemenschen (genannt "Schnauzen") an die Spitze der Nahrungskette gesetzt. Sie löschten einen Großteil der Menschheit aus und versklavten den Rest. Sie behandeln die übriggebliebenen Menschen wie

Schlachtvieh und ernähren sich von ihnen, so wie einst umgekehrt. Achja, und sie kommunizieren mit Grunzlauten. Die einstigen Gegner, USA und Russland mussten sich nun im Untergrund verbünden. Einer dieser Untergrundkämpfe ist ein Typ namens Rob Justice (Timur Turisbekov). In seiner Kindheit wurde sein Ziehvater, Grave-Digger (Danny Trejo) von der US Army getötet. Von nun an musste er sich gemeinsam mit seiner Schwester Raksha (Doroteya Toleva) durchschlagen. Nun sind beide erwachsen und sowas wie äh... ja...Untergrundsoldaten die versuchen, die Schweine komplett auszumerzen. Die Sache ist die: Eigentlich sind diese ganzen Schweinemenschen aufgrund einer Atombombe (?) unfruchtbar. Doch jedes Jahr gebärt eine riesige Schweinemutter jede Menge neuer von ihrer Spezies. Sie ernährt sich ausserdem von einer Tonne Menschenfleisch täglich. Sie muss nun auf jeden Fall getötet werden, damit die Menschheit irgendwie weiter existieren kann. Oder so.

Okay. Okay. Okay. Also, Danny Trejo ist zwar im Film, aber insgesamt nur für ca. fünf Minuten zu sehen. Er macht in diesen fünf Minuten seinen Job aber ziemlich gut. "Bullets of Justice" ist eine bulgarisch-kasachische Co-Produktion, die dank Crowdfunding überhaupt erst existiert. Der Film zeigt erstmal eine durchaus schlüssige Handlung. Menschen kämpfen im Untergrund der Zukunft für ihren Fortbestand und gegen Schweinemenschen. Doch irgendwann merkt man, dass das hier zwar absoluter Trash ist, der sich allerdings gar nicht, so absolut GAR NICHT ernst nimmt. Dazu kommt noch, dass die Erzählstruktur irgendwann bröckelt sodass man sich irgendwann nicht mal mehr sicher ist ob man in der Vergangenheit oder in der Gegenwart ist. Irgendwann wird der Film nicht nur lustig und abgefahren sondern einfach absolut skurril. Es vermischen sich mehrere Elemente. Nacktheit, Inzest, Gewalt und merkwürdiger Humor. "Bullets of Justice" ist so bescheuert, dass er schon wieder lustig ist. Und das ist auch absicht so. Es ist kein gescheitertes Experiment einer kleinen Filmcrew, die was großes machen wollte. Es ist ein gewollter Trash-Film, der irgendwie funktioniert.

7/10 Pfandflaschen
Trailer:


Dienstag, 8. April 2025

Comic Book Review#624: Spider-Man#22 (1992)

Eigentlich wollte ich die Ausgabe#21 von "Spider-Man" reviewen, die 1992 erschienen ist. Doch beim Lesen ist mir irgendwie aufgefallen, dass mir alles bekannt vorkommt....Also schnappte ich mir einfach die nächste Ausgabe. Ist doch auch cool, oder?

Wir haben die folgende Situation. Die Sinister Six, bestehend aus Dr. Octopus, Electro, Hobgoblin, Vulture, Mysterio und Sandman müssen grade eine Zerreißprobe bestehen. Sie streiten sich wegen irgendwelcher Nichtigkeiten, doch jetzt grade haben sie ein größeres Ziel vor den Augen. Sie werden nämlich, u.a. mithilfe eines neuen Verbündeten aus einer anderen Dimension (der vor ein paar Jahren ein kleines Comeback in The Amazing Spider-Man gefeiert hat) eine ganze Basis der terroristischen
Organisation HYDRA einnehmen und für sich beanspruchen. Peter Parker/Spider-Man hat in der letzten Ausgabe eine schwerwiegende Verletzung erlitten, sodass sein Arm in ein technologisch hochgerüstetes Spezialeinband gewickelt werden muss. Nun sieht er aus als wäre er ein halber Cyborg. Doch es ist nur dafür da, damit sein Arm schneller heilt. Mary Jane, Peters Verlobte/Freundin/Ehefrau (weiß nicht zu welchem Zeitpunkt das hier spielt, verdammt!) hat eine Rolle in einem Film mit Action Star Arnold Schwartzenheimer angenommen. Peter ist darüber empört, weil sie in Nacktszenen zu sehen sein wird. Sie ist nicht darüber begeistert, dass er sie nicht unterstützt. Als Peter im Fernsehen eine Live-Reportage über den Angriff der Sinister Six sieht beschließt er einzugreifen. Unterwegs trifft er auf die Superhelden Hulk, Sleepwalker und Ghost Rider. Zusammen greifen sie die Sinister Six an, doch der Kampf ist sehr schwer.

Was für ein großartige, kurzweilige, actiongeladene Ausgabe. Doch es ist nicht alles Action. Viel interessanter sind die Zwischensequenzen. Und zwar als ein verletzter Deathlok in Trümmern eines Hauses aufgefunden wird oder als der Vigilant Solo sich von einem schweren Kampf mit Deathlok erholt, bei welchem er gedacht hat, dass Spider-Man Doctor Octopus ist (Mysterio hat ihn ausgetrickst). Noch interessanter sind die Konversationen zwischen Peter und Mary Jane. Sie näht ihn ein neues Spider-Man Kostüm und rät ihm diese riesigen Augen sein zu lassen. Er ist nicht begeistert von ihrer neuen Rolle etc. etc. Insgesamt ein sehr spaßiges, doch relativ kurzweiliges Vergnügen, dass vielleicht besser in einem Trade Paperback gelesen werden sollte. Gezeichnet und geschrieben von Savage Dragon Schöpfer Erik Larsen. 

7,5/10 Pfandflaschen


Montag, 7. April 2025

Album der Woche#628: Fantômas - s/t (1999)

Ich weiß nicht, ob sich überhaupt irgendjemand daran erinnern kann, aber diese Band war hier schon mal zu Gast. Und zwar mit ihrem Album "Delirium Cordia". Allerdings war das damals das siebte Album Review hier überhaupt und ich bin der Meinung dass man es irgendwie vergessen kann. Anyways, das hier ist das erste Album von Fantômas, welches denselben Namen trägt. Man hat immer gedacht, der Titel wäre "Amenaza Al Mundo". Allerdings hat man für das Cover einfach nur das spanische Poster des französischen Films "Fantômas se déchaîne" verwendet. Das Album heißt weiterhin einfach "Fantômas".


Fantômas sind eine Supergroup bestehend aus Mike Patton (Faith No More, Mr. Bungle etc.) am Gesang, Buzz Osborne (Melvins) an der Gitarre, Dave Lombardo (Slayer) an den Drums und Trevor Dunn (Mr. Bungle) am Bass. Ihr erstes Werk besteht aus 30 Stücken, die als Vertonung für einen fiktiven Comic dienen sollen. So wie sich das anhört, höchstwahrscheinlich einen Action Comic mit viel Kämpfen, mysteriösen Elementen und Explosionen. Manchmal habe ich das Gefühl gehabt, dass die fiktiven Protagonisten von klischeehaft überzeichneten Einheimischen aus dem Dschungel gejagt werden. 

Man hört ganz genau, dass das hier eine Supergroup ist. Dave Lombardo trommelt wahrlich so, wie er das bei Slayer getan hat. Zumindest hört man in mehreren Augenblicken ähnliche Drumm Fills wie bei "Reign In Blood". Buzz Osborne macht im Prinzip den gleichen Job wie bei den Melvins. Sein Gitarrenwerk hört sich an wie eine Mischung aus den besten Hardcore Punk Riffs und Sludge Metal. Trevor Dunn hingegen hör ich wenig raus, aber die wenigen Basslines erinnern tatsächlich an....Mr. Bungle. Ebenfalls Mike Pattons Gesang. Denn dieser ist genau genommen gar keiner sondern völlig verrückte Lautmalerei. Ich schwöre ich hab das gefühlt als er "SCHIPAU TCHIPIDAPUDAPU SCHIPAU TCHIPIDAPUDAPU" oder "TÄTÄTÄTÄTÄTÄÄTÄTÄTÄTÄTÄTÄTÄTÄTÄTÄ" als auch "HUOOOOHUUOOOOOOOOOOOUUHHHHÄÄÄÄÄÄHHHHH" und "BLÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄH OI! YAAAAAAAAAAAAH YAAAAAAAAAAAAAAAAAH AUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUU UUÄÄHHÄÄÄÄHH UÄÄÄÄÄH YAYAYAYAYAYA YAHU YAHU YAHU YADIDIDIDIDIDIDDUHHHHHH!" geschrien hat. 

Ich bin wirklich sehr begeistert und freue mich schon drauf demnächst die anderen Fantômas Werke mir reinzuziehen, die ich noch nicht kenne. 

Anspieltipps: Alles lol
8,5/10 Pfandflaschen
Live-Auftritt: