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Sonntag, 30. Juli 2023

So isses, Musik!#170

Slime Discography: Wem gehört die Angst (2020)

Das dritte Album nach der zweiten Reunion. Es hat sich an der Besetzung nichts verändert, dafür aber an den Texten und dem allgemeinen Klang bzw. Feeling der Songs. Zum Positiven hin. Trotzdem gibt es einige "Störungen" hier die mir hier und da etwas sauer aufstoßen. Aber insgesamt bin ich zufrieden. Warum? Darum:


"Wem gehört die Angst" schafft es zwar nicht ganz, zurück zum Zynismus der alten Slime zurückzukehren - allerdings macht man hier eine kleine Kehrtwende von dem fast schon zu fröhlichen Sound von "Hier und jetzt". Es gibt hier auch keine Gastspiele von irgendwelchen italienischen Streetpunkbands oder fürchterlichen Rappern die eine eigene Sekte unterhalten. Stattdessen haben wir so etwas wie diese 80er Jahre Emo Stimmung, die Philipp so toll findet. Allerdings natürlich nicht (und wahrscheinlich nie wieder) so wie früher. Ich mag den Titeltrack, weil er so kraftvoll positiv/negativ ist. Es ist eine Absage an die eigene Angst, so wie ich ihn interpretiere. "Paradies" klingt hingegen so gar nicht nach Slime. Witzig zu hören wie Dirk Jora, 1960 geboren, irgendwas über die Anti-AKW Bewegung singt. Wobei vielleicht meinte er den Schulterschluß zwischen ihnen und der Punkszene. Egal. Es ist trotzdem weird wie Slime über die guten alten Zeiten singen. "Wenn wir wollen" ist auch soetwas. Cool, etwas aufmunterndes, ein "raffen wir uns endlich auf" zu hören. Irgendwie geht das aber gar nicht. Was besser zur Band passt ist ein "Die Hölle, das sind wir" - in "Die Hölle". Das ist das was ich meine, dieser pessimistische Zynismus der ihnen viel besser steht. Worum es in "Die Toten wollen wieder alleine sein" geht, verstehe ich nicht ganz. Irgendwie um Echokammern, Filterblase, Rechtspopulismus. "Weisser Abschaum" handelt von einem Mann, der das Leben seiner Familie zur Hölle gemacht hat. Philipp meinte, dass hier häusliche/sexualisierte Gewalt banal dargestellt wird - ich finde dass es eben dieser Zynismus ist, an dem sich Slime wieder versuchen. Kann aber gut im falschen Hals landen. Genauso wie "Fette Jahre" - ich verstehe nicht wieso man schon wieder über die guten alten Zeiten sinniert - im negativen Sinne diesmal. Außerdem zitiert man sich hier. "Kein Mensch" hört sich zu Beginn an wie "Zusammen" von "Schweineherbst". Meiner Meinung nach endet das Album mit "Odyssee" eigentlich ganz würdig. Ist n angenehmer Song, der tatsächlich wie eine Art würdige, neue Slime klingt. Es ist kein Punk, es ist schon Deutschrock, allerdings ohne viel "die da oben" und "wir sind die underdogs"-Getue. Doch dann macht man einen auf Dropkick Murphys und singt was von "So so so solidarityyyyyy" mit Akustik-Gitarre - im letzten Song "Solidarity". An sich auch eine ehrenwerte Aufgabe - wenn nicht dieses Schulenglisch wäre.

Hach.

Ich weiß es nicht. Irgendwie schwanke ich zwischen "Sie können es noch ganz gut" und "irgendwie sind sie alt". Meiner Meinung nach definitiv ein besseres Album als "Hier und jetzt". Diese deutschrockschlagersongs sind hier einfach nicht da, es ist viel viel weniger cringe insgesamt. Finde dass die Songs sich auch viel besser halten. Trotzdem schwingt da ein komisches Gefühl mit. Man fragt sich "Ja okay, das sind Slime, aber...muss das den unbedingt sein?" Ich bin mir unsicher und gebe deswegen ganze

5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Odyssee, Wem gehört die Angst, Die Hölle

Und weil drei Meinungen besser sind als eine, hier kommt

Philipp:

"Schönen guten Tag und herzlich Willkommen zu "Wem gehört Slime?". 
Ich bin gerade im Urlaub und fasse mich daher diesmal kurz.
Drittes und letztes Album der Post-zweite-Reunion-Besetzung, die Produktion ist beschissen (seltsam steril und knochentrocken) aber die Songs sind definitiv besser, vor allem die Texte, es wird nicht mehr auf hohle Phrasendrescherei zurückgegriffen sondern mehr von persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen erzählt, politische Songs  gibt es natürlich trotzdem, diese sind aber wesentlich weniger platt als auf dem Vorgänger, musikalisch geht es mit rockigem Deutschrock mit Rock-Einflüssen weiter. Punk ist höchstens Dickens Unvermögen "Maul" nicht als "Maueel" zu singen. Generell ist mir "weißer Abschaum" sehr unangenehm und am schlimmsten finde ich eigentlich, dass ich den Song irgendwie mag, auch wenn ich die "Wir schieben mal kurz ein paar lustige Zeilen über Kindesmissbrauch ein und lassen das unsere Bassistin singen damit es nicht auf zu vielen Ebenen unangenehm wird"-Bridge echt daneben finde.
Es ist schon alles ganz solide, wirklich gut ist aber echt was anderes.
Ganz warm werde ich mit der dritten Slime-Inkarnation mit eigenen Texten wohl nie, aber die ist ja auch schon wieder Geschichte. Später dazu mehr.

4/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Wem gehört die Angst, Paradies, Hölle"

Raphael:

"Mit dem Schrecken von „Hier und jetzt“ noch tief in den Knochen stelle ich mich dem nächsten Slime-Album. Es ist das vorletzte Album der Band (Stand: 2023) und der letzte Langspieler mit Dirk Jora am Gesang. Etwa zu der Zeit als „Wem gehört die Angst“ geschrieben und promotet wurde, habe ich Slime auch zweimal im Schlachthof Wiesbaden gesehen. Mein nostalgischer Rückblick aus #so isses, Musik! #163 beißt sich also selbst in den Sack wie Ourobouros.

Wie schon auf dem vorigen Album sind Slime auf „Wem gehört die Angst“ selbstreflektiert und beziehen sich auf den eigenen Werdegang. Nur ist dies hier im Lied „Hölle“ deutlich besser gelungen als in „Unsere Lieder“. Das hat mehrere Gründe. Zuvorderst klingt die Musik wieder tighter als auf dem siebten Album. Man könnte fast meinen, Slime hören sich an, als hätten sie selbst plötzlich wieder Lust auf ihre eigene Musik bekommen. Klar, ist alles irgendwie schunkeliger geworden und vom 80er Hardcore Deutschpunk ist das noch immer weit weg. Nichtsdestotrotz sind sowohl Sound als auch Umsetzung kompakter als auf „Hier und jetzt“. Außerdem ist die Vielfalt auf „Wem gehört die Angst“ deutlich stärker ausgeprägt. Thematisch und textlich sind Slime vom stumpfen „Nazis sind dumm und wir sind klug, haha“ weg und befassen sich mit religiösem Fanatismus, Klimawandel, Nostalgie, Drogensucht und mehr. Und auch musikalisch ist hier wieder mehr Abwechslung geboten. Vom Seeleute Punk in “Wenn wir wollen“ über den Schlagerrock in „Paradies“ zum Dritte Wahl-esken Deutschpunk in „Ebbe und Flut“ und dem Paddy Punk in „Solidarity“ zum Hardcore-angehauchten Punk Rock in „Hölle“ ist das Album sehr rund. Und mir „Die Toten wollen wieder alleine sein“ gibt es noch den Mitgröl-Knaller im besten Tote Hosen-Stil.

Es mag natürlich sein, dass „Wem gehört die Angst“ vor allem deshalb so hell leuchtet, weil es nach der (bisher) schlechtesten Platte der Band erschienen ist. Da darf man natürlich auch nicht übersehen, dass mit „Paradies“, „Weißer Abschaum“ und „Fette Jahre“ drei gar nicht mal so gute Lieder auf dem Album sind. Neben ein paar mittelguten Tracks sind hier ein paar echte Knaller bei, die nochmal für weite Teile von „Hier und jetzt“ verzeihen lassen. Neben „Schweineherbst“ und „Sich fügen heißt lügen“ geht „Wem gehört die Angst“ noch immer sang- und klanglos unter, aber abgesehen davon darf man das Release von 2020 zu den besseren Slime Alben zählen.
6/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Die Toten wollen wieder alleine sein, Die Suchenden, Kein Mensch"


Was läuft sonst so?


Hat Philipp mir letztens geschickt. Ich weiß nicht so recht, wie ich das einordnen soll. Irgendwo zwischen Post-Metal-igen Rhythmen und Neofolk-Gesang. Inklusive klosterähnlichen Ästhetik. Erstes Lied "When Comes The Dawn?" geht absolut hart. Absolute Empfehlung.

Letztens bin ich außerdem einer Instagram-Seite über Dinosaurier gefolgt. Die hieß "Incorrect Dinosaurs" oder so und es wurdenn allerlei falsche Bilder von Dinosauriern aus (Kinder)Büchern und so behandelt. Hat sich herausgestellt, dass der Admin auch ein DIY-Label betreibt, dass Hörbücher als auch Musik (Ambient, Neofolk und Black Metal) veröffentlicht. Auf dem YouTube-Channel habe ich diese Band hier gefunden. Geht auch absolut hart. Wenn ihr auf diesen Link geht, gelangt ihr zum Bandcamp von Froststarr. Der Song "Yuggoth" geht auch äh absolut hart. Lovecraftian Stoner Doom Black Metal? Oder so. Ist jedenfalls sehr geil. Hier gehts zum YouTube-Channel des Labels. 
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Mission ".mp3-Sammlung nach dem Alphabet durchhören"


U: 

Inzwischen sind wir am Ende des Buchstaben "U" angekommen. Darum gibt es absolut freshen Powerviolence von der Split zwischen den Bands "Uzi Suicide" und "Pretty Little Flower".

Natürlich finde ich nur ein Teil davon, weil das Ganze schon ziemlich alt ist:





V:

Bei V fangen wir an mit feinsten Skinheadreggae von The Valkyrians. Deren Coveralbum "Punkrocksteady" gefällt mir nach Jahren immer noch und ich kenne beinahe jeden Moment davon auswendig. Als nächstes haben wir eine Band, die ähnlich wie Discharge und andere Dis-Bands unabsichtlich Haikus geschrieben hat. The Varukers nämlich. Ich habe eine "Sammlung" von 1980-2005, die "Humanity" 7inch als auch die "Hellbound"-EP. Wobei die letztere viel eher nach Streetpunk klingt als nach Anarcho/D-Beat/Wasauchimmer. The Virus waren auch eine Band die ich im Zuge meiner Punksozialisierung gehört habe bzw. als ich angefangen habe mich in dem Genre weiträumiger umzusehen. Am allerliebsten hörte ich das Album "Nowhere To Hide" was auch im "V"-Ordner zu finden ist. Danach dann "Des Profundis" von Vader. Polnisher Death/Thrash Metal mit einem Logo, dass eindeutig bei Morbid Angel abgekupfert ist. 

Der nächste Ordner heißt einfach "Various Artists" und besteht aus ACHTUNDFÜNFZIG Unterordnern. Nein Danke, ich denke ich verschiebe das Review davon so auf das Jahr 2025.

Weiter geht es mit Klassikern: "Black Metal" von Venom! "Samsara" von Venom Prison! "Harder Than It Was Meant To Be" von den großartigen schwedischen D-Beat-Legenden "Victims", die ich zu meinem Glück zwei Mal live sehen durfte bevor sie sich aufgelöst haben. "Pissed Off: A VX Collection" ist eine Ansammlung von allerlei Zeug aus drölf Jahren der Existenz der niederländischen Straight Edge Legende "Vitamin X". Habe die Band auch ungefähr drölf Mal live gesehen und kann behaupten, dass sie wirklich wissen wie man das Publikum bei Laune hält, wie man Spaß hat. Macht immer noch gute Laune, ehrlich.




Im Ordner "VKJ" finden wir zwei Ordner von Vorkriegsjugend, wobei es im Prinzip das Gleiche ist. Nämlich das selbstbetitelte Album, als auch die EP "Heute Spass Morgen Tod", wobei irgendjemand die letztere ins erstere integriert hat. Keine Ahnung. Jedenfalls: Die Band ist eine Legende gewesen, der Sänger ein wahrhaftiger ekelhafter Pädo - aber das hat man erst Jahrzehnte später erfahren.

Danach kommt Voivod. Und ich habe mich immer noch nicht so mit "Killing Technology" abgefunden. Dafür gefällt mir "War and Pain" irgendwie besser als die ersten paar Male. Scheinbar muss die Band in meinen Ohren einfach "wachsen".






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