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Samstag, 30. September 2023

So isses, Musik!#174

Deftones Discography: White Pony (2000)

Da ich schon alles dazu gesagt habe, sage ich es nicht noch mal. Stattdessen klickt ihr hier und erfahrt alles. Und nun sind die anderen beiden Experten dran, weil drei Meinungen besser sind als eine. Hier kommt...

Philipp:

"Eins vorweg: Es ist nicht einfach, über eine so großartige Platte zu schreiben und ihr gerecht zu werden. Deftones haben sich komplett vom Nu Metal verabschiedet (außer das Industriepflänzchen "Back To School" (Mini Maggit)). Stattdessen verarbeitet die Band nun vermehrt Einflüsse aus Shoegaze, Postrock und Trip-Hop. Und was soll man sagen, es ist tatsächlich gelungen, das hohe Niveau des Vorgängers noch zu überbieten, die Band hat auf dieser Platte einfach einen komplett eigenen und einzigartigen Stil gefunden, die Atmosphäre ist im gesamten Alternative-Metal und NuMetal-Sektor einmalig. 

Besonders großartig finde ich (auch begründet durch meine durch Kollege Gregor erweckte Liebe zu Tool, Blog-Hardliner erinnern sich vielleicht) Passenger als Kollaboration mit MJ Keenan, diese Atmosphäre, dieser Aufbau, einfach Wahnsinn. Das gesamte Album ist einfach ein wunderbar düsteres, emotionales Stück Musik. 

10/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Passenger, Knife Party, Change (In The House Of Flies)"

Raphael:

"Die 90er sind vorbei, Y2K hat nicht unsere Computer zerstört, und die Deftones veröffentlichen zum ersten Mal ein Album in einem Schaltjahr. Letzteres wird noch drei weitere Male vorkommen. Wir schreiben also das Jahr 2000: der Rosmarin ist die Heilpflanze des Jahres, Ernst August Prinz von Hannover pieselt an den türkischen Pavillon bei der EXPO 2000, und Baschar Al-Assad wird syrischer Staatspräsident. Im sonnigen Kalifornien wiederum sind die Deftones endgültig in der Welt des großen Musikbusiness‘ angekommen. Nach der sehr erfolgreichen Tour ihres ebenfalls erfolgreichen Albums „Around the Fur“ wird die Band direkt unter Druck gesetzt. Sie sollen das nächste Album schnell fertig stellen, das Eisen schmieden, solange es heiß ist, den Goldesel füttern. Und haben die Deftones da mitgespielt? Nö.

Stattdessen hat sich die Band extra viel Zeit gelassen, um an den neuen Liedern und an ihrem Sound zu schrauben. Frank Delgado wurde nun offiziell als Bandmitglied begrüßt und Sänger Chino Moreno spielte die Rhythmusgitarre. Letzteres sorgte bei Stephen Carpenter nicht für die größte Freude, jedoch entstand aus den internen Spannungen eine immense Energie. Doch das ist nicht alles, was sich im Vergleich zu den ersten beiden Alben änderte.

Deftones im Jahr 2000

Dem Nu Metal Sound, den die Deftones selbst mit groß gemacht haben, drehten sie nun entschieden den Rücken zu. Es wurde viel mit neuen Einflüssen gespielt. Der starke Trip Hop-Einschlag im Song „Teenager“ steht beispielsweise für die Aneignung elektronischer Elemente. Der Tenor des Albums aber ist eine klare Orientierung in Richtung Alternative Metal mit Anleihen aus Post Hardcore und Shoegaze. Mächtige Riffs knallen wie Sturmfluten auf diesig-intransparente Küsten aus melancholischen Klangwelten, während zwischendurch unerwartete Blitzschläge in Form von Breakdowns die musikalische Nacht taghell erleuchten. Und wie klingt das? Das klingt erfrischend gut!

Auf „Around the Fur“ konnten nur zwei Szenarien folgen: die Deftones hätten noch tiefer in den Nu Metal Sound abtauchen können, oder sie hätten eine Wiedergeburt vollziehen können. Die Band aus Sacramento hat sich für die zweite Option entschieden. Und so schießen sie wie Phönix aus der Asche des eigenen Erfolges empor, um zu noch weiter entfernten Sternen zu greifen. Im direkten Vergleich mag „White Pony“ nicht einmal das bessere Album sein, aber es ist in jedem Fall das Beste, was auf „Around the Fur“ hätte folgen können.
8,5/Pfandflaschen

Anspieltipps: Back to School, Korea"




Ulver Discography: Lyckantropen Themes (2002)

Als ich vor 2-3 Jahren (oder so) die ganze Ulver Discography durchgepaukt habe, habe ich aus welchem Grund auch immer die ganzen Soundtracks weggelassen. Dabei sind es sogar ganze drei. Jedenfalls: Lange Geschichte kurz, Ulver haben 2002 den Soundtrack zum Kurzfilm "Lyckantropen" von Regisseur Steve Ericsson gemacht. Das Werk an sich bietet wenig Dialog und erzählt die Geschichte über eine Familie in einer Kleinstadt die von persönlichen Problemen geplagt ist. Oder so. Jedenfalls besteht der Soundtrack aus ganzen zehn Songs, die allesamt unbetitelt sind. Ulver sind zu dem Zeitpunkt schon längst weg vom Black Metal, machen auch keine folkigen Klänge und haben sich stattdessen elektronischer/Ambient Kunst zugewandt. So klingt auch "Lyckantropen Themes". Es sind im Prinzip zehn, sehr subtil klingende, ruhige, Ambient-Stücke deren Länge von einer bis sieben Minuten variiert. Man hört keinen Gesang, nur den Klang von Keyboards. Man könnte als

Laie/Banause sagen, dass sich das alles irgendwie gleich anhört aber nein. Die Songs klingen tatsächlich sehr unterschiedlich und wirken auf mich sehr meditativ bzw. beruhigend. Soweit ich weiß sollen die Tracks (wieder mal) wie der Soundtrack zum inneren Horrorfilm klingen. Dabei kommt allerdings nur Track 8 an sein Ziel heran. Dieser ist der einzige der leicht verstörend ist, weil ein bestimmter Keyboard Sound mich an Verdauungsgeräusche erinnert. Ansonsten von Horror keine Spur. Insgesamt muss ich sagen: Vielleicht habe ich damals nicht besonders viel verpasst als ich die Soundtracks weggelassen habe. Andererseits: Mir hats nicht geschadet, das jetzt anzuhören. Anyways: Gutes Album, nicht mehr und nicht weniger.

7/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Das Album sollte schon als Ganzes betrachtet werden. 



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Was geht sonst?

Raphi hat letztens eine ganz spannende Band aus Ukraine in unsere lustige Review-Runde eingebracht. Obrij kommen aus Kyiv und machen eine sehr feine Mischung aus Death Metal und crustigen Klängen (vor allem gesangsweise). Die Texte auf der EP "Imperiya Bydla" (Imperium of Scum) drehen sich um die letzten 1,5 Jahre. Sprich: Russische Aggression, Schüren von Angst und Terror. Sehr bemerkenswert wie ich finde, vor allem da ich bis jetzt keine guten ukrainischen Bands gekannt habe die dieses Thema aufgreifen. Hier geht es zum Bandcamp

Ich habe letztens in einer Facebook-Gruppe über schlechte Albumcover einige gefunden die so komisch/schlecht/interessant waren, dass ich unbedingt wissen wollte, was für Bands dahinterstecken.

"I Sweat Tabasco" von Twig

Ich finde kein einziges YouTube-Video, kein Bandcamp oder ähnliches. Also kann ich nur vermuten, was sich hinter diesem Album-Cover verbirgt. 




Tassack - Mega...Dożynki (2019)

Unter Dożynki versteht man in Polen eine Art Erntedankfest. Bei Tassack handelt es sich laut Eigenangabe um eine Crossover Thrash Band. Dieses Albumcover ist höchst verstörend. Die Musik hingegen nicht so. Es fängt ziemlich "normal" an nur um dann ziemlich schnell in Thrash Metal bzw. Crossover Thrash zu mutieren. Polnisch ist die perfekte Sprache dafür. Es hört sich jedoch ziemlich scheiße an, wenn ihr ehrlich sein will. Ich hätte mir denken können, dass es Thrash ist, weil der Schriftzug so einiges über die Band verrät.




"Living With The Pigs" von Chakal

Diesmal wieder Thrash Metal. Aus Brasilien. Aus dem Jahr 1988. Was ist das für ein Cover. Was ist das für ein Sound. Was ist diese Band. Wobei beim zweiten Hinhören ist es gar nicht mal so schlecht. Ist trotzdem nichts für mich, auf Dauer.


"Screaming from the Depths of Hell" von Black Knife

Wie Fenriz von Darkthrone sagen würde "a little bit boring Thrash". Wie ich sagen würde "eigentlich gut hörbarer, jedoch ziemlich durchschnittlicher Blackened Thrash Metal". Rausgekommen auf "Wise Blood Records" und in meine YouTube-Vorschläge reingespült worden. Äh ich habe keine Ahnung was es mit diesem Musikvideo auf sich hat. Ist es eine Ausstellung oder ein Themenpark? Jedenfalls haben wir bewegliche Figuren/Skulpturen, die mit besonders viel Aufwand hergestellt wurden. Ich hoffe der zuständige Künstler hat genug Credit dafür bekommen. Hier ist das Video:



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Y: 

Ich stöbere immer noch im "XYZ"-Ordner rum. Nach Youth of Today kommen nun Youth of ToGAY und bieten großartigen Hardcore Punk mit schwulen Themen in den Texten. Auf "Tossed Salad Days" (lol) werden unter anderem einige Hardcore Punk Klassiker parodiert als auch (damals) neuere Songs wie "The Last Laugh" von Slapshot - als "The Lust Laugh". Allerdings ist genau dieser Song doch ziemlich missraten. Puh. Als nächstes dann eine großartige, sozialkritische und satirische Hardcore Band, die ich ein einziges Mal in meinem Leben gesehen habe: Yuppicide mit ihrem Klassiker "Fear Love". 




Somit verlassen wir den Buchstaben Y und kommen nun langsam zum Ende...

Z:

Wir fangen an mit "Three Years In The Desert" von den großartigen Zann. Ich weiß, dass ich diesen Ordner vor über zehn Jahren ziemlich oft gepumpt habe. Mindestens genauso war ich begeistert als ich erfuhr, dass ich bei dem Sänger einfach Platten kaufen kann. Für mein jüngeres ich war es beinahe unmöglich, dass der Sänger einer Rockband einen so nah sein kann. Ich empfehle an der Stelle übrigens den Laden "Bis aufs Messer" in Berlin. Und ich muss meinen viereckigen Zann-Button irgendwie finden.




Danach geht es weiter mit "14 Nedel' Tischiny" von der russischen P.J. Harvey aka Zemfira. Review findet ihr hier. Ihr folgen dann die Anarcho Punks von Zounds mit ihrer Seven Inch "This Land/Alone". Darauf befindet sich der großartige Song "This Land". Wir haben es hier nicht mit Anarcho Punk Marke Crass/Conflict zu tun, sondern mit etwas vollkommen anderen, leicht avantgardistischen. Immer noch n Ohrwurm, nach all den Jahren. Und ich kenne keine weiteren Songs, haha.




Das Schlußlicht des Ordners bildet der Ordner "Zugezogen Maskulin" mit dem Solo-Album von Grim104 (der einen Hälfte von ZM), der aus heutiger mir etwas zu holprig erscheint. Wobei da natürlich solche Klassiker drauf sind wie "Crystal Meth in Brandenburg" und "Ich töte Anders Breivik". Der Rest des Ordners besteht aus den Alben "Kauft nicht bei Zugezogenen!", "Alles brennt!" und "Alle gegen Alle". Das erste ist wirklich sehr interessanter, abstruser und urkomischer Novelty Rap. Mit einen Song über eine ungleichmäße Beziehung zwischen zu einer "Sparkassen Girl", einer kritischen Sicht auf den Konflikt "Zugezogene vs. Einheimische in Berlin" in "Häuserkampf". Das Intro zum Album ist das abgewandelte Interview von Ton Steine Scherben Drummer Nikel Pallat (genau das in dem er die Axt rausholt) - nur hier stellt er sich gegen "die Whackness". Absolut großartiges Album. Auf "Alles Brennt" gibt man sich nicht weniger kritisch, jedoch wesentlich persönlicher. So teilt man aus gegen Hippies, Kunst-Bourgeouise oder Agenturen. Diesmal in wesentlich tanzbarer. Ähnlich geht es dann weiter auf "Alle gegen Alle". Im Grunde sehe ich das Album als die Fortsetzung von "Alles brennt", nur dass man es geschafft nicht genau das gleiche zu machen. 




Damit ist meine Musiksammlung fertig besprochen. Ich habe hier, auf diesem Blog, meine komplette Schalplattensammlung zur Schau gestellt, als auch die Tape-Sammlung. Die CDs habe ich nicht besprochen, wahrscheinlich werde ich das auch nicht machen. Das wäre bisschen viel, das einzeln zu machen. Außerdem habe ich gemerkt, dass ich erst ab einem bestimmten Buchstaben angefangen habe hier die .mp3-Ordner zu reviewen, nicht ab "A". Ich werde aber den Teufel tun und alles noch mal von vorne anfangen. Nie im Leben. Was momentan noch fehlt ist der Ordner "Various Artists" mit seiner Unmenge an Samplern. Ich werde das irgendwann besprechen in der Subrubrik "Sampler Hölle". Momentan höre ich wieder die Discography-Ordner von AFI, Darkthrone usw. usf. weil ich die ausgelassen habe. Mal gucken was hier so in den nächsten Monaten passieren wird.

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