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Donnerstag, 31. März 2022

Geschichten, die keiner mag#52: Идите на хуй.

Hallo, ihr alle.

Ich habe schon lange nicht an dieser Rubrik gearbeitet. Genauer gesagt ein Jahr oder zwei. Naja, das ist nicht genau gesagt. Jedenfalls ist der letzte Beitrag, meine ich, ein Jahr her. Da gings um Pandemie und solche Sachen. Ich fühle mich momentan so, dass ich zur aktuellen Lage irgendwas sagen muss. Oder sollte. 

Seitdem Wladimir Putin, der seit (fast ununterbrochen) 22 Jahren amtierende Präsident Russlands, einen Großangriff auf das Nachbarland Ukraine gestartet hat ist die Welt, oder zumindest die westliche Welt nicht mehr dieselbe wie sie war. Ein Despot, der seine Bevölkerung erfolgreich auf allen Kanälen zombifiziert hat und sie zu braven gehorsamen Schäfchen erzogen hat, ist ein anderes Land eingedrungen. Was danach und währenddessen passiert, ist das alle sich alles sehr einfach machen.

Putin und seine Speichellecker Anhänger behaupten stets dies wäre eine "militärische Operation" die nötig ist, weil Ukraine von Nazis in der Regierung besetzt wird, die die friedliche Bevölkerung terrorisieren. Diese muss von ihnen befreit werden und wird die russischen "Befreier"-Soldaten mit offenen Armen empfangen. Putin selbst weiß, dass es nicht der Fall sein wird - hat aber seine Befehlshaber das so an die einfachsten aller Soldaten (Wehrpflichtige und Vertragssoldaten) weitergeben lassen, sodass sie unter falschen Vorbehalt eingedrungen sind. Ich rede nicht von Kampfflieger-Piloten die ganz genau wissen was sie tun, während sie friedliche Städte bombardieren. Sondern von einfachen Jungs, die knapp 10-12 Jahre jünger sind als ich. Bis zum Zeitpunkt ihrer Kriegsgefangenschaft wissen sie wirklich nicht was sie tun. Sie denken sie fahren zu irgendeinem Manöver oder Übungen und landen dann in der Ukraine, werden von allen Seiten beschossen. Sterben. Verlieren Körperteile. Es ist wohl doch nicht so einfach wie gedacht.

Der ganze Einmarsch sollte wie ein Blitzkrieg ablaufen und allerhöchstens zwei Wochen brauchen. Was am Ende kam waren zerstörte russische Militär-Kolonnen, abgefackelte Panzer, in den Panzer lebendig verbrannte russische Soldaten und eine ukrainische Bevölkerung die sie anstelle mit Brot und Salz und offenen Armen mit Molotov Cocktails und umgestalteten Ortsschildern begrüßt auf welchen "Verpisst euch!" steht. Es ist wohl doch nicht so einfach wie gedacht.

Währenddessen wird Russland mit Sanktionien aus aller Welt überhäuft. Massenhaft Unternehmen verlassen das Land. Leute verlieren ihre Jobs und verlassen ihre Heimat. Haufenweise kluge Köpfe, IT-Unternehmer, Programmierer hauen einfach ab. Jeder der nur ein Bisschen Menschenwürde behalten will, verpisst sich von dort. In der Öffentlichkeit heißt es, dass "die Sanktionen nur dem Westen schaden werden und Russland stärker hervorgehen wird". Es ist wohl doch nicht so einfach wie gedacht.

Es existieren natürlich noch Oppositionelle Politiker und Aktivisten in Russland, die auf die Straße geganen sind. Und natürlich auch einfache Bürger. Allerdings hat die Regierung jeglichen Protest verunmöglicht. Es ist verboten das Wort "Krieg" im Zusammenhang mit dem Krieg in den Mund zu nehmen. Sonst drohen einem bis zu 15 Jahre Haft. Es ist verboten "Fake News" zu verbreiten, die waschechte Aufnahmen sind. Sonst drohen einem bis zu 15 Jahre Haft. Die westliche Öffentlichkeit weiß, dass nicht jeder Russe diesen Krieg unterstützt und appelliert an die Bevölkerung aufzustehen und sich gegen das Regime zu stellen. Nur ist es einfacher in den USA sich auf die Straße zu stellen und zu brüllen dass Joe Biden nach pipi und kaka stinkt als in Russland mit einem LEEREN BLATT PAPIER auf der Straße zu stehen. Für letzteres wird man ebenfalls verhaftet. Genauso wie für das Halten eines Blattes auf dem "ZWEI WORTE" (synonym für "Net Wojne"(Nein zum Krieg)) steht. Es ist.... ihr wisst schon.

Ich habe vor knapp einen Monat ein Instagram-Video veröffentlicht indem ich ebenfalls ein Appell an die Russen gemacht hab. Nicht nur ich, sondern auch andere haben russische Mütter aufgerufen die "Wojenkomaty" (also die Militärstellen) zu blockieren oder von ihnen zu verlangen zu erfahren wo ihre Söhne sind. Es haben sich Soldaten in Russland auch mittlerweile geweigert in den Krieg zu ziehen. Es ist nicht so einfach wie gedacht, aber die Möglichkeiten gibt es. Es ist besser wegen Kriegsdienstverweigerung oder Deserteurtum bestraft zu werden als als Bodendünger in der Ukraine zu enden. 

Meine Situation und die vieler junger Russen ist momentan nicht ganz so einfach. Natürlich nicht zu vergleichen mit dem Leid ukrainischer Frauen und Kinder in Mariupol die in einem Krankenhaus mit Brocken zugeschüttet wurden, weil das russische Militär es für eine Militärbasis hält (als ob). Und auch nicht mit den anderen, die dort grade ohne Essen und Wasser und Heizung aushalten müssen weil das russische Militär jegliche Evakuierung blockiert. Genauso wie Leningrad damals übrigens. Es ist nicht zu vergleichen. Was ich sagen will: Dieser Krieg zerreißt Familien. Physisch (also wortwörtlich) und psychisch. Viele junge Leute sehen sich einer Armada an zombifizierten Eltern/Großeltern gegenübergestellt, die ewig und für 1000 Tage immer das gleiche labern. Der Westen ist schuld. Die USA ist schuld. Die NATO ist schuld. In der Ukraine sind Nazis und es gibt dort normale Ukraine, die gleichzeitig auch Russen sind weil Ukraine gehörte schon immer zu Russland und diese Leute wollen zu uns zurück und sie möchten von diesen Nazis befreit werden und die Nazis schießen auf sie und zerstören ihre Häuser und sagen dass es Russen waren. Man schämt sich für seine Eltern, für seine Großteltern und irgendwo auch für seine Herkunft. Es ist furchtbar. Manche haben schon längst den Kontakt abgebrochen, manche halten ihn auf ein Minimum. 

Ich fühle mich durch diesen Krieg, durch Wladimir Putin, persönlich angegriffen. Doch nicht nur er ist daran schuld, sondern ein enormer Teil der russischen Öffentlichkeit die Kriegspropaganda verbreitet hat. Hetze betrieben hat. Und auch die einfachen Russen, die diese wiedergekäut haben. Auch die sind schuld. Nein, es bringt nichts in Deutschland irgendwelche russischen Läden zu zerstören oder jemanden anzublöken bloß weil er Russisch spricht. Das ist quatsch und fremdenfeindlich obendrauf. Das sollte klar sein. Ich fühle mich angegriffen, weil mir meine zweite Heimat weggenommen wurde. Ich kann nie wieder nach Russland fliegen. Ich kann nicht mehr meinen Opa besuchen. Nicht nur weil die Umstände dort so krass sind, dass einen die Cops auf der Straße filzen können um zu sehen was auf deinem Handy so ist. Sondern weil er auch ein reiner Propaganda-Zombie geworden ist und nur noch Scheiße aus seinem Mund fließt. Dieses Land, in welchem ich einen großen Teil meiner Kindheit verbracht habe existiert nun einfach nicht mehr. Man hat es mir weggenommen.

Mein Herz und mein Verstand ist beim ukrainischen Volk.

Слава Україні!

Album der Woche#533: Björk - Post (1995)

Hallo und herzlich willkommen beim letzten Album der Woche im "XX"-Themenmonat März. Diesmal widme ich mich das erste Mal auf diesem Blog überhaupt, der isländischen Künstlerin Björk  Guðmundsdóttir. Besser bekannt als Björk.
"Post" ist das dritte Album von Björk. Den Angaben zufolge ist es eher schneller und dynamischer als das Vorherige. Der erste Song, und somit auch die erste Single (die wahrscheinlich auch zu Tode gehört wurde) "Army Of Me" wirkt auf mich tatsächlich sehr aggressiv, aber auf eine kühle Art und Weise. Als würde sie jemanden zynisch betrachten die ganze Zeit. Irgendwo zwischen Trip-Hop und Industrial. Es geht um jemanden der sich so in Selbstmitleid wähnt, dass er keine Kraft hat aufzustehen. "Hyperballad" ist irgendwas zwischen House, Pop, Acid und was weiß ich was. "The Modern Things" klingt dann wieder eine ganze Ecke anders - als würde Björk diesen Song in einem Jazz-Club der 40er Jahre performen. Tatsächlich ist Jazz auch ein Einfluss auf diesem Album. "It's Oh So Quiet", welches eine Coverversion einer Coverversion ist, ist ganz einfach Big Band Jazz. Ursprünglich wurde der Song von Horst Winter im Jahr 1948 gesungen und hieß "Und jetzt ist es still" - wurde dann von der Hollywood-Schauspielerin und Sängerin Betty Hutton als "It's Oh So Quiet" gecovert. Björk singt einen etwas abgeänderten Text. Hier dreht sie richtig ab. Diese absolut schrillen Schreie erwartet man einfach nicht, also dass sie aus diesem sonst eher ruhigen Song hervorstechen. "Enjoy" ist beattechnisch mein Favorit hier. Klingt für mich wie eine softe Version von Post-Industrial. Eine sehr softe Version wohlgemerkt. Eines der besten Jazz/Electronic-Fusion-Irgendwas-Songs überhaupt stammt übrigens auch von Björk: "I Miss You", dass ein passendes Cartoon-Video hatte. 

Ich glaube vor zwanzig Jahren, hätte ich nicht viel mit Björk anfangen können. Ich mein, ich kannte einige Songs hiervon, allerdings war ich musikalisch dort anderweitig beschäftigt. Jedenfalls bin ich sehr froh darüber dieses Album ausgewählt zu haben. Es drückt bei mir einfach die richtigen Knöpfe, schafft es dass ich mit dem Kopf nicke, mit dem Fuß tippe, mich in eine Art Phantasiewelt begebe... Es ist so hinreißend, so vielfältig und holy shit - einfach sehr schön anzuhören.

9,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: It's Oh So Quiet, Enjoy, Army Of Me, I Miss You, Hyperballad



Mittwoch, 30. März 2022

Film der Woche#530: GIRLS WITH GUNS SPECIAL!!!1

Pinky und ich haben uns entschieden im Rahmen des "XX"-Themenmonats März eine Podcast-Folge zum Thema "Girls with guns" aufzunehmen. Dies ist ein spezielles (wobei, naja) Action-Film-Subgenre, welches seine Hochzeit in Hong Kong erlebt hat. Der erste Film dieser Art war "Yes, Madam" (1985).

"Yes, Madam" (1985)

In diesem Film spielt Michelle Yeoh die Polizistin Inspector Ng. Zu Beginn des Films klemmt sie den Schwanz eines Exhibitionisten mit einem Buch ein und verfolgt kurz danach einige Bankräuber. Ein westlicher Account Manager namens Nornen geht auf einen Deal mit einem Profikiller namens Willie (Dick Wei) ein. Nachdem es zu Unstimmigkeiten kommt wird Nornen umgebracht. Zwei Kleinganoven, Strepsil (John Shum) und Asprin (Mang Hoi) beklauen daraufhin die Leiche. Sie gelangen auch in den Besitz des Passports des Opfers und gleichzeitig auch eines Microfilms. Daraufhin sind etliche Details über große Fische im kriminellen Milieu zu finden, unter anderem den korrupten Businessman Mr. Tin (James Tien). Inspector Ng trifft kurze Zeit später am Tatort ein, weil sie an Nornen ein romantisches Interesse hatte. Kurz darauf stellt es sich heraus, dass dieser Undercover für den Scotland Yard gearbeitet hat. Darum wird die dortige Polizistin Carrie Morris (Cynthia
Rothrock) hinzugeschaltet, die schon bald in Hong Kong eintrifft. Es kommt, wie es kommen muss: die beiden Frauen arbeiten nun zusammen um die Hintermänner zu finden, die an Nornens Tod schuld sind.

Was für ein großartiger, witziger Unsinn. Rothrocks Kung-Fu Skills sind außerordentlich gut. Yeohs Choreographie natürlich auch. Bis dato kannte ich sie nur aus "Star Trek: Discovery". Der Plot ist relativ durchschnittlich. Die Ausführung hingegen sieht einfach aus wie aus einem unfassbar schrillen Manga geklaut. Es ist alles so dermaßen over-the-top und cartoony, dass ich die ganze Zeit lachen musste. Das ist aber auch Absicht. Der Film nimmt sich einfach nicht wirklich ernst, möchte auch keine ernsthafte Botschaft vermitteln. Leider sind die beiden weiblichen Hauptrollen nur mit einem Auge zugedrückt wirkliche Hauptrollen. Einen nicht grade kleinen Teil der Handlung nehmen doch Männer ein - ich meine damit die Kleinganoven die nach Kopfschmerztabletten benannt sind. Trotzdem wird hier assgekicked. Und ich hab schon gesagt, dass es witzig ist. Ehrlich. 

7,5/10 Pfandflaschen
Trailer:



"Angel Terminators 2" (1993)

Fortsetzung von Angel Terminators, die absolut gar nichts mit dem ersten Film gemein hat. In Hong Kong war man etwas freier was das Wort "Sequel" betrifft. Mit Engeln und Terminatoren hat das hier auch nichts zu tun. Der Film ist außerdem als "Best Of Lady Kickboxers" bekannt.

Bullet (Yukari Oshima) kommt grade aus dem Gefängnis heraus. Sie saß eine Zeit ein, weil sie die Schuld eines Verbrechens auf sich genommen hat, dass in Wahrheit ihr Boss (Karel Wong) begangen hat. Sie war/ist Teil eines Triadenclans. Nachdem sie rausgekommen ist, wird sie empfangen von ihren Kindheitsfreunden und gleichzeitig von ihrem Vater, der bei der Polizei ist (Jason Pai Piao) als auch seiner Polizei-Partnerin (Sibelle Hu). Der Vater ist schon direkt im voraus ziemlich angespannt und fürchtet dass Bullet zurück in ihre Verbrecherkarriere einsteigen möchte. Doch er irrt sich. Tatsächlich möchte sie einen Neuanfang versuchen. Leider gerät die Situation außer Kontrolle als ihr ehemaliger Boss droht ihre beste Freundin Chitty (Moon Lee) zu seiner Prostituierten zu machen. Eine andere Freundin wird von einem Fake-Casting-Agenten mit Drogen gefügig gemacht und missbraucht.


Das alles hört sich furchtbar ernst und gewaltvoll an. Tatsächlich ist dieser Film, ähnlich wie "Yes, Madam" gefüllt mit einer Unmenge an Humor und schlechten Witzen. Die Kampfszenen sind größtenteils so slapstick-haft dass mir der Magen platzt. In einer Szene wurde ein, eh schon verletzter, Typ angeschossen und ist wegen der Kugel weggeflogen, auf dem Boden aufgeschlagen und hat dann erst sein Haupt gesenkt. Danach war er erst tot. Dieser ganze, eigentlich relativ ernste Plot, geht mit diesen sensationellen, völlig überdrehten Actionszenen komplett unter. Der Film fängt auch sofort mit einer Schießerei an, in welche Bullets Vater und seine Partnerein involviert sind. Erst kurze Zeit später geht es um die eigentliche Handlung. Ich finds interessant, wie man hier vorgegangen ist. Man hat den Zuschauer mit einem extravaganten Titel ins Kino gelockt um dann ihm mit 'ner phänomenalen Action-Eröffungssequenz zu behalten - nur um dann das Ganze etwas entspannter laufen zu lassen. Was für ein irrer Film. Hong Kong Action Kino ist etwas ganz ganz ganz ganz anderes. Herrlich.

7,5/10 Pfandflaschen
Trailer:



Dienstag, 29. März 2022

Comic Book Review#529: Pretty Deadly#1 (2013)

I have absolutely no idea what is going on.

Wir befinden uns im 19. Jahrhundert, im Wilden Westen der USA. Ein Kaninchen wird brutalst von einer Gewehrkugel zerfetzt. Es scheint als würde sein Geist diese Geschichte erzählen - aber nicht für sich alleine sondern einem Schmetterling der dabei gewesen ist. Ein kleines Mädchen hat die Kugel abgefeuert. Es geht hier nicht um sie, sondern um ein anderes Kind. Es wird Sissy genannt und ist
gemeinsam mit einem alten, blinden Typen namens Fox auf Pferd unterwegs. Sie halten in Städten/Dörfern an und geben dort eine Vorstellung mit Bildern und Gesang. Sissy singt eine Geschichte über den Tod, der zu lange auf der Erde verweilt hat und sich verliebt hat. Aus dieser Liebe ist ein Kind namens Ginny entstanden. Was weiterhin passiert scheint mir eine Art typischer Story zu seiner in welcher das Kind des Bösen sich auf die Seite des Guten zu schlagen. Oder so. Ich bin mir nicht sicher. Die Story erscheint mir hier in der ersten Ausgabe noch absolut undurchsichtig. Ich verstehe nicht wirklich was hier geschieht. Irgendwie geht es um den Wilden Westen, der wohl bald wortwörtlich vom Tod heimgesucht wird. Scheint mir so.

Jedenfalls sieht das Ganze höllisch gut aus. Wurde von Kelly Sue Disconnick geschrieben und von Emma Rios gezeichnet. Alleine wegen des Artworks lohnt es ein mal reinzulesen um sich irgendwie ein Bild zu machen. Vielleicht wäre es auch nicht schlecht auch die nächsten Ausgaben anzugucken um den ganzen Zusammenhang zu verstehen. Vielleicht.

8/10 Pfandflaschen

Montag, 28. März 2022

Happenings des Monats: März'22

Stricher guckt sich "Déja Vu" (1990) an am 04.03.2022 in Gelsenkirchen mit Genossin V und Genosse M.

Ich hatte einen super angenehmen Abend. Gemeinsam mit meinen Genossen beschloss (oder eher habe ich selbst den Film ausgesucht und aufgezwungen lel) ich einen polnisch-sowjetischen Film aus dem Jahre 1990 anzusehen. Das letzte Mal habe ich ihn vor ungefähr 20 Jahren gesehen. Genauer gesagt ist es ein polnisch-ukrainischer Film weil er in Odessa gefilmt wurde. Verantwortlich hierfür waren auch die Odessa Kinowerke. Regie führte der Pole Juliusz Machulski, der später für solche Action-Comedies wie "Kiler" verantwortlich war. In der Hauptrolle war der polnische Schauspieler Jerzy Stuhr zu sehen, der herausragendes Russisch gesprochen hat, mit einem unfassbar fetten Akzent.


Chicago, 1925. Mikita Nichiporuk (Vladimir Golowin) ist ein ukrainisch-stämmiger Gangster. Nachdem er seine Kollegen in der italienischen Mafia an die Polizei verraten hat, macht er sich auf und davon nach Odessa. Dort etabliert er einen Alkohol-Schmuggler ringt und versucht sich einen Namen zu machen. Die Mafia ist sichtlich empört da durch Mik Nichs (so lautet sein Mafia-Pseudonym) Aktionen mehrere ihrer Angestellen durch die Polizei umgekommen sind. Also heuern sie einen Auftragskiller an. Johnny Pollack (Jerzy Stuhr) ist polnischer Abstammung (lol) und spricht fließend Russisch. Also soll er in die Ukraine reisen um dort Nich zu finden und zu töten. Seine Deckung ist die folgende. Er ist offiziell John Pollack, ein Ethymologie-Professor der nach Odessa mit dem Schiff gereist ist um dort das Grab seines Vaters zu besuchen. Dafür kriegt er ein 48-Stunden-Visum. Doch, es wäre keine gute Gangster-Comedy, wenn nicht alles von vornherein schief laufen würde. Johnny wird von einer Meute begrüsst. Er ist nämlich der erste Passagier der Route New York - Konstantinopol - Odessa, der das Land betritt. Prompt wird er als VIP behandelt und überall herumkutschiert. Dann passiert unvorhergesehenes. Er kriegt einen auf die Rübe und wird ohnmächtig. Als er dann in seinem Zimmer wieder zu sich kommt, weiß er nicht mehr wer er ist. Er hat Amnesie. Man erkläärt ihm daraufhin, wer er ist und was er macht. So wird aus einem Mafia-Killer tatsächlich ein Professor der sich gerne Schmetterlinge anguckt. Mik Nich kriegt Wind davon und versucht ihn umzubringen. 

Der Großteil der Handlung wird durch Johnny Pollacks Amnesie vorangebracht. Es funktioniert nämlich so. Jedesmal wenn Pollack eins auf die Mütze kriegt, verändert sich sein Gemütszustand. Mal ist er tatsächlich der Mafia-Killer Johnny Pollack, mal ist er einfach John Pollack der Professor der "Babotschki" (Schmetterlingen) angucken will. Im Laufe des Abenteuers gerät er sogar in die Aufnahme des Stummfilms "Panzerkreuzer Potemkin". Es ist eine Situation Comedy. Eine witzige Situation jagt die nächste und das Ende ist tatsächlich unvorhersehbar.  

Ich mag Juliusz Machulskis Filme sehr. Sie waren Teil meiner Kindheit und wurden sowohl von der polnischen Seite (meines Vaters) als auch der russischen Seite (meiner Mutter) mir vorgeführt. Aufgrund des Ukraine/Russland-Krieges wollte ich mich an fröhlichere Zeiten rückbesinnen. Denn dieses Land dass dort angreift ist nicht mehr das Land in dem ich einen enormen Teil meiner Kindheit verbracht habe. 

8,5/10 Pfandflaschen
Kein Trailer aber ein Filmausschnitt:





DEMENTED ARE GO! + THE WRECK KINGS am 12.03.2022 in Turock, Essen


Mein letztes Psychobilly Konzert ist mindestens 13 Jahre her. Ich meine, dass es Frantic Flintstones mit As Diabatz im Nürnberger Roten Salon waren. 2009 oder so. Oder vielleicht noch früher. Damals war ich schlicht noch ärmer als heute und konnte mir keine Ausflüge in weiter entfernten Städte leisten. DAG! spielten wenn dann weiter weg von Würzburg. Viel weiter weg. Ich hätte mir das nicht verzeichen können, wenn ich mir diese Karte nicht geholt hätte. Und ich bereue es definitiv nicht. 


Den Anfang machten die Wreck Kings aus Münster. Das Trio hat ziemlich punkigen Psychobilly gemacht. Der Sänger/Gitarrist und Kontrabassist teilten sich den Gesang. Mir hat jedenfalls der Einsatz des letztgenannten viel mehr gefallen. Wahrscheinlich weil er zum Teil aus Spanisch gesungen hat, das einfach ne super coole Sprache ist. Beim Nirvana-Cover, ich bin mir nicht mehr sicher ob es "Very Ape" oder "Tourette's" war hat der Schlagzeuger den Gesang übernommen. Ich finds immer großartig, wenn diese Rolle nicht nur von einer Person übernommen wird. So zeigt man, dass man eine Band ist die zusammen arbeitet und nicht nur für eine Person zur Selbstdarstellung benutzt wird. Außerdem: Sehr freundlich, sehr sympathisch.

Demented Are Go! waren fast exakt so, wie ich sie mir in meinem geistigen Auge vorgestellt habe. In Corpse Paint geschminkt, richtig abgedreht aber irgendwie doch bisschen mit Notbremse. Sänger Sparky war zwar größtenteils textsicher, doch hier und da merkte man schon, dass er irgendwie aus der Puste gerät. Bei "Be Bop A Lula" hat man offensichtlich gehört, dass er irgendeinen Text am laufenden Band dazu erfindet. Seine Ansagen habe ich absolut nicht verstanden. Vielleicht ist es dieses walisische Englisch was mir einfach fremd ist. Ich weiß es nicht. Jedenfalls: Zwei Zugaben. Jede Menge Songs die ich kannte, mitsingen konnte, mitstampfen konnte. Die ganze Jugend auf einen Schlag. Sie war wieder da. Keine oder kaum Pausen zwischen den Songs. Dummerweise waren irgendwelche komischen Typen vom The-Meteors-Fanclub "Wrecking Crew" da und mussten unbedingt Stress machen. Zum Glück wurde keine ernsthaft verletzt oder so. Insgesamt ein großartiger Abend. Fühlte mich zwischendurch etwas komisch, mich wieder für einen kurzen Moment in dieser Szene zu bewegen. Zum Glück war es wesentlich heterogener. Es waren nicht nur Flattops da sondern auch andere Frisuren. 

Stricher guckt sich "The Batman" (2022) an, am 26.03.2022 in Cineplex Gelsenkirchen an mit Genosse M.

ACHTUNG SPOILER ACHTUNG SPOILER ACHTUNG SPOILER ACHTUNG SPOILER

"The Batman" ist KEINE, ich wiederhole KEINE Fortsetzung des DC Extended Universe sondern ein Versuch von Warner Bros. bzw. DC ein weiteres eigenständiges Universum zu kreieren. Es sollen Fortsetzungen kommen, sowie Spinoff-Serien die dann auf HBOMax laufen sollen. Mal gucken, wohin uns das führen wird, ich fands Ergebnis schon ziemlich geil.

Wir befinden uns im dritten Jahre der Verbrechungsbekämpfungs-Karriere von Miliardär Bruce Wayne (Robert Pattinson) aka Batman. Der Bürgermeister der Stadt Gotham City Don Mitchell Jr. (Rupert Penry-Jones) wird in seinem Zuhause umgebracht. Der Täter ist ein maskierter Bösewicht, eingewickelt in einen seltsamen Anzug, der kaum was von seinem Gesicht zeigt. Er nennt sich selbst "Riddler" (Paul Dano) und verbreitet Informationen über die Taten in sozialen Medien. Police Lieutenant James Gordon (Jeffrey Wright) zieht zum Tatort Batman hinzu, worüber die restlichen Polizeibeamten nicht grade erfreut sind. Die Polizei ist generell etwas gespalten was den Vigilanten betrifft. Am Tatort bzw. am Opfer selbst findet sich ein Brief an Batman. Der Täter versucht den Helden mit Rätseln zu beschäftigen. Batman und Gordon finden auch Bilder von Mitchell Jr. und einer geheimnisvollen Frau,

die gemeinsam aus einer Disco rausgehen. Es handelt sich um die Iceberg Lounge, die von einem Mafioso betrieben wird, der Pinguin (Colin Farrell) genannt wird. Batman möchte die eben erwähnte Frau befragen und findet heraus, dass sie mit einer Selina Kyle (Zoe Kravitz) zusammen wohnt. Kurze Zeit später verschwindet sie jedoch und ist nicht aufzufinden. Das Muster des Serienmörders Riddler deutet daraufhin hin, dass er nur diejenigen tötet die in einer Art Elite bestehen. Gordon und Batman arbeiten nun als Detektive zusammen und versuchen rauszufinden, wer der Riddler nun ist. Batman erhält zusätzlich Hilve von Selina Kyle, die wie es sich herausstellt, direkte Verbindungen in die Gothamer Unterwelt hat.

Bei Hypes bin ich immer so ein Bisschen vorsichtig. Was ist wenn dieser Film es doch nicht drauf hat, so wie er angepriesen wird? Doch bereits in den ersten Minuten hat er richtig dem Zuschauer in die Fresse. Erst wird das WB-Logo gezeigt und dann füllt der Bildschirm ein großer Schriftzug namens "THE BATMAN". Kurze Zeit später geschieht dann der erste Mord. Paul Dano als Riddler hat sich ordentlich in den Arsch gebissen. Er ist nämlich selbst auf die Idee gekommen, so einen Anzug zu tragen, in dem man kaum atmen kann. Sein Riddler ist wesentlich abstrakter als die Darstellung von sagen wir mal Frank Gorshin (Batman 1966) oder Jim Carrey (Batman Forever). Dieser Riddler ist ein geisteskranker Psychopath der aus persönlichen Gründen mordet und eine Art bizarres Spiel verfolgt. Basierend, offensichtlich, auf dem Zodiac Killer. Furchtbare, unangenehme Lache. Incel-Optik. Und natürlich auch, die Thematik des durch social Media gesteuerten geheimen Fan-Zirkel, der in der Lage ist schreckliche Taten zu begehen. Hervorragend gespielt. Großartige Optik - finsteres, gritty Gotham City, das nur vor Gewalt, Korruption und Drogen trieft. Das erste Mal in einem Film hören wir einen Monolog von Batman. Er selbst ist der Erzähler, wie es in den Comics ist. Das gabs vorher noch in keinem Batman-Film. Nicht das ich wüsste. Kravitz und Pattinson machen einen verdammt glaubwürdigen Job. Er ist ein schlafloser Detektiv-Anfänger der auch mal auf die Schnauze fliegt. Sie ist eine Frau, die von Rache getrieben wird. Wirkt auf mich relativ glaubwürdig. Das einzige was mir weniger gefallen hat war der Soundtrack. Die Musik wirkte auf mich eher monoton und relativ langweilig. "Something In The Way" von Nirvana hat allerdings sehr gut dazu gepasst. Ich bin sehr sehr sehr zufrieden hiermit. Holy shit.

9/10 Pfandflaschen
Trailer:




Sonntag, 27. März 2022

Album der Woche#532: Bikini Kill - Pussy Whipped (1993)

Es ist unglaublich wie schwierig es mittlerweile ist über solche einfachen Musikrichtungen wie Punk zu schreiben. Meines Erachtens gibt es erstaunlich wenig was ich hier beschreiben und etwas ausholen kann. Aber ich versuch's.

Wenn ich heutzutage an Punk-Bands mit weiblichen Gesang denke, kommen mir irgendwelche männlichen Bands die sich eine Sängerin geholt haben um einen anderen Anstrich zu haben. Das war ne Zeit lang gang und gebe in der Punk-Szene. Allerdings gab es davor schon einen genuinen weiblich dominierten Teil dieser Szene: Riot Grrrl. 
Bikini Kill waren eine der ersten Bands, die diese Richtung mitgeprägt haben und meines Erachtens steht dieses Debütalbum hier zweifelsohne für deren Sinn für Aussergewöhnliches. Es ist nicht einfach drei-Akkorde-Punk mit Parolen gegen Macker. So wie man(n) sich das meistens vorstellt wenn man über Feminismus im Punk hört. Nein, Bikini Kill waren ziemlich experimentell, schrill und unbequem. "Sugar" beispielsweise ist ein Song der sich sarkastisch mit der männlichen Perspektive in der Pornographie beschäftigt. Eine Frau soll ja bekanntlich alle männlichen Wünsche erfüllen und sich orgasmusfreudig zeigen und mit Sätzen wie "I'm cumming" den Mann zufrieden zustellen. "Star Bellied Boy" handelt vom Typus "Nice Guy", der Frauen in eine toxische Beziehung reinmanipuliert und Freundschaft vorgaukelt. "Hamster Baby" handelt von einem Supporter der Bewegung namens Everett True und scheint ihm sowas wie Kolonialisierung dieser vorzuwerfen. "Rebel Girl" handelt von einiger innigen und wahren Frauenfreundschaft. Definitiv der größte Song auf diesem Album. Wenn ich ihn höre, habe ich tatsächlich ein Haufen tanzender Mao-Soldatinnen vorm geistigen Auge - weil es auch auf YouTube ein solches Video zu diesem Song gibt. Der letzte Song "For Tammy Rae" ist einer langjährigen Freundin der BK-Sängerin Kathleen Hanna gewidmet, der Photographin und Künstlerin Tammy Rae. 

Musikalisch ist das hier ziemlich noisiger Punkrock, der was instrumente betrifft nicht besonders experimentell ist. Die Außergewöhnlichkeit und Experimentierfähigkeit äußert sich viel eher im Gesang der irgendwo zwischen semi-cute, schrill und absolut durchgedreht wandelt. Mir gefällt das, allerdings bin ich viel mehr Fan der Nachfolgeband Le Tigre.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Sugar, Rebel Girl, Star Bellied Boy



Samstag, 26. März 2022

So isses, Musik!#142

Fürs erste: Es tut mir Leid, dass diese Rubrik wieder mal so kurz ausfällt. Der Blog braucht mal wieder Urlaub und wird ihn auch kriegen. In fünf Tagen. Darum, hier das wichtigste.

THE ULTIMATE BEAVIS AND BUTT-HEAD EXPERIENCE, SEASON SIX
  



Link wie immer im Titel.

Was läuft sonst so? 

Aufgrund der aktuellen Situation in der Ukraine als auch in Russland fühlte ich mich an (post)-sowjetische Punk-Songs erinnert. Unter anderem "Vse Idet Po Planu" von Grazhdanskaya Oborona.


Und selbstverständlich auch "Na Zare" von Alyans:


Zeitgenössische russische Künstlerinnen äußern sich gegen den Krieg. Wie zum Beispiel Zemfira.




M:

Da ich sowohl meinen MP3-Player als auch die Musik auf meinem Laptop in alphabetischer Reihenfolge durchhöre - wobei bei ersteren ist es komplizierter lol - bin ich nun bei M gelandet.

Das heißt für mich auf mehrere Arten zurück in die Vergangenheit. Psychobilly-Urgesteine Mad Sin. NYHC-Koryphäen Madball und Ska-Legenden Madness. Mad Sin haben mir tatsächlich wieder Spaß gemacht, vor allem weil ich letztens erst wieder auf einem Psychobilly-Konzert war. Bei Madball fühlte ich mich tatsächlich etwas gequält, weil mir die Alben sich zu sehr geähnelt haben. "One Step Beyond" von Madness hingegen ist einfach nur Zucker.

(Mad Sin - Walltown)

(Madball - Heaven Hell)


(Madness - One Step Beyond)

Mayhem Discography: Atavistic Black Disorder/Kommando EP (2019)

Hurra, endlich wieder Mayhem! Diese EP ist laut eigenen Angaben kein Zwischenspiel sondern eine "Brücke" zwischen dem letzten (wirklich sehr gelungenem) Album "Daemon" und einer neuen Veröffentlichung. Zur Hälfte haben wir hier Songs die nicht auf "Daemon" zu finden waren bzw. aus denselben Sessions entsprungen sind: "Vocas Ab Alta", "Black Glass Communion" und "Everlasting Dying Flame". Alle drei in typischer Attila-Csihar-Manier eingesungen und in Mayhem-typischer Art

eingespielt. Dampfwalze. Norwegischer Black Metal. Die wirklich Überraschung erfolgt mit den darauffolgenden Coversongs: "In Defense Of Our Future" von Discharge, das wirklich wie Arsch auf Eimer passt. Attila könnte in einer D-Beat-Band singen. "Hellnation" von Dead Kennedys mit ehemaligen Mayhem-Sänger Maniac. Passt auch. Er hört sich beinahe an wie Jello Biafra. Holy shit. Dann überraschen sie mich noch mal. "Only Death" von Rudimentary Peni. Hier singt ein weiterer Ex-Mayhemer: Messiah. Ist fast so als hätten sie sich alle wegen alten Zeiten zusammengetan. Und am Ende kommt eine weitere Überraschung: "Kommando" von Ramones. Ich hätte in meinem Leben niemals gedacht, dass Mayhem Ramones covern würden. Was zur verdammten Hölle. Aber es passt auch. Absolut. 

Was für eine verdammt gute, wenn auch kurzweilige EP. Herrlich!

8,75/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Kommando, Hellnation, Vocas Ab Alta




Mr. Bungle Discography: The Raging Wrath Of The Easter Bunny (2020)

Eigentlich ist "The Raging Wrath Of The Easter Bunny" kein richtiges Album. Also irgendwie schon. Ursprünglich war es das allerallererste Demo von Mr. Bungle aus dem Jahr 1986. Vor zwei Jahren

beshloss man es neu aufzunehmen, unter anderem weil man von der ursprünglichen Qualität nicht mehr überzeugt war. Es ist das erste Album seit 1999. Und gleichzeitig eins mit zwei neuen Mitgliedern: Dave Lombardo (war unter anderem bei Slayer und Fantomas) und Scott Ian (u.a. Anthrax und S.O.D.). Scott Ian ist ein gutes Stichwort. Bzw. Thrash Metal. Bzw. Crossover Thrash. Wer hier irgendwelche experimentellen Experimente wie Dark Ambient gemischt mit Polka und Ska und Metal und Turntable-Scratches sucht, der wird absolut nicht fündig. Stattdessen haben wir hier lupenreinen Crossover Thrash mit vollkommen absurden Texten. Mein Favorit ist hierbei "Hypocrites", dass um die ursprüngliche Länge gekürzt wurde und mit einem Cover von S.O.D. aufgefüllt wurde. Genauer gesagt "Speak English Or Die", dass hier zu "Habla Espanol O Muerte" wurde. "Loss Of Words" ist außerdem ein Corrosion Of Conformity Cover. 

Mike Patton ist in Form wie noch nie. Sein Vocal Range ist hier nicht so breitgefächert wie in seinen anderen Projekten aber für Crossover Thrash reicht das auf jeden Fall. Es ist witzig, nicht unbedingt superkrassinnovativ aber auf jeden Fall amüsant. Es ist ein verdammt gutes Crossover Thrash Album, was NeoThrash-Gruppen so auf jeden Fall nicht bringen würden.

Anspieltipps: Hypocrites/Habla Espanol O Muerte, Eracist
9/10 Pfandflaschen

Und weil zwei Meinungen besser sind als eine, hier kommt die von Philipp: 

"Schon mal im Voraus: Ein richtiger Diskografie-Eintrag ist dieses Album natürlich nicht. Aber naja, Mr. Bungle ist schon eine ziemlich ungewöhnliche Band und ungewöhnliche Bands erfordern ungewöhnliche Maßnahmen.
Ich habe übrigens eine Theorie, was dieses Album mit dem Osterhasen zu tun hat. Easter Bunny und Mr. Bungle klingen tatsächlich ziemlich ähnlich und ich kann mir gut vorstellen, dass es in den Anfangstagen der Band ein Insider war, dass die Band „Easter Bunny“ genannt wurde. Warum dann nicht sein erstes Demo unter diesem Namen rausbringen? Der Bruch von „wütendem Zorn“ (schlecht übersetzt) und dem Osterhäschen ist ja auch ziemlich absurd und Absurdität ist ja eins der Markenzeichen von Mr. Bungle.
„The Raging Wrath Of The Easter Bunny“ klingt komplett anders als jedes andere Album der Band, das hier ist kein wilder Mix aus Free Jazz, Funk, Polka, leckmichdoch, es ist recht klassischer Crossover Thrash (Marke Anthrax, SOD, Slayer oder Nuclear Assault) mit Death Metal-Einflüssen und bescheuerten Texten (sehr oft irgendwelche Profanitäten, Buzzwords sind zum Beispiel Anus, Death und Punishment, meddl.), aber wieso sollte die 17jährigen Patton, Dunn und Spruance auch als High School Kids einen anderen Humor gehabt haben?
Da man mit der Qualität des Ursprungsdemos nicht mehr zufrieden war, hat man sich mit Scott Ian von Anthrax/S.O.D. und Dave Lombardo von Slayer (der mit Patton bekannterweise mit Fantomas und Dead Cross noch an zwei weiteren Bandprojekten beteiligt ist) zwei Jugendhelden und mittlerweile gute Kumpels eingeladen und das steht der Platte wirklich gut zu Gesicht, Scotts Rhythmusgitarre drückt dem ganzen seinen ziemlich unverkennbaren Stempel auf und das Drumming ist wirklich virtuos. Dass Dunn und Spruance nach mehreren absolut wilden Genrewechseln und Experimenten wirklich noch Thrash Metal spielen können ohne einzuschlafen oder zumindest nach 20 Sekunden gelangweilt ihre Instrumente fallen zu lassen, überrascht mich etwas mehr.
Naja auf jeden Fall hat die Behandlung, die der Platte verpasst wurde, dem ganzen wirklich gut getan. Es kommt einem zwar weniger wie Mr. Bungle vor, bleibt aber dem Prinzip treu, dass Mr. Bungle halt eben ist, worauf auch immer Patton, Dunn und Spruance gerade Bock haben.
Und das ist nach wie vor großartig.

9/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Anarchy Up Your Anus, Bungle Grind, Eracist"




Freitag, 25. März 2022

Comics Monthly#95

Ant#3

Ursprünglich war die Superheldin Ant eine Idee des Autors Mario Gully und wurde auch in einer Comicserie von ihm gezeichnet. Hier hat sich der Savage-Dragon-Erfinder Erik Larsen an ihr versucht. Die Zeichnungen stammen von ihm, die Story auch.

Hannah Washington wurde letztens von einem Truckerfahrer am Straßenrand aufgelesen. Sie weiß nicht so richtig, wie sie dahin gekommen ist. Sie hat 600$ im Portemonnaie und einen halb aufgeladenen Tablet. Überall in der Stadt hängen Poster, die die Superheldin Ant thematisieren. Außerdem ist auf Postern ein Comic-Autor namens Steven Richards zu sehen, der bei einer bald stattfindenden Comic Convention auftritt. Irgendwie kommt er Hannah bekannt vor und sie beschließt da hin zu gehen um vllt. zu erfahren, wie sie in die jetzige Situation gekommen ist. Auf der Comic Con erzählt Richards wie er in seinem neuesten Buch gemeinsam mit Ant die Stadt vor Terroristen gerettet hat. Plötzlich taucht eine Bösewichtin mit ihren Handlangern auf: Jessica Mime die mithilfe von
Handgesten Pistolen bedient. Hannah schreitet ein und verprügelt alle. Rein instinktiv. Es stellt sich heraus, dass das alles nur eine Inszenierung für die Comic Con war. Später mietet sich Hannah ein Zimmer um dort zur Ruhe zu kommen. In der Nacht merkt sie dass das alles Sinn ergibt. Sie ist Ant. Innerhalb von Sekunden verwandelt sie sich in die Ameisen-Superheldin, taucht in der Kanalisation unter und kämpft dort gegen einen religiösen Fanatiker namens King Spider. Bald taucht auch Spawn auf um ihr zu helfen.

Es fing echt gar nicht mal schlecht an. Die Story wirkte wie eine Art Deja-Vu-Geschichte. Meines Erachtens hätte Hannah eine psychisch kranke Frau sein können, die sich das alles ausgedacht hat, oder gegaslighted wird damit sie glaubt, sie hätte sich das alles ausgedacht. Am Ende ist es ein stupider Superhelden-Plot mit viel nackter Haut und unfassbar beschissenen Zeichnungen. Erik Larsen kann gut zeichnen. Ich erinnere mich an seinen Savage Dragon und andere Titel. Aber hier sieht es einfach aus als hätte er sich nur 40% Mühe gegeben. Es sieht einfach scheiße aus und stört beim Lesen. Enorm.

4,75/10 Pfandflaschen
Made by: Erik Larsen
Erhältlich bei Image Comics

Hit Me#1 (of 5)


"Hit Me" von Christa Faust und Priscilla Petraites handelt von Lulu. Lulu ist eine "Sexworkerin", die sich für Geld auf brutale Art und Weise von Männern verprügeln lässt. Ihr Körper ist gezeichnet von blauen Flecken. Augenscheinlich verdient sie ganz gutes Geld und hat sogar einen Wächter der ihr zur Seite steht. Sie nennt ihn einen Wachhund, in Wirklichkeit ist es ein junger Mann namens Danny. Wenn irgendein Kunde von ihr, die festgesetzten Regeln missachtet, schreitet Danny ein und lässt Fäuste sprechen. Er selbst hat sich schon längst in Lulu verknallt - sie weiß das ganz genau und manipuliert ihm, damit er die Rolle des Beschützers spielt und bei ihr bleibt. Eines Tages hat sie einen Termin mit einen Kunden, namens Mr. Tak. Dieses soll in einem Casino/Hotel stattfinden, dass von einem schmierigen ekligen Typen namens Gordo betrieben wird. Danny beobachtet durch die Hotelkameras (die überall installiert sind, auch in Zimmern das Geschehen). Während Lulu zu Mr. Taks Zimmer unterwegs ist, wird dieser deutlich schneller von einem Typen mit Waffe besucht und bedroht. Danny greift ein, es kommt zu einer Schießerei bei welcher Mr. Tak stirbt. Lulu wird Zeugin des Geschehens und bald erfährt sie auch worum es ging: Diamanten.


Ziel des Comics ist wohl zu zeigen, dass "Sexwork" ganz normale Arbeit ist und "Sexworker" alles andere als zu bemitleidende Opfer sind. Tatsächlich bewirkt er bei mir das Gegenteil. Ich kann nicht nachvollziehen, wie etwas normale Arbeit sein kann wobei man einen Beschützer braucht der einschreiten kann, falls ein Kunde die festgelegten Regeln missachtet. In dem hintergelegten Liner Notes schreiben die Autorinnen, dass es zwar Kinderarbeit in Sweatshops gibt, aber deswegen nicht jeder der gerne näht ein Opfer von Sklavenarbeit ist. Sie vergleichen das mit Ausbeutung in Bordellen und BDSM-Einrichtungen. Als ob das überhaupt zu vergleichen wäre. Generell bin ich auch nicht mehr in dem Alter indem man beibringen kann, dass Ausbeutung irgendwie cool ist, wenn es irgendwie in einem gritty Rotlicht Viertel passiert und Frauen irgendwie rough und tough rüberkommen. Es ist nicht die Fantasie-Welt von Sin City die hier dargestellt wird, sondern soll tatsächlich durchaus real wirken. Außerdem soll der Comic die Selbstbestimmung  zur Schau stellen, doch ich frage mich wo zur Hölle sie sein soll? Es fehtl auch noch jegliche Vorgeschichte - wir wissen nicht wie Lulu in diesen "Job" hineigeraten ist und welche Traumata sie zu diesem Fetisch geführt haben. Der Comic ist in Prinzip nur ein weiterer, etwas weniger pornohafter BDSM-Comic.

Darum:
0/10 Pfandflaschen
Erhältlich bei AWA Upshot

Wonder Woman#784

Der Großteil dieser Ausgabe spielt sich ab in den USA und nicht auf der Insel der Amazonen, wo Wonder Woman herkommt. Wir befinden uns in Hampton Beach, New Hampshire. WW kämpft gegen einen mysteriösen Ritter in Rüstung. Beziehungsweise - sie kämpften - doch sie wurden von einem Haufen gläsernen Wonder-Woman-Doppelgänger angegriffen. Sie werden quasi gezwungen, ihr Duell aufzugeben und gemeinsam gegen die "Klone" zu kämpfen. Diana Prince, wie Wonder Woman wirklich heißt, hat eine Idee was es mit ihnen auf sich hat. Sie lässt den Ritter alleine mit ihnen kämpfen und besucht ein Spiegelkabinett. Der Kampf findet nämlich auf einem verlassenen Jahrmarkt statt. Im Spiegelkabinett begegnen ihr noch mehr Doppelgänger und schließlich findet sie den
Übeltäter: Der Image-Maker, Meister und Begehlshaber der Spiegelwelt ist dafür verantwortlich. Er versucht WW zu verzaubern und zeigt ihr eine Welt in der sie das Superheldendasein aufgegeben hat. Dort schlendert gemeinsam mit ihrem Freund Steve Trevor auf dem besagten Jahrmarkt. Doch sie widersetzt sich den Zauber und schafft es der Spiegelwelt zu entkommen. Gemeinsam mit dem Ritter und ihrem Schwer, der ihr vom Helden Dead Man gebracht wird besiegt sie schließlich den Image-Maker. Bleibt nur noch das Duell.

Ich würde jetzt übertreiben, wenn ich sagen würde dass ich enttäuscht bin. Es ist ein typischer Comic-Plot. Eine Heldin kriegt dargestellt, was wäre wenn sie nicht mehr da wäre. Und dass es wohl besser wäre wenn sie tot (geblieben) wäre. Und sie zeigt dann solch einen starken Willen, dass sie alle besiegen kann. Großartig gezeichnet, wenn auch nicht überragend. Insgesamt eine solide Ausgabe, die mich allerdings nicht dazu animiert, weiter zu lesen.

6/10 Pfandflaschen
Erhältlich bei DC
Made by: Becky Clooman, Michael W. Conrad, Marcio Takara


Donnerstag, 24. März 2022

Comic Book Review#528: Bitch Planet#6 (2016)

Ich habe vor sechs Jahren die ersten fünf Ausgaben von "Bitch Planet" reviewt, die im ersten Sammelband zu lesen waren. Die sechste Ausgabe knüpft gar nicht an die Hauptstory an, sondern erzählt die Hintergrundgeschichte der Gefangenen namens Meiko Maki.

Meiko wächst als eine von zwei Schwestern auf. Sie muss im Teenager-Alter Geige lernen und nach außen stets eine vorbildliche Schülerin sein. Ihr Vater, Makoto ist ein Schiffs-Ingenieur. Gemeinsam entwickeln sie Pläne für ein neues Schiff fürs japanische Protektorat. Ihr Vater ist jedoch ein Regime-Gegner, der insgeheim defekte Schiffe entwickelt, die zum Scheitern verurteilt sind. Der "Fehler" beim neuesten Modell fällt Meiko ziemlich schnell auf. Der nächste, der ihn bemerkt ist ein Vorgesetzter Makotos - ein Mann namens Douglas. Er steckt seinem Mitarbeiter, dass dieser irgendeine Scheiße gebaut hat und möchte sich unbedingt mit ihm treffen. Daraufhin wird diese zu der Familie zum Essen eingeladen. Er betrinkt sich mit Sake und erzählt Makoto dass er ganz genau weiß, was dieser mit den Schiffen vorhat. Daraufhin gibt er ihm 48 Stunden um den Fehler zu beheben oder sich zu stellen - ansonsten würde er ihn anschwärzen. Makoto schmeißt Douglas wütend raus. Kurz darauf wird Meikos Schwester mit selbst zugefügten Wunden ins Krankenhaus eingeliefert. Ihre Mutter wird von einem Krankenhaus-Security in Handschellen gelegt, weil sie lange nicht zu ihrem Kind gelassen wurde und dementsprechend ausgerastet ist. Von Meiko ist hingegen keine Spur. Es stellt sich heraus, dass sie sich heimlich mit Douglas getroffen hat. Man könnte meinen, sie wollte ihm verführen, damit er ihren Vater nicht verrät. Stattdessen erdrosselt sie ihn mit einer Saite aus ihrer Geige.

Zuerst bewegt sich der Comic etwas weiter weg vom ursprünglichen Plot. Es geht viel um Meikos Vater, der das Leben seiner Familie aufs Spiel setzt. Es könnte sein, dass er verhaftet wird und niemals wieder zurückkommt. Doch dann macht die Story einen guten Schlenker zurück. Man sieht wie Meiko und ihre Schwester offensichtlich um ihre Eltern besorgt sind. Doch in dem Moment hätte man nicht gedacht, dass Meiko zu Mord fähig ist. Ich frage mich, ob schon vorher irgendwelche makabren Gedanken in ihrem Kopf herumschwirrten. Oder ob ihr Vater sie darauf trainiert hat. I don't know. Sehr gutes oldschooliges Design. Angenehme gradlinige Geschichte. Ich find's sehr gut!

8/10 Pfandflaschen

Mittwoch, 23. März 2022

Film der Woche#529: Set It Off (1996)

Hallo und herzlich willkommen zum vorletzten "Film der Woche" im "XX"-Themenmonat. Diesmal habe ich mich für einen Film entschieden, der sowas von an mir vorbeigegangen ist. Vielleicht weil ein gewisser Teil des Casts in dem eher unlustigen Teil des Black Cinema verloren gegangen ist. Jedenfalls, habe ich ihn genossen.


Frankie (Vivica A. Fox) arbeitet als Bankangestellte. Eines Tages taucht ein Bankräuber auf, den sie tatsächlich flüchtig kennt. Zusammen mit anderen Männern raubt er die Bank aus, eine Kundin wird erschossen. Frankie befindet sich in tiefen Schock und kann nicht glauben, was ihr Arbeitgeber ihr hinterher mitteilt. Die Firma trennt sich von ihr, weil sie beim Raubüberfall Sicherheitsanweisungen missachtet hat. Und weil sie den Angreifer flüchtig kennt, ist das Risiko für die Bank einfach viel zu groß. Für sie ist das eine sehr große Sache, weil sie viel Freizeit und Gesundheit für diese Bank geopfert hat. Es ist einfach unfair. Kurze Zeit später fängt sie bei einem Gebäudereinigungsunternehmen an, dass einem Typen namens Luther. Mit dabei sind ihre drei Freundinnen Cleo (Queen Latifah), Stony (Jada Pinkett) und T.T. (Kimberly Elise). Luther behandelt sie nicht besonders gut. Das Geld ist knapp. T.T. ist alleinerziehende Mutter. Stony sieht sich gezwungen mit einem schmierigen Typen zu schlafen, der ihr dafür Geld gibt damit ihr Bruder aufs College kann. Irgendwann kommen die vier auf eine hervorragende Idee. Sie rauben einfach eine Bank aus. Dann haben sie viel Geld und all ihre Sorgen werden verschwinden. Doch es bleibt nicht nur bei einem Bankraub. Die Aktion wirkt sich auf die Frauen wie ein Droge aus. Sie wollen immer mehr bis irgendwann jemand sterben muss.

Ich finde, "Set It Off" fängt ziemlich gut ein wie es ist ganz unten zu sein. So weit unten, dass man zu Mitteln greift zu dem man sonst nicht gegriffen hatte. Am Ende sieht man mal wieder dass Geld Macht bedeutet und dass Macht korrumpiert. Die Frauen, die vorher Gewalt erfahren haben greifen selbst zu Gewalt und Einschüchterung um sich selbst vor dem Knast zu retten. Gleichzeitig wird aber gut herausgearbeitet, dass sie selbst nicht voller böser Absichten in dieses Game gestürzt sind sondern einfach nur ein gutes Leben für sich haben wollten. Meines Erachtens verdammt gutes Schauspiel. Auch von den Nebendarstellern. John C. McGinley (unter anderem aus "Scrubs" bekannt) macht einen guten Job als Police Detective. Gute Alternative zu anderen männlich besetzten New Black Cinema wie "Boyz N The Hood" oder so. I like it.

8,5/10 Pfandflaschen
Trailer:



Dienstag, 22. März 2022

My Favorite TV-Show: Arrowverse, Teil 4

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von "My Favorite TV-Show". Der Zufall will es, dass momentan der Themenmonat "XX" läuft und außerdem, dass ich die beiden TV-Shows noch gar nicht reviewt habe. Zufällig passen sie auch zum Thema. Darum: Los geht's.

Supergirl (2015-2021)

"Supergirl" erzählt die Geschichte von Supermans Cousine, Kara Zor-El. Mit 13 Jahren wurden sie, wie ihr Cousin im Babyalter auch, mithilfe einer Rettungskapsel zur Erde geschickt. Der Planet Krypton war bekanntlich kurz davor zu explodieren. Leider geriet ihre Kapsel in die Phantom Zone. So kam sie tatsächlich auf der Erde an, jedoch viel zu spät. 24 Jahre, um genauer zu sein. Kal-El (aka Clark Kent/Superman) war bereits erwachsen und beschützte längst die Erde. Kara (Melissa Benoist), die eigentlich älter ist wurde in der Familie der Danvers aufgenommen. Irgendwann zeigten sich auch ihre Kräfte, doch ihre Adoptivfamilie hielt sie dazu an, diese geheim zu halten. 12 Jahre später ist ihre Adoptivschwester Alex (Chyler Leigh) Agentin der DEO. Diese Buchstaben stehen für Departement of Extra-Normal Operations (lel). Es ist eine Regierungsagentur die sich um Geheimhaltung des
außerirdischen Lebens und damit in Zusammenhang stehenden Vorfälle kümmert. Kara selbst arbeitet mittlerweile als Assistentin des CEOs von Cat Co, Cat Grant (Calista Flockhart). Es handelt sich um ein Hochglanz-Klatschblatt. Sie sieht sich gezwungen, ihre Kräfte geheim zu halten. Doch als ein Flugzeugabsturz über National City droht und Superman oder irgendein anderer Superheld so überhaupt nicht in der Nähe ist greift sie ein und hält das Flugzeug mit bloßen Händen auf. Kurze Zeit später baut sie sich eine Geheimidentität als Superheldin auf. Mit Genehmigung des Direktors des DEO Hank Henshaw (David Harewood) hilft Supergirl fortan bei jeglicher außerirdischen Bedrohung und arbeitet so mit ihrer Adoptivschwester zusammen. Es stellt sich außerdem heraus, dass ihr Adoptivvater Jeremiah Danvers (Dean Cain, spielte Superman in den 90ern) ebenfalls für das DEO gearbeitet hat. Warum fehlt von ihm jede Spur? Ist er wirklich tot? Laberrhabarber, erster Plot dies das.

Was soll ich sagen? Ich habe im Vorfeld wirklich sehr viel schlechtes über die Serie gehört. Ich muss sagen, sie stinkt leider im Vergleich zu anderen Arrowverse-Serien ab. Besonders die erste Staffel ist etwas schwierig zu ertragen bzw. mit zu verfolgen. Erst in der zweiten Staffel nimmt die Serie erst richtig Fahrt auf. Was mir gefallen hat ist dass sie aktuelle Geschehnisse der US-amerikanischen Gesellschaft auf eine verzerrte Art und Weise parodiert hat und tatsächlich auch eine andere, weibliche Perspektive auf Superhelden angeboten hat ohne zu sehr in Klischees zu geraten. In der fünften Staffel wird es allerdings wieder komisch-woke. Ich mochte die Serie zum Teil sehr. War wirklich auf jede Folge gespannt und fand die Cliffhanger scheiße. Andererseits ging sie mir irgendwo auch ziemlich auf die Nerven. Habe übrigens immer noch nicht die sechste (und letzte) Staffel gesehen. Bin gespannt.




Vixen (2015-2016)

"Vixen" hatte ich seit mindestens 7 Jahren auf der Watch-List. Heilige Scheiße. Ich hab wirklich so lange gebraucht um dort anzukommen. Im Gegensatz zu "Supergirl", die auf einer anderen Erde (aber im selben Multiversum) spielt, befinden wir uns bei "Vixen" auf der selben Erde wie bei "Flash" und "Arrow". Nur in animiert. Dazu kommt noch dass beide Titelhelden zu Gast vorbeikommen.

De Facto beginnt die Webserie (deren Folgen nur ca. 6-7 Minuten lang sind) mit einer Verfolgungsjagd. Flash und Arrow jagen die Titelheldin Vixen über den Dächern von Detroit. Bis sie abstürzt. Danach gibt es ein Flashback. Drei Tage vorher: Mari McCabe hat einen Angreifer mit einem Stift abgewehrt und sitzt grade in U-Haft. Sie wird entlassen und kriegt von der Polizei ihre Halskette, ein

Familienerbstück zurück. Nachdem sie in Detroit bei ihrem Pflegevater angekommen ist, werden sie bei einem Spaziergang von einer Gruppe Männer angegriffen. Sie wollen Mari die Halskette klauen. Als sie sie anfasst, erweckt sie in sich übernatürliche Fähigkeiten. Plötzlich verfügt über Kräfte von verschiedenen Tieren und kann die Angreifer abwehren. Nachdem sie in Erinnerungen nachgegrübelt hat, stellt sie fest dass sie im Kindesalter diese Halskette bekommen hat. Als nächstes geht sie zu einem Professor Macalester, der diese näher untersuchen soll. Die Kette stammt aus Zambesi in Afrika und ist ein Totem des uralten Gottes Anansi, die den Träger magische tierische Kräfte verleiht. 

Der gesamte Plot der Serie, die nur zwei Staffeln hat, dreht sich im Prinzip um Entdeckung der eigenen Wurzeln plus Selbstfindung plus Bildung eines Superhelden-Alter-Egos. Mari wird nämlich erst gegen Ende der Serie zu Vixen und ist dann später in ein paar Folgen von Flash/Arrow in realer Gestalt zu sehen.

"Vixen" ist tatsächlich eine willkommene Abwechslung zu den restlichen Arrowverse-Serien. In diesen sechs-sieben Minuten könnte man tatsächlich unfassbar viel Pathos und Superheldenklischee reinhauen. Stattdessen fokussiert man sich auf Storytelling und Action. Man kann die ganzen Folgen (12 insgesamt) auch einfach als kompletten Film angucken und ist bedient. Wirklich gut bedient. Tatsächlich find ichs auch nicht schade, dass sie nicht im selben Format fortgeführt wurde. Das hat eigentlich gereicht. Es wäre aber cool wenn man sie in einem anderen, besseren Format wieder zurückbringen würde. Mit mehr Zeit. Allerdings wirds dann vielleicht problematisch weil eventuell ein Teil der Fan-Anhängerschaft die Serie nicht kennt. Ich glaube da kommt leider nichts mehr. Schade. 



Freitag, 18. März 2022

Album der Woche#531: Darkened Nocturn Slaughtercult - Mardom (2019)

Hallo und herzlich willkommen zum neuen "Album der Woche" im XX-Themenmonat März. Nun, ihr fragt euch was eine männerdominierte Szene wie Black Metal denn nun mit Frauen zu schaffen hat. Wahrscheinlich nicht so viel. Frauen in Black Metal sind ziemlich rar gesät. Mir fällt eine einzige rein weibliche Black Metal Band ein. Und zwar Gallhammer. Obwohl sie eher ein Mischmasch aus Crust und BM machen. Nun, was hat diese Band hier zu suchen dann?

DNS sind die einzige Band hier zu lande, die mir einfällt wenn ich an eine Black-Metal-Sängerin denken muss. Vielleicht gibt es noch einige, aber mir fällt wirklich keine ein.Yvonne "Onielar" Wilczynska ist der Name der äußerst dominant wirkenden Sängerin. Der Rest des Quartetts trägt selbstverständlich auch skurrile und semi-böse wirkende Spitznamen.


"Mardom" ist mittlerweile das sechste Album der Band. Ich habe mich im Vorfeld nicht wirklich mit der kompletten Discography beschäftigt, allerdings scheint es ein Werk zu sein dass viel mehr auf Atmosphäre statt auf Geballer setzt. Instrumental-technisch ist das wirklich ziemlich hohes Niveau. Auch auf der Produktionsebene. Lyrisch geht es um eben die Sachen, die BM ausmachen. Mein Interesse hat aber insbesondere der Song "Mardom - Echo Zmory" geweckt. Auf Polnisch bedeutet der Titel "Echo der Nachtalb". Es geht um einen Dämon der ukrainischen und polnischen Folklore beheimatet ist. "Mardom" ist persisch und steht für "Volk". Aber was für einen Bezug zum Text der Albumtitel hat, das weiß ich nicht.

Mir gefällt das Artwork als auch das In- bzw. Outro. Fühlt sich an wie Beginn und Ende eines schaurigen Hörspiels. Englisch ist eine passende Sprache für Black Metal. Polnisch hört sich dabei aber noch gestörter an (siehe Titelsong). Ja, insgesamt wird hier nicht das Rad neu erfunden. Das sollte schon klar sein. Allerdings klingt das Album insgesamt wirklich sehr fresh. Frostig, kvltig etc. pp. Das Gesamtbild stimmt einfach.

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Mardom - Echo Zmory, TOWDATHABTE, Widma, Imperishable Soulles Gown

Donnerstag, 17. März 2022

Film der Woche#528: Thelma & Louise (1991)

Thelma Dickinson (Geena Davis) ist eine zurückhaltende und brave Ehefrau. Ihr Ehemann Darryl (Christopher McDonald) ist ein absolutes Arschloch. Doch sie hat sich irgendwie dran gewöhnt. Allerdings hätte sie gerne vom Leben etwas mehr als das. Louise Sawyer (Susan Sarandon) ist ihre beste Freundin. Gemeinsam beschließen sie einen großen Wochenend-Auslug zu unternehmen. Abseits

vom grauen Alltag, Job, despotischen Ehemännern und anderen Scheiß. Das Gefährt ist dabei Louises Fort Thunderbird-Cabrio. In einer Cowboy-Kneipe in Arkansas trinkt Thelma etwas zu viel und flirtet mit einem zunächst nett wirkenden Typen namens Harlan (Timothy Carhart). Die Lage gerät allerdings schnell außer Kontrolle. Auf dem Parkplatz versucht Harlan, als er merkt dass Thelma doch gar nicht dasselbe will wie er, sie zu vergewaltigen. Zum Glück eilt Louise schnell zur Hilfe und scheucht ihm weg mit ihrer geladenen Pistole. Als er die beiden Frauen beleidigt kommt es zu einer Affekt-Handlung. Louise erschießt ihn. Sie lassen ihn zurück und hauen ab. Ab dem Moment geraten sie in ein Strudel aus Ereignissen, die ihre Situation immer weiter verschlimmern. Sie merken recht schnell, dass ihnen eigentlich eine Anklage wegen Mordes bevorsteht, weil man das Geschehene nicht als Selbstverteidigung auslegen kann. Dass der Typ Thelma vergewaltigen wollte, kann man auch nicht mehr nachweisen. Der Roadtrip wird zu einen Ausflug zur Freiheit. Weg von all den Männern, die ihr Leben schwer gemacht haben, von all den Vorstellungen wie die Frau zu sein hat. Sie offenbaren auf der Reise ihr wahres selbst, so wie sie sein könnten oder wollen.

Es ist wirklich ein unfassbar amüsanter und schöner Film. Amüsant, weil die Männer die den beiden Frauen im Laufe des Films begegnen allerlei Klischees entsprechen. Der despotische Ehemann, der creepy nice guy Vergewaltiger, der Loverboy der ihr Geld stiehlt und der eklige Truckerfahrer der obszöne Gesten und Geräusche macht. Und schön, weil man sieht wie immer besser und enger ihre Freundschaft wird. Sie fangen an zu kapieren, dass ihr Leben als erstes dran ist und sie sich nicht für irgendwelche Typen opfern müssen. Es ist die Story einer Freundschaft. Jeder weiß, wie dieser Film endet. Darum möchte ich anmerken: Ja, es mag sein, dass er nicht so hätte enden müssen. Doch wäre es so, hätte man das Misstrauen der Frauen in die Justiz nicht unterstrichen. Und die Spannung wäre weg. Ich bin ein Bisschen sentimental geworden dabei. War mein erstes Mal, dass ich den Film gesehen hab. Würde gerne irgendwann wieder. Gut diese.

8,75/10 Pfandflaschen
Trailer:


Mittwoch, 16. März 2022

Comic Book Review#527: Honor Girl (2015)

"Honor Girl" ist eine autobiographische Graphic Novel der Autorin Maggie Thrash. Ursprünglich war es ein reiner Roman, ohne jegliche Bebilderung. Allerdings hat ihr jemand empfohlen, das Ganze zu visualisieren, was sie als gute Idee empfand. Darum hat sie angefangen sich selbst Zeichnen beizubringen. Das Resultat ist meines Erachtens schon auf Anfänger-Niveau, allerdings sind gewisse Gegenstände, Mimik und Ausdruck von Gefühle schon klar zu erkennen.

Wir haben an in der damals aktuellen Gegenwart. Maggie ist mit ihrer Mutter zu Besuch bei ihrem Bruder in New Mexico. Er studiert dort im St. John's College. Sie hat erfahren, dass eine Person aus ihrer Vergangenheit dort ebenfalls zu Besuch ist und verabredet sich. Sie treffen aufeinander und es heißt "I never expected to see you again". Daraufhin sehen wir einen Flashback. Der Comic spult zwei Jahre zurück. Maggie fährt in ein Ferienlager im Süden der USA. Ihre Mutter ist in ihrer Kindheit schon dorthin gefahren. Und ihre Mutter auch. Seit 1922 hat sich nichts verändert. Jeden Morgen gab es Darstellungen von Amerikanischen Bürgerkrieg in welchen zwei Mädchengruppen sich eigentlich nur noch gegenseitig mit "BLUE"  bzw. "GREY" angeschrien haben. Maggie schlief immer mit einer Leine an ihrem Bein, damit sie nicht schlafwandelt. Zusammen mit ihrer Freundin Shannon verarscht sie jüngere Camperinnen indem sie sagt dass sie Hexen sind. Sie nehmen auch teil an einer Sex-Umfrage: Es geht darum, welchen Celebrity die Mädchen unbedingt bumsen wollen. Sie wählt Kevin Richardson von den Backstreet Boys aus. Im weiteren Verlauf gibt es eine Art Talent-Wettbewerb bzw. Show - dafür tut sie sich mit mehreren Mädchen zusammen und sie stellen BSB dar. Sie singen sogar "I Want It That Way". Maggie ist dabei als Kevin Richardson verkleidet. Erin, eine 19jährige Camperin ist von der Performance schon begeistert und möchte von Maggie ein Autogramm auf ihrer BSB-CD. Sie ist dieselbe Person die Maggie zwei Jahre später in New Mexico trifft...


Der Zeichenstil mag zwar dilettantisch rüberkommen, aber durch den Fakt dass hier eine persönliche Geschichte erzählt wird - nämlich die vom allerersten richtigen "Crush" auf jemanden - kommt der Comic wesentlich glaubwürdiger rüber. Immerhin hat es jemand geschrieben und gezeichnet, der das auch erlebt hat. Wir sehen hier quasi einen graphischen Tagebucheintrag den jemand sehr detailliert beschrieben hat. Die Autorin spart kein Detail des Ferienlager-Besuchs aus. Sie erzählt von dem uralten Besitzer des Camps der viel rumgeschimpft hat. Es ist ja in der Regel so, dass Ereignisse die unser Leben prägen bzw. alles was drumherum passiert viel tiefer in unseren Erinnerungen festgehalten werden. Ich finds jedenfalls ziemlich schön, dass sie sich hier so geöffnet hat. 

8/10 Pfandflaschen
Made by: Maggie Thrash
Erhältlich bei Candlewick Press

Montag, 14. März 2022

So isses, Musik!#141





Der Link ist wie bei den letzten Playlists wieder im Titel verlinkt, weil ich das Ganze hier nicht einbetten kann. Diesmal sind es Musikvideos aus insgesamt 50 10-minütigen Episoden der fünften Staffel. Wieder mal sehr vielfältig, poppig, meddl-ig, sprachgesanglich und und und. 

Ministry Discography: Moral Hygiene (2021)

Das neueste Ministry Album ist vollkommen an mir vorbeigegangen, ehrlich. Der Vorgänger "AmeriKKKant" war schon so scheiße, dass ich ehrlich gesagt absolut nichts gute erwartet habe. Ich wurde allerdings eines besseren belehrt. "Moral Hygiene" ist nämlich das beste seit langem.

Al Jourgensen hat hier beinahe auf allen Tracks Gitarre gespielt weil Gitarrist Sin Quirin kein Bestandteil des Projektes mehr ist - er wird wegen sexuellen Übergriff auf eine Minderjährige verdächtigt. Wir haben hier aber noch Paul d'Amour (ehemals TOOL) am Bass und Roy Mayorga (ehemals Nausea, Amebix, Soulfly) am Schlagzeug. 


Onkel Al bewegt sich hier weg von richtig schlechten und stumpfen Industrial Metal, wie er auf den Alben seit 2003 zu hören war. Stattdessen kriegen wir tatsächlich fast schon die guten Alten Ministry zu hören. Samples von korrupten Politikern, Industrial Rock, Mundharmonika und ein Feature mit Jello Biafra auf "Sabotage Is Sex". Das ist als wären Lard wieder zurück, naja zumindest für einen Song. 

Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist gut gemischt, geht verdammt gut ins Ohr und klingt meines Erachtens so absolut gar nicht peinlich. Es ist fast wie früher. Aber nur fast. Aber gut.

7,75/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Sabotage Is Sex, Alert Level, Search And Destroy (Stooges Cover)




Mr. Bungle Discography: California (1999)

Drittes Album von Mr. Bungle. Das Record Label Warner Bros. Records verschob den Releasetermin, damit man nicht dem Release von "Californication" von Red Hot Chili Peppers in die Quere kommt. Es wäre sonst am selben Tag rausgebracht worden. Daraufhin folgte eine unschöne Reaktion seites RHCP-Sänger Anthony Kiedis, der alles in seiner Macht gesetzt hat um Mr. Bungle aus verschiedenen internationalen Festivals auszuladen. Die Reaktion der Band war unter anderem ein Konzert an Halloween, wobei sie sich als RHCP verkleidet haben. Sie coverten auch mehrere Songs wie "Give It Away". Während des Auftritts machten sie sich über die Songtexte lustig und imitierten Heroin-Schüsse in den Arm. Ein Bandmitglied verkleidete sich als verstorbener RHCP-Gitarrist Hillel Slovak. Ich verstehe, dass man hinsichtlich der Absagen sauer war, trotzdem war die Aktion sehr drüber. Aber witzig.

Um mal einen deutlichen Unterschied zu "Californication" herauszuarbeiten. Das RHCP-Album bzw. der Titelsong handelt von der Kalifornisierung der Welt. Währenddessen ist "California" von Mr. Bungle ein düsteres Abbild von Kalifornien. Auf diesem Album gehen sie noch einen Schritt weiter Richtung Obskurität. Während das erste Album auf recht humoristische Weise mit eigenen Dämonen

umgegangen ist, das zweite sehr tief in die Depression gestürzt ist, macht dieses hier einen Flip-Flop. Es klingt wieder wesentlich positiver als das zweite, gleichzeitig jedoch mindestens genauso absurd wie das erste. Wir bedienen uns weiterhin an Polka, Schlager, Ska und Punk Rock/Metal und natürlich Jazz. Insgesamt hört sich "California" wie eine Art Post-Apokalyptisches Radio, dass versucht 50er/60er Jahre US-Feelgood-Musik zu wiedergeben, was die damalige obere Mittelschicht gehört hat. Kein Rock'N'Roll sondern eher Doo-Wop und Schlager. "Goodbye Sober Day" ist meines Erachtens der kreativste und durchgeknallteste Song hierauf. Er fängt relativ ruhig an, nur um nach zwei Minuten in bizarres "TSCHAK TSCHAK TSCHAKKA TSCHAKKA TSCHAK TSCHAK TSCHAKKA TSCHAKKA" auszurarten. Wie Philipp schon im Review zum ersten Album (beziehend auf den YouTube-Channel "Lie Likes Music") gesagt hat, wie ein Horror-Kabinett: Man weiß überhaupt nicht, was als nächstes um die Ecke lauert. Absolut fantastisch. Schade, dass es die letzte Veröffentlichung mit neuen Songs ist. Das vierte Album ist "lediglich" eine Neuaufnahme des ersten Demos "The Raging Wrath Of The Easter Bunny".

9/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Pink Cigarette, Goodbye Sober Day, Sweet Charity

Und weil zwei Meinungen besser sind als eine, hier die Meinung von Philipp:

"Dies ist also das dritte und letzte offizielle Album von Mr. Bungle und die Overalls und Masken wurden gegen Hawaiihemden und blonde Zöpfe (es ist immer noch Trevor Dunn...) getauscht. Man gewinnt vom Opener "Sweet Charity" an den Eindruck, Mike Patton hätte mit seiner Vorliebe für Easy Listening und italienische Opern das Steuer übernommen. Während "Disco Volante" noch sehr nach Trevor Dunns und Trey Spruances chaotischen Free Jazz-inspirierten Ausbrüchen klang, ist das hier (mal wieder) etwas komplett anderes, nämlich düstere und eingängige Popmusik mit unterschiedlichsten Einflüssen, orientalische Musik, Electronica, Spaghetti-Western, Jazz und hin und wieder doch etwas Metal (Goodbye Sober Day endet sogar mit einem Ausbruch, der auf Disco Volante hätte sein können.) Leicht verdaulich und kommerziell ist das ganze trotzdem nicht, die Texte handeln von so illustren Themen wie Suizid, Tod, langsamem Dahinsiechen im Altenheim und dem Wunsch, sich selbst zu kastrieren, zumindest habe ich das so interpretiert, es gibt eine Menge Spielraum zwischen den Zeilen. Etwas weniger Chaos (und eine enorme Kürzung der Spielzeit) als auf den ersten 2 Alben tut der Band übrigens alles andere als schlecht, diese Platte macht alles in allem einen sehr kohärenten Eindruck und zeichnet ein wunderbar düsteres Bild von Kalifornien.

10/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Vanity Fair, Pink Cigarette, Air-Conditioned Nightmare"



Sonntag, 13. März 2022

Film der Woche#527: Revenge (2017)

ACHTUNG SPOILER ACHTUNG SPOILER ACHTUNG SPOILER ACHTUNG SPOILER




"Revenge" von der Regisseurin Coralie Fargeat spielt irgendwo im Süden/Südwesten der USA. Jedenfalls, da wo eine riesige Wüste ist. Jennifer (Matilda Lutz) ist eine gut aussehende junge Frau, die eine Affäre mit einem verheirateten Mann namens Richard (Kevin Janssens) hat. Sie werden per Helikopter in die Wüste geflogen. Gemeinsam befinden sie sich dann in seinem Ferienhaus und verbringen dort schöne Stunden. Kurze Zeit später tauchen zwei Freunde von ihm auf: Dimitri (Guillaume Bouchéde) und Stan (Vincent Colombe). Ursprünglich wollte Richard mit Jen Zeit verbringen bevor es mit den beiden auf einen Jagdtrip geht. Dummerweise kommen sie einen Tag zu früh an. Dabei wollte Richard Jen geheim halten. Es kommt zu einer kleinen Feier, während welcher Jen mit Stan tanzt und irgendwie auch mit ihm flirtet. Am nächsten Morgen ist der Mann der Meinung dass sie ihm irgendwas schuldig ist bzw. dass sie auf ihn steht. Sie verneint das, doch er will die Abweisung nicht akzeptieren. Er vergewaltigt sie, während Dimitri achselzuckend weggeht. Richard, der währenddessen wichtige Besorgungen machen muss, kommt später wieder und versucht Jen zu beschwichtigen. Er erzählt ihr von einem Job, den er ihr besorgen kann usw. usf. Auch Geld wird angeboten. Jen hingegen würde am liebsten zurück nach Hause und Richards Ehefrau von allem erzählen. Die Situation wird immer angespannter, Jen flieht über die Wüste bis sie vor einem Abgrund steht. Die drei Männer kommen schnell an. Richard bietet ihr an mit einem Helikopter schnell zurück zu fliegen und telefoniert auch diesbezüglich. Doch dann stößt er sie runter, sodass sie von einem Baum aufgespießt wird. Die Täter möchten nun ihre Spuren so schnell wie es geht verwischen. Sie wiegen sich in Sicherheit, weil sie denken Jen wäre tot. Allerdings liegen sie komplett falsch. Jen schafft es ihre Wunden zu versorgen und möchte nun Rache nehmen.

Der Film fängt gewohnt langsam an. Doch der fachkundige Filmexperte wird sofort sagen können, wer die Bösewichte in der Geschichte sind und wer sich hier rächen wird. Ich mein, man sieht das auf dem Cover des Films bzw. Filmposter. Was hier wirklich treffend dargestellt wird: Schmierige Typen, die Frauen für ihre Zwecke ausnutzen wollen und wenn sie nicht spuren, gibt es verheerende Folgen. Schläge, Vergewaltigung, Tod. Leider passiert es im seltensten Falle dass eine Frau die Sache in die Hand nimmt und ihre Peiniger bestraft. Darum ist dieser Film mehr oder weniger eine ziemlich coole Fantasie, die leider nicht so ganz der Wirklichkeit entspricht. Trotzdem cool.

8,5/10 Pfandflaschen
Trailer: