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Freitag, 24. Dezember 2021

Album der Woche#519: Lingua Ignota - SINNER GET READY (2021)

"Sinner Get Ready" ist das insgesamt vierte Album von Kristin Hayter, die als Lingua Ignota seit 2017 Musik macht und veröffentlicht. Der Name steht für die "unbekannte Sprache" die von der benediktischen Äbtissin, Mystikerin, Philosophin und Schreiberin Hildegard von Bingen im 11. Jahrhundert kreiert wurde. Sie benutzte sie unter anderem um Unbschreibliches zu beschreiben, unter anderem das Wort Gottes. Hayter hat sich für diesen Künstlernamen entschieden, weil sie nach eigenen Angaben selbst das Unsagbare sagbar macht. 


Diverse Genrekenner und Fachidioten würden ihre Musik als "Avantgarde" oder so bezeichnen. Rein faktisch gesehen ist das was wir hier zu hören kriegen eine Ansammlung von klassischen Gesang, Leidensschreien, Wut, Orgel, Klavier und solchen Instrumenten wie Klarinett, Banjo und natürlich Synthesizer. Hayter drückt sich stellenweise vulgär aus in den Texten, teils tatsächlich ziemlich kryptisch. Die Songtitel sagen in erster Linie, zumindest mir, erstmal gar nichts. Man muss sich daher erstmal in die Texte einlesen.

Wenn man dann noch etwas Hintergrundinformationen hat, zählt man eins und eins zusammen. Kristin Hayter ist Überlebende von häuslicher Gewalt, die sie in mehreren Beziehungen durchlebt hat. Das erklärt, zumindest teilweise wieso die Musik so kryptisch ist. Ansonsten weiß ich zumindest um ihre Einflüsse. Harsh Noise, Extreme Metal (zumindest stellenweise beim Gesang), klassische Musik und spirituelle Gesänge. Ich interpretiere den Titel des Albums zumindest so, dass die überlebende Person aus einer dritten Perspektive als Sünder gesehen wird, nicht der Täter, und dann für die "Sünden" bestraft werden muss. Kann natürlich auch sein, dass ich mich irre.

Das mag sein, dass Noise/Powerviolence/Grindcore und was weiß ich, ziemlich laute Genres sind. Aber nichts kommt an eine Wand von teils zutiefst leidenden und teils super schönen Gesang an. Oder an jemand der definitiv auf das Klavier einprügelt. Ich kann mir zwar vorstellen, dass die Songs lange gebraucht haben, bis sie fertig waren. Aber irgendwas mutet mir an, dass es die ersten Takes sind, die hier aufgenommen wurden. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass es anders wäre. So "unnatürlich" wirkt die Musik auch, weil man Strophe/Refrain/Strophe/Gitarrensolo usw. gewohnt ist. 

Auf eine sehr seltsame Art und Weise beruhigt und entspannt mich dieses Album sehr. Und es ist jetzt das erste Mal seit Jahren, dass ich diese Pfandflaschenzahl angebe.

10/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: REPENT NOW CONFESS NOW, PENNSYLVANIA FURNACE, THE ORDER OF SPIRITUAL VIRGINS



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