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Donnerstag, 11. November 2021

Album der Woche#513: EA80 - Schauspiele (1992)

EA80 sind so eine Band, die es früher ziemlich leicht hatte mir zu gefallen. Sie haben es immer noch sehr leicht, keine Frage. Allerdings ist es nicht immer einfach, diese Art von Musik zu beschreiben bzw. irgendwie zu kategorisieren. Es gab da mal so ein Begriff, "Depripunk", allerdings finde ich ihn mittlerweile etwas daneben. Die Mönchengladbacher machen seit 1979 Musik, die in erster Linie keine Gesellschaftskritik macht oder so, sondern sich auf persönliche Sachen bezieht. Dabei klingen sie tatsächlich meistens wie ein Haufen depressiver Menschen. Fürs erste. Allerdings muss man auch berücksichtigen, dass es nicht unbedingt was negatives und trauriges ist, seine Gefühle und Gedanken in Texte einfließen zu lassen. Trotzdem bleibt das Stigma "Depripunk" einfach stehen. Und ich weiß, dass viele Fans sich in dieser Schublade sehr wohl fühlen. 


Musikalisch sind EA80 sehr lo-fi und hier auf dieser Platte von 1992 noch nicht so ganz experimentierfreudig, wie später. Deutschsprachiger Punkrock, der allerdings auf Unmengen an bombastischen Mitgröhl-Refrains verzichtet. Erinnert mich an jede Menge 80er Jahre Post-Punk, nur mit äh wesentlich "punkiger" Kante. Ich würde mich fast schon aus dem Fenster lehnen und sagen, dass "Schauspiele" eine Art Konzeptalbum ist. Und zwar eines über verschiedene Rollen die Menschen in unserem Leben haben. Zumindest habe ich das Gefühl wenn ich auf den Text von "Die Vorleserin" achte, der von jemand handelt der unser Leben "vorliest" aus einem fiktiven Buch. Und wenn sie dieses schließt, dann ist unser aller Leben vorbei. Der Eindruck ist dann aber doch wieder anders, wenn ich "Einleben" höre. Darin geht es um ein beschränktes Weltbild von jemanden der darin sich aber noch so gar nicht bestätigt sieht. "200 m & danach" beschreibt die Sehnsucht nach jemanden in der Ferne und die Unmöglichkeit dass diese Person nicht für einen da ist. Kurzum: Einsamkeit. 

Mir gefällt es, wie düster das ganze klingt - jedoch gleichzeitig positive Gefühle hervorruft. Aber ich glaube, das liegt daran dass ich (und viele andere) dieser tieftraurig klingenden Musik etwas abgewinnen können und sie von daher einfach sehr vertraut klingt. Ich finds in Ordnung, dass EA80 sich so rar geben und bin der Meinung dass sie durchaus mehr als ein paar Euro für ihre Platten verdient hätten.

8,75/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: 200m & mehr, Starr, Einleben



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