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Dienstag, 29. Dezember 2020

Comic Book Review#469: Marvel 1602 (2003-2004)

Vor mir liegt dieses Band, welches ursprünglich in 8 Ausgaben bei Marvel erschienen ist. Und es ist großartig, anziehend und niemals enden wollend. Was tatsächlich für den Comic spricht.

Zuerst dachte ich, dass "Marvel 1602" einfach ein Re-Imagining ist, bei welchem die üblichen Marvel-Superhelden einen Anstrich des 17. Jahrhundert kriegen. So wie bei "Marvel Noir". Ich wurde allerdings eines besseren belehrt, ich mein es steht Neil Gaiman drauf. Gezeichnet wurde das Werk von Andy Kubert (Sohn von Comic-Legende Joe Kubert) und Richard Isanove.

Wir befinden uns im Jahr 1602. Die Schauplätze sind England und Spanien als auch das neu entdeckte Amerika. Ein seltsames Wettergeschehen hängt über Europa. Viele Menschen geraten in Panik und denken, das bedeute ein baldiges Ende der Welt. Queen Elizabeth I. verfügt über einen Hofphysiker, der gleichzeitig auch der Hofmagier ist. Es ist ein gewisser Dr. Stephen Strange. Dieser vermutet hinter dem Wettergeschehen paranormale Kräfte. Dazu kommt noch eine Waffe der Tempelritter, die aus Jerusalem hergebracht wird. Sir Nicholas Fury, der Kopf des britischen Geheimdienstes soll den Transport sichern. Er kontaktiert wiederum den blinden Sänger Matthew Murdoch, damit dieser sich mit dem Wächter der Waffe in Europa trifft und diese sichert. Furys Assistent ist niemand geringeres als ein junger Mann namens Peter Parquagh, der sich für Spinnen begeistert. Eines Abends werden sie von einem fliegenden Typen angegriffen, überleben aber. Es stellt sich heraus, dass der Attentäter aus dem Umfeld des Grafen Otto von Doom, von Latverien kam. Letzgenannter schafft es auch, Queen Elizabeth zu vergiften. Ihr Nachfolger wird James I. von Schottland. Er pflegt eine Politik der Abgrenzung. Sein Ziel ist es, die "Hexenbrut" ein für alle Mal auszurotten. Unter "Hexenbrut" versteht man übrigens das, was man in restlichen Marvel Comics unter "Mutanten" versteht. Also haben wir natürlich auch das hiesige Äquivalent zu Xaviers School for gifted youth - eine Gruppe von "Mutanten", angeführt vom Spanier Carlos Javier. Diese sind Gott ergebene Christen, werden jedoch von der Kirche verfolgt. Dessen Anführer ist ein spanischer Großinquisitor namens Enrique. Und es kommt noch viel mehr, aber ich will das alles nicht erklären.

Das Interessante ist: Neil Gaiman hat sich die Mühe gemacht und eine ansprechende Superheldenstory geschrieben ohne sie wie ein, wie ich schon oben erwähnte habe, "Multiversum"-Abklatsch zu gestalten. Es ist nicht bloß eine Alternativwelt, sondern sie hat wesentlich mehr mit der "normalen" Welt von Marvel zu tun. Wie und warum, werde ich jedoch nicht verraten. Was mir ebenfalls sehr gut gefällt, ist die Vermengung von fiktiven Charakteren und echten. Es ist nicht nur eine Marvel Story in einem anderen Zeitalter sondern eine alternative Geschichtsschreibung. Ich bin jemand, der an Geschichte interessiert ist, allerdings ist dieses Zeitalter bis jetzt eher nichts für mich gewesen. Das wird jetzt tatsächlich auch für mich interessant. Die grafische Gestaltung ist passend zur Geschichte. Nicht invasiv oder aufdringlich. Summa summarum: Es ist ein hervorragendes Werk. Sowohl graphisch als auch erzähltechnisch.

9,5/10 Pfandflaschen


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