Seiten

Sonntag, 8. November 2020

So isses, Musik!#111

50 Best Rock Albums of the 90s by loudersound.com, Teil 5

Ja, ich verlinke mal wieder das Video von Raphael. Aber das letzte Mal jetzt. Schließlich sind die zehn Alben die er besprochen hat, hiermit "um".

42. Ozzy Osbourne - No More Tears (1991)

Ich besitze dieses Album seit mindestens zehn Jahren. Ich war zu einer gewissen Zeit richtig knallharter Ozzy-Fan. Mittlerweile bin ich es nicht mehr so richtig, schätze aber seine Rolle in der Unterhaltungsbranche. Allerdings ist er meiner Meinung nach nicht mehr das wichtigste Mitglied von Black Sabbath gewesen. Egal.

"No More Tears" ist eindeutig ein Produkt der 90er Jahre, auch wenn es von diversen 80er Akteuren kreiert wurde. Am Gesang natürlich Ozzy Osbourne, am Textbuch natürlich auch allerdings bei vier Titeln mithilfe von Lemmy Kilmister. Es ist außerdem das zweite Album mit Zakk Wylde an der Gitarre, nach "No Rest For The Wicked". Warum eigentlich "Produkt der 90er Jahre"? Nun, ich assoziiere dieses Album mittlerweile mit Grunge/Alternative Rock, weil "Hellraiser" in der Playlist von Radio X von Grand Theft Auto: San Andreas zu hören war. Klar, Ozzy war in den 80ern für sein "Verrückte Hausfrau"-Styling bekannt, aber "No More Tears" hat mit dieser Ära musikalisch nichts mehr gemein. Ich hab vorm geistigen Auge keinen Typen mit schrillen Make-Up und Spandex-Hosen sondern diesen etwas ins Alter gekommenen Ex-Frontmann, der einfach ein gutes Album machen will. Richtig geiler, nach vorne gehender, mitziehender, mitsingbarer Hard Rock. Voller Ohrwürmer. Und Powerballaden.

Wir finden Texte über Kindesmissbrauch ("Mr. Tinkertrain") oder Serienmord ("No More Tears"). "Hellraiser" handelt tatsächlich nicht von Pinhead oder den Film sondern von jemanden der auf Tour ist und bei jedem Konzert 100% gibt. Ja, hört auf den Text verdammte Scheiße. "No More Tears" fühlt sich außerdem an wie ein Bandalbum. Alle waren an der Entstehung beteiligt, sind im Booklet erwähnt und abgebildet. Willkommene Abwechslung zu Ozzys Werken wie "The Ultimate Sin", die ich zwar auch gut finde, die aber trotzdem etwas unter meinem Standart fallen.

9/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Mr. Tinkertrain, I Don't Want To Change The World, Mama I'm Coming Home, Desire, Hellraiser



41. Red Hot Chili Peppers - Californication (1999)

Wahnsinn. Ich kenne Songs aus diesem Album seit 20 Jahren, habe das Album allerdings nie als Ganzes gehört. Erinnere mich aber sehr gut an die MTV Video Music Awards'00, wo RHCP mit "Californication" aufgetreten sind und Irokesenhaarschnitte trugen. Ich mochte die Singleauskopplungen daraus, wofür auch Videos auf MTV gelaufen sind. Meine Oma fand die Jungs auf der Preisverleihung auch sehr sympathisch (ich habs tatsächlich einmal mit Mum und Oma gesehen). Mein Vater besaß selbst eine Kopie von "Californication" als auch von "Blood Sugar Sex Magik". Ich mag das letzgenannte Album sehr. Aber ich vorher nie ein RHCP-Head gewesen.


Ich kann mir das gar nicht so vorstellen, weil ich kein audiophiler Musikexperte bin. Aber "Californication" ist scheinbar eines dieser Alben, die zum "Loudness War" beigetraten haben und haufenweise technische Übersteuerung aufweisen. Es gibt einige Petitionen dafür, das Album neu zu mastern. WTF. 

Es ist das erste Album seit oben erwähnten "Blood Sugar..." mit John Frusciante an der Gitarre. Zwischenzeitlich, auf "One Hot Minute" wurde er durch Dave Navarro ersetzt. Außerdem ist es das erste Album auf welchen alle Musiker clean sind. Frusciante war auch derjenige, der die Band in eine neue Richtung gepuscht hat. Statt Funk Rock und Sprechgesang-Einlagen gehen RHCP nun in eine poppigere, stadiontauglichere "Mellow Progressive"-Richtung. Und tatsächlich, wenn ich die beiden hier erwähnten Alben vergleichen muss, finde ich dass man den Unterschied dann sehr deutlich hört. "Blood Sugar.." war noch ziemlich rau und irgendwie punkig, während "Californication" von Single/Radiomaterial nur so sprießt. Die Songs gehen richtig gut ins Ohr und ich kann sie nach knapp zwanzig Jahren, immer noch irgendwie mitsingen. Tatsächlich ist es aber ein ziemlich ernstes Album, handelt es nämlich u.a. von "verlorenen Seelen die durch die USA wandern". Ich mag es sehr und bin der Meinung, dass es danach eher schlecht getoppt werden konnte. Kann nämlich mit späteren Material weniger was anfangen.

9/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Scar Tissue, Californication, Road Trippin, Otherside, Around The World

Außerdem hat Phil Th. Pig auch was dazu zu sagen:

"Es muss im Sommer 2002 gewesen sein, ein paar Wochen vor der Veröffentlichung von „By the way“ als die damals übliche Promomaschine zuschlug. Als musikaffiner Prä-Teenager, der den Großteil seines Tages entweder vor dem PC oder mit VIVA oder MTV vor dem Fernseher verbrachte, kam ich an dieser Band kaum vorbei, MTV Masters, diverse Specials, Musikvideos, Interviews und und und taten ihr übriges und so wurde Californication 2002 meine erste gekaufte CD.

Ich war hin und weg, unterstrich doch diese „wilde“ und für mich persönlich wirklich abgefahrene Musik mein persönliches Bedürfnis, irgendwie rebellisch und anders zu sein. 

Mit 18(!) Jahren mehr Musikerfahrung auf dem Buckel hat das Album natürlich absolut nichts rebellisches und abgefahrenes mehr, das tut der Tatsache aber absolut keinen Abbruch, dass Californication ein großartiges, technisch absolut solides (Alternative)-Rockalbum ist. 

Der frisch von den Toten auferstandene Gitarrist John Frusciante (dem Interessierten seien hier die VPRO-Dokumentationen ans Herz gelegt, absolut herzzerreißend, unter welchen Umständen dieser Mensch schon 1994 sein Leben fristete und dass er diesen Lebenswandel tatsächlich noch weitere 3 Jahre überlebt hat) strotzt hier nur so vor Kreativität, dass es kaum zu glauben ist, dass er vor dem Album Ewigkeiten keine Gitarre mehr in der Hand hatte und weit unterhalb seines ehemaligen technischen Niveaus noch einmal von vor anfangen musste. Dies bedingt natürlich aber auch einen gewissen Minimalismus, der auf folgenden Alben natürlich immer bombastischeren Gitarren-Arrangements gewichen ist, was letztendlich in seinem erneuten Ausstieg und seiner Neufokussierung auf elektronischer Musik kulminierte.

Die Rhythmusgruppe der zwei Wahnsinnigen Flea und Chad Smith bewegt sich wie immer auf allerhöchstem Niveau und macht das Ganze allein schon hörenswert und Anthony Kiedis – nun ja – ist einfach Anthony Kiedis.

Die Texte bewegen sich zwischen emotionaler Ex-Junkie-Poesie, TMI-Eskapaden (Ja, ich wollte nicht unbedingt wissen, ob Anthony gerne mit menstruierenden Frauen Sex hat oder Affären mit dem ein oder anderen Spice Girl hatte) und völligem Nonsens. Aber es sagt schon viel über die restliche Qualität des Albums aus, dass es auch dadurch kein bisschen schlechter wird. 

Anspieltipps:  Scar Tissue, Around The World, Californication, die Single-Auswahl war damals schon recht zutreffend, es sind halt auch die besten Songs.

Ich gebe guten Gewissens 11/10 Pfandflaschen, allein schon weil es meinem Ego verdammt gut tut, dass ich mich bis heute nicht für meine erste gekaufte CD schäme."



---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Blink-182 Discography: Nine (2019)

Während ich das hier schreibe, bin ich ziemlich genervt. Hatte nämlich gerade einen kleinen Meltdown weil ein ganzer "So isses, Musik!"-Post komplett gelöscht wurde, weil ich nicht in der Lage war in der neuen Blogger-Version ordentlich mit Bildern zu hantieren. Ihr kennt das bestimmt, wenn ihr ein Bild bei Word in einem Dokument verschiebt und der ganze Text im Arsch ist? So war es, nur dass der ganze Text weg war. Zum Glück hatte ich die Vorschau im neuen Tab geöffnet gehabt, woraus ich leider kein Text rauskopieren konnte. Also musste ich sie an einem zweiten Bildschirm aufmachen und noch mal alles abtippen. Was für ein Abfuck.

Anyways: Wenn man das erste Demoalbum "Buddha" mitzählt, ist "Nine" das tatsächlich neunte Album der Band. Wenn man es nicht tut, ist es "erst" das achte. Aber egal. Zweites Album mit Matt Skiba von Alkaline Trio am zweiten Gesang, der mittlerweile fest zur Band dazugehört. Immer noch sehr merkwürdig, wenn ich darüber nachdenke. Aber scheinbar ist es das was man machen will, also ist es so. Diesmal höre ich eindeutig mehr Mühe und Herz heraus, als beim Vorgängeralbum "California". Man streckt sich zu anderen, neuen Genres und Stilmitteln wie Hip-Hop-Beats und Autotune. Gut, auf dem selbstbetitelten Album gabs diesen Song namens "Down" der schon in ähnliche Richtung ging und außerdem ist Travis Barker schon länger im Hip-Hop-Bereich tätig. Aber das hier ist was anders. Etwas merkwürdigeres. Poppige Pop-Punk-Sounds gewürzt mit Autotune. Mit Texten über Mark Hoppus' Depression. So in etwa könnte man das Album zusammenfassen. Mag für einen nicht so gut klingen, für mich aber schon. Ich mag den Schritt in die düstere Richtung, quasi so wie auf "Blink-182" oder "Neighborhoods". Zum ersten Mal passt mir Matt Skibas Gesang hier. Diesmal wirkt er nicht wie "draufgeklatscht" sondern als würde er tatsächlich dazugehören. Sie haben sich hierauf eindeutig verbessert. Trotzdem werden sie niemals den Glanz von 2003 erreichen.

7,5/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Darkness, Happy Days, Blame It On My Youth



Ceremony Discography: Violence Violence (2006)

Das erste Mal von Ceremony habe ich gehört als ich in der "Hardcore"-Gruppe auf Abgefuckt-Liebt-Dich.de mich aufgehalten habe. Damals war die Band in aller Munde und irgendwie hat sie jeder gehört. Ich wusste erstmal nicht, was sie für Musik machen. Erst Jahre später habe ich sie "irgendwie" für mich entdeckt und zwar dieses Album hier. 2011 wollte ich sie dann auch auf dem FLUFF Fest sehen, allerdings musste irgendjemand früher nach Hause fahren und so konnte ich das dann doch nicht. Ich habe dazu noch gehört, dass es während ihres Auftritts Headwalks von irgendwelchen Idioten gab. Aber schwamm drüber.

"Violence Violence" ist das erste Album von Ceremony. Auf der LP Version sind ausschließlich die 13 Tracks zu hören, auf der CD kommt noch deren Debüt-EP "Ruined" dazu. Der Name verrät es schon. Ceremony machen Hardcore Punk/Powerviolence und zwar keinen zimperlichen. Etwas ist an dieser Band anders und ich versuche mal zu erörtern was. Wenn ich an Powerviolence denke, dann in erster Linie an Bands wie Spazz, Fuck on the beach oder Charles Bronson. Songs die maximal 1,5 Minuten dauern und Alben mit unfassbar lustigen Interludes. Bei Ceremony ist es anders. Der Humor fehlt. Es gibt hier einfach nicht zu lachen. Sänger Ross Farrar ist richtig richtig richtig schlimm angepisst. Und zwar über alles. Besonders hervorstechen tut der Song "You're All The Same", welcher sich gegen Szene-Codes/Trends richtet. Dass das Album so "humorlos" ist hat irgendwie (natürlich) trotzdem dazu geführt, dass man sich darüber lustig gemacht hat. So gibt es ein Meme bestehend aus einem Foto von Ross Farrar, der gerade singt, und zwei Sprite-Flaschen die aus seinen Händen wachsen. Dadrüber steht "MY HANDS ARE MADE OF SPRITE". Als Anspielung auf den Song "My Hands Are Made Of Spite". Insgesamt ein bahnbrechendes, hasserfülltes Stück Gewalt getarnt als Musik. I love it.

8,75/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: This Is My War, You're All The Same, Pressure's On, Ghosts, My Hands Are Made Of Spite



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen