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Dienstag, 6. Oktober 2020

Album der Woche#460: Misfits Discography, Teil 3

3. American Psycho (1997)

Dreizehn Jahre nach der Auflösung der usrprünglich Misfits kommt nun doch ein neues Album raus. Wie kommt es? Bassist Jerry Only hat es geschafft nach mehreren Jahren, Glenn Danzig (auch gerichtlich) zu überzeugen die Rechte an den Namen, dem Design des Logos als auch an den alten Songs an ihm zu übergeben. Zumindest teilweise. Folglich war es möglich eine neue Band aus dem Boden zu stampfen. Davor spielten Only und sein Bruder Doyle Wolfgang von Frankenstein in einer christlichen (!) Metalband namens Kryst the Konqueror, in welcher Jeff Scott Soto gesungen hat, der früher mit Yngwe Malmsteen zusammengearbeitet hat. Aber das nur so am Rande. 

Die neuen Mitglieder heißen Michale Graves (Gesang) und Dr. Chud (Schlagzeug). Man orientiert sich an denselben Themen wie bisher auch. Horror/B-Movies und allerlei fantastischen und obskuren Kram. "Walk Among Us" (der genauso heißt wie das Misfits-Album von 1982) basiert auf dem Film "The Creature Walks Among Us", "Shining" auf "Poltergeist" von Tobe Hooper (auch wenn der Titel was anderes vermutet), "This Island Earth" auf dem gleichnamigen Film der in "Mystery Science Theater 3000" verarscht wurde. 

Musikalisch betrachtet ist "American Psycho" ein enormer Schritt nach vorne. Zwar hält man zu seinen Punk-Wurzeln - der längste Song geht etwas mehr als drei Minuten - und knallt haufenweise simple Riffs und Melodien raus. Allerdings ist es qualitativ um Welten besser als das was zwischen 1977 und 1983 rausgebracht wurde. Zudem ist Michale Graves ein begnadeter, fantastischer Sänger gewesen der außerdem zwei Songs selbst geschrieben hat, wovon einer noch vor seinem Einstieg bei Misfits entstanden sind: "Dig Up Her Bones", der für viele der Einstiegsong als Misfits-Fan war. 

Ich habe es schon mal an anderer Stelle angesprochen, aber: Dieser Sound, den wir hier zu hören kriegen ist der Sound der viele weitere Horrorpunk-Bands maßgeblich beeinflusst hat. Natürlich auch der der alten Misfits, als auch von Glenn Danzigs weiteren Bands Samhain und Danzig. Allerdings gibt es hier die zahlreichen Woah Oh Ohs und diese bestimmte Art von Gesang. Ich lehne mich hier etwas weiter aus dem Fenster und sage, dass die meisten der Horrorpunk-Bands eher die Reunion-Misfits "kopiert" haben, als die Danzig-Misfits. Ich bleibe bei meiner Meinung: die Misfits haben sich zwar 1983 aufgelöst, aber das was in den 90er Jahren rausgekommen ist, war mindestens genauso einflussreich, eingängig und einfach großartig.

Anspieltipps: American Psycho, Dig Up Her Bones, Walk Among Us, Hate The Living Love The Dead, This Island Earth

9/10 Pfandflaschen



4. Static Age (1997)

Ich bin ganz ehrlich an dieser Stelle: Ich habe absolut keine Ahnung ob "Static Age" vor oder nach "American Psycho" erschienen ist. Eigentlich war es teil eines Boxsets, der wie ein Sarg geformt war und wurde dann später noch mal separat veröffentlicht. Die ganzen Daten im Internet sind widersprüchlich, darum bleibt das jetzt so und das Album wird an vierter Stelle reviewt. 

Rein technisch betrachtet ist "Static Age" das allererste Misfits-Album. Aufgenommen im Jahre 1978 als Teil eines Deals mit dem Label "Mercury Records". Diese brachten unter dem Label "Blank Records" ein Album heraus. Glenn Danzig besaß zu dem Zeitpunkt allerdings schon ein Label gleichen Namens. Darum bot man als Ausgleich an, kostenfrei in einem Studio von Mercury aufzunehmen. Damit war dann jegliche gerichtliche Auseinandersetzung vom Tisch. Es gab allerdings nur miserable Aufnahmezeiten zur Verfügung, wobei die Band bestens vorbereitet war. Trotzdem wurden die Masterbänder des Albums nie zu Ende gemischt und das Ding niemals als Ganzes veröffentlicht. Wie auch immer, 99% des Albums wurde auf Singles, EPs oder Compilations rausgebracht. Darum ist es definitiv kein unbekanntes Material.

Hierauf sind zeitlose Songs wie "Some Kinda Hate", "Last Caress", "Hybrid Moments", "She", "We Are 138", "Bullet", "Return Of The Fly" oder "Attitude". Texte über Horrorfilme ("Return of the Fly", das Attentat auf John F. Kennedy ("Bullet") oder semi-philosophische Sachen wie "Come Back". Letztgenannter Song ist glaube ich der einzige Misfits-Song der fünf Minuten lang ist. "Static Age" hört sich an wie eine Lo-Fi-Version von Rock'N'Roll Marke Buddy Holly. Plus Punkqualität, Punk-Texte und Texte voller Zynik und Gewalt.

Es fühlt sich an wie ein Greatest-Hits-Album, ist es aber nicht. Rein zufällig ist hier der Großteil der Songs, die Misfits ausmachen zu hören. "Last Caress" oder "Hybrid Moments" zählen zu den bekanntesten und meistzitiertesten. Dabei ist es "nur" das "erste" Album der Band, das zufälligerweise die Songs in dieser und nicht anderer Reihenfolge angeordnet hat. Es sind auch die "rauen" Aufnahmen. Wenn man sich "Last Caress" von hier und von der "Beware"-EP anhört, hört man einen enormen Unterschied. Die Besetzung ist übrigens eine vollkommen andere. Kein Doyle Wolfgang von Frankenstein an der Gitarre sondern ein Typ namens Franche Coma. Und ein Jim "Mr. Jim" Catania am Schlagzeug. Am Bass natürlich Jerry Only, wobei er nicht in der Originalbesetzung war und das hier auch keine Originalbesetzung ist. Das Aussehen der Band war auch ein komplett anderes. Keine komischen Frisuren, kein Make-Up. Auch die Halloween-Thematik stand nicht so im Vordergrund, auch wenn die Texte in diese Richtung gingen. Ich nenne das "Proto Misfits".

Lange Rede, kurzer Sinn:

9,75/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Muss ich wohl nicht erklären.





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