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Sonntag, 28. Februar 2016

Album der Woche#236: Therapy? - Troublegum (1994)

Der Februar geht langsam zu Ende und somit auch der 90er-Jahre-Rock-Monat. Was gibt es schöneres zum Abschluß als "Troublegum" von Therapy? welches ich mit 16-17 im lokalen Mediamarkt zu Tode gehört hab. Das Album gehörte zu den CDs die ich immer und immer wieder zur Hörstation schleppte und da liegen ließ, sodass sich der Verkäufer ewigst aufgeregt hab. Damals hab ich ihm deswegen gehasst. Aber mittlerweile verstehe ich Sie, Herr Gögelein.

Therapy?(ja, das Fragezeichen gehört dahin) kommen aus Nordirland und existieren schon ewig. Mittlerweile haben sie schon an die 14 Alben rausgebracht. Das 1994er "Troublegum" ist ihr viertes, gleichzetig ihr zweites Major-Album und besitzt über eines der merkwürdigsten Albencover überhaupt. Ich habe es übrigens auch komplett anders im Kopf gehabt - als würde die Person leblos in der Mülltonne hängen. Aber egal, ich schweife ab.

"Troublegum" ist nicht ohne Grund ein Mainstreamerfolg gewesen. Schließlich bietet es eine vielzahl von mitsingbaren, im Kopf stecken bleibenden Songs die eher negativ als positiv sind. Ich mag es wie Andy Cairns mal mehr wütend, mal mehr poppig einen ins Ohr flüstert oder "ALL PEOPLE ARE SHIT! BAD TRIP TATTOOED ON MY BRAIN!" brüllt. Ich weiß nicht bei jedem Song worum es genau geht, allerdings merke ich dass keiner wie der andere klingt. Wirklich keiner. Wie Phil Th. Pig unten schön beschrieben hat: Misanthropie, Selbsthass, Blasphemie. Dargeboten in einem qualitativ hochwertigen aber dennoch leicht konsumierbaren Querschnitt aus 90ies metalartigen "Alternative Rock" und poppigen Punkrock. Therapy? sind die Meister der Ohrwurm-Refrains. Geht ans Herz:

"Don't belong in this world or the next one
Wasting every day to my own end
Feeling awkward, feeling clumsy, hating
Everything I've ever done before"
("Unbeliever")

9/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Knives, Screamager, Nowhere, Die Laughing, Isolation (Joy Division Cover!), Trigger Inside, Unbeliever

Und weil ich so nett bin, erlaube ich Herrn Phil Th. Pig auch mal was zu diesem großartigen Album zu sagen.:

Da der Herr xStricherx ein stabiler Dude ist und weiss, wie sehr ich mit dieser Band in love bin, hat er mich gebeten, ein paar Takte zu Trerblegerm von Therapy? zu spitten. Los geht's. Die Liebe zu Therapy? fing bei mir im zarten Alter von 19 Jahren an, gerade so noch ein Teenager und immer noch genug Teenage Angst im Bauch, um verzweifelt-wütende Texte von Männern Mitte 20 zu hören und mich verstanden zu fühlen. Im Vergleich zu den vorherigen EPs und Alben war es damals mit Sicherheit ein deutlicher Bruch, eine Tatsache, an die man sich bei Therapy? jedoch wohl oder übel gewöhnen sollte. Dieses Album hat ungefähr alles, was sich ein wütender Teenager/Mittzwanziger wünscht. Melancholische Texte bis zur völligen Selbstaufgabe mit Themen wie Selbsthass und -zweifel, schlechten LSD-Trips, Misanthropie, lokalpolitischen Katastrophen oder Blasphemie. Verpackt ist das ganze in eine gesunde Mischung aus von Andy Cairns' sympathisch näselnder Stimme vorgetragenen Schimpftiraden und zuckersüßen Melodien, sägenden Gitarrenwänden, grollenden Bässen, Fyfe Ewings wunderbar abgedrehtem "Human Drum Machine"-Schlagzeug und einer Dunkelheit, die wenige andere so großartig hinbekommen wie Andy Cairns und seine Gang. Erwartungsgemäß ging das ganze in den 90ern, als im Zuge der großen Grunge-Welle alles gesignt wurde, was sich selbst eine Flinte an den Kopf halten konnte, wahnsinnig durch die Decke. Therapy? sind nach wie vor eine großartige Band, auch wenn sie kommerziell gesehen nie wieder in der Lage waren, an dieses Album anzuknüpfen. Qualitativ schon, aber das ist eine andere Geschichte.

9/10 Pfandflaschen

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