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Donnerstag, 18. November 2021

Album der Woche#514: Ungfell - Es grauet (2021)

Ich weiß, dass es eigentlich irgendwie Selbstbeschiss ist. Schließlich habe ich Mitte des Jahres, als es rauskam dieses Album schon mal reviewt. Allerdings ist es rückblickend betrachtet, ein doch eher sehr kurzes Review gewesen und ich bin der Meinung dass Ungfell ein zumindest etwas längeres verdient haben.
"Es grauet" ist mittlerweile schon das dritte Album dieses Black-Metal-Duos aus der Schweiz. Soweit ich das nachrecherchieren konnte ist es ein ähnliches Konzeptalbum wie die davor, nur hat es erzähltechnisch nichts damit zu tun. Mein Schweizerisch ist eingeroste, bzw. gar nicht vorhanden, aber den Texten zufolge sieht es aus als würde sich die Story auf einem mittelalterlichen Dorf abspielen. Eine böse, finstere Macht bricht über den Ort herein. Eine Frau wird als "Hexe" auf einem Scheiterhaufen verbrennt. Ein Mord wird begangen. Ein beschuldigter Verbrecher wird gefoltert und erfährt dabei verschiedene Visionen. Und so weiter. Dabei sagen alleine die Songtitel aus, worum es in den Songs geht. Sie sehen dabei aus wie Titel von irgendwelchen Kurzgeschichten. Beispielsweise: Song Nummer 4 - "Mord im Tobel (Wie en hinterhältige Mord begangen wird)" oder Song Nummer 6 - "Stossgebätt (Wie das Wyb als Häx hingrichtet wird)". Dieses stilistische Mittel plus das Artwork plus die für BM eher ungewöhnlichen Instrumente erzeugen bei mir das Gefühl einer Buchvertonung zuzuhören. 

Noch mal wegen der Instrumente: Ungfell verwenden außer Gitarre und Drums auf jeden Fall noch eine Maultrommel, Flöten und ich meine auch eine Harfe. Entweder wird der Gesang künstlich verhallt oder man setzt mehrere Leute ein um wie ein Chor zu klingen, auf einem Track. Die Folk-Elemente nehmen irgendwann überhand und werden als eine Art Zwischenspiele zwischen den Songs benutzt. Dadurch verlängert sich dieses relativ kurze Album auf eine künstliche Art und Weise, was jedoch nicht schlimm ist. So fühlen sich die 8 Songs an als wären es mindestens 12. Es ist faszinierend wie eine Metal-Band all diese Mittelalter-Elemente nimmt und sie zu etwas brauchbaren verwurstet. Und zwar ohne dabei wie eine beschissene Folk Metal Band zu klingen, die darüber singt dass sie eine Horde Säufer sind. Zugegeben, ich musste zu Beginn Ungfell mit einer gewissen französischen Band vergleichen, die nicht grade politisch korrekt sind. Nach mehrmaligen Hören muss ich festhalten, dass die einzige Gemeinsamkeit ein teilweise relativ ähnlicher Gitarrenklang und der BM-Gesang sind. Ansonsten haben die beiden nichts gemeinsam. 

Großartiges Album. Eines der besten des Jahres.
Anspieltipps: Alles.
9/10 Pfandflaschen




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