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Freitag, 25. Dezember 2020

So isses, Musik!#114

Hallo und herzlich willkommen zur neuesten und für dieses Jahr letzten Ausgabe von "So isses, Musik!". Zunächst mal starten wir mal mit ein paar neuen Sachen. Dann gehts los mit den "50 Best Rock Albums of the 90s" und dann kommen wir zu den üblichen Discographies. Let's a go!

Was gibt es neues?

Fotokiller - Lenses (2020)

Fotokiller ist eine relativ neue Band aus Berlin. "Lenses" ist deren erste Demo, die schon bald als Tape auf "Colossus Tapes" rauskommen wird. 

Ich war etwas hin- und hergerissen. Es ist ein Demo, also kommt da wohl noch mehr. Oder aber sie lösen sich auf, nach ein paar Auftritten, wie es viele Bands aus Berlin oder der Zone oder irgendeiner kleinen Szene tun. Spreche da aus Erfahrungen. "Lenses" hat diese seltsame Produktionsqualität. Es hört sich als wären die Aufnahmegeräte mit einem alten Filzhut zugedeckt worden um den Gesang etwas "verdeckt" klingen zu lassen. Das ist aber nicht negativ gemeint. 

Dadurch erhält das Demo eine gewisse Authentizität und Fotokiller klingen insgesamt wie eine Post-Punk-Band ab der zweiten Hälfte der Achtziger die irgendwie sowohl Joy Division oder Siouxie Sioux nachzueifern versucht. "Lenses" klingt authentisch, ohne den Gedanken irgendwas unvergesslich neues zu produzieren. Geacht von Leuten, die offensichtlich ihre Instrumente beherrschen. Es ist gute, alte, traurige, in der Ecke steh und kippe rauch Musik. Und ich mag das wie gut sich Traurigkeit in Texten oder der Musik anfühlt. Das ist so paradox, aber ich weiß so geht es vielen. Mein Favorit ist "City Lights". 

Anspieltipps: Babel Of Tongues, City Lights

Bandcamp

8/10 Pfandflaschen

Urfaust - Teufelsgeist (2020)

Urfaust haben ein neues Album draußen. Bisher habe ich mich mit einem Review zu jeglichen Werk dieses Duos zurückgehalten. Und ich habe beschlossen, dass es größtenteils so bleiben wird. Ich bin einfach zu gierig und will diese Band für mich behalten. Außerdem glaube ich dass ich es nicht in Worte fassen kann, was hier vorgeht. 

Urfaust sind echt schwer zu kategorisieren. Ähnlich wie Oranssi Pazuzu redet man hier von "epic", "psychedelic", "experimantal" und irgendwie auch "Black Metal". Und es ist auch gut so, wenn eine Band sich über irgendwelche Genre-Definitionen hinwegsetzt. Und dann einfach Musik macht, die gleichzeitig wunderschön und irgendwie badass ist. Dazu kommen noch Texte, die nirgendwo aufgeschrieben sind, sodass man nicht nachlesen kann worum es geht. Außerdem klingt der Gesang nach einer erfundenen Sprache oder einem Kauderwelsch aus verschiedenen Sprachen. 

"Teufelsgeist" ist unfassbar schön, merkwürdig und spacy. Urfaust bieten für mich den Soundtrack zum totalen Zurücklehnen und Entspannung. Nennt es New Age Shit, aber durch sie fühle ich mich wirklich näher am Universum. Nein quatsch, aber ich fühle mich sehr viel besser durch den Genuss dieser gleichzeitig minimalistischen und extrovertieren Musik. Es ist herrlich. Achja, das Album hat auch ein Konzept. Es geht nämlich um Intoxikation. Sprich: den Vorgang des besoffen werdens bzw. die verschiedenen Stadien davon. So beginnt das Album noch ganz euphorisch bis...naja, ich möchte nicht spoilern. Es gibt auch eine Special Edition, die mit einem ganz speziellen Urfaust Schnaps daherkommt. 

9/10 Pfandflaschen

Bandcamp

Anspieltipps: Alles

Hatehug - Barf Bag (Demo) (2020)

Hatehug haben ein neues Demo draußen. Laut ihrem neuesten Video haben sie in ihrem Proberaum tatsächlich auch Masken aufgehabt und irgendwie den Abstand eingehalten, was ich sehr begrüße.Jedenfalls möchte ich nicht lange drumherum reden. Ich mag richtig räudigen Hardcore Punk. So richtig räudig. Nicht so pseudo räudig mit 80er Reminiszenzen. Viel mehr gefällts mir wenn es so räudig ist, dass es richtig hässlich ist. Wie wenn auf dem Albumcover in jemanden sein Mund gekotzt wird. Knapp 7 Minuten Spielzeit, das heißt ihr könnt die Demo 6 Mal abspielen und die Stunde ist immer noch nicht um. So muss das!

8/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Alles

Bandcamp

Wes Borland - The Astral Hand (2020)

Ich meine, das war letztes Jahr als Wes Borland (seines ex- und dann wieder Gitarrist von Limp Bizkit) eine Ansammlung von Instrumentals rausgehauen hat. Diese sollten ursprünglich unter dem Namen "Eat The Day" rauskommen, allerdings hat sich vor über zehn Jahren kein Sänger gefunden. Nun legt er mit einem weiteren Werk nach. 

"The Astral Hand" ist schwer in irgendein Genre einzuordnen. Daher versuch ichs gar nicht mal. Es ist eine Ansammlung aus Soundteppichen bestehend aus Beats, Percussions, Keyboard Sounds, Vocoder Stimme und spacigen Gitarren. Die Tracks tragen Titel wie "The House Is Burning" oder "In The Arms Of Our Dimensional Fortress". Außer in "The House Is Burning" kann ich kaum hörbare Songtexte erkennen. Es fühlt sehr trippy bzw. psychedelisch an. Kein Shoegaze oder Post Rock oder so, sondern irgendwas davon inspiriertes, jedoch eigenes.

Richtig gut geeignet für stressige Tage um runterzukommen oder um sich beim Schreiben/Zeichnen/Arbeiten zu konzentrieren. Der entspannteste Song ist dabei definitiv "The House Is Burning". Thank you, Wes, very cool!

8,5/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: The House Is Burning", "The Hand", "In The Arms of Our Dimensional Fortress"

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50 Best Rock Albums of the 90s, Teil 8

Für diese Ausgabe der Unterrubrik, werde ich Raphis Video nicht einbetten, da sein Gesicht jedes mal als Thumbnail beim dazugehörigen Facebook Post auftaucht. Ich weiß nicht, ob das ihm so recht ist. Aber ja, ich könnte mal fragen. Aber mach ich nicht. Jedenfalls, hier ist das Video. Und weiter gehts.

36. The Black Crowes - The Southern Harmony and Musical Companion (1992)

Rein spieltechnisch betrachtet ist das schon echt wirklich gut. Gut produziert ist das Album sowieso. Aber ich kann da einfach nicht einsteigen. Also, ich verstehe nicht was daran so supergeil ist.Prinzip hören sich The Black Crowes wie eine softere Variante von Lynyrd Skynyrd an. Oder wie eine musikalisch bessere Variante von Kid Rocks Country-Eskapaden. 


Ich hatte es am Anfang etwas schwer mit dem Album. Irgendwie war mir das viel zu viel, vieeeel zu viel Bluesrock und Mundharmonika. Doch im Laufe der Zeit, genauer gesagt dieser einen Stunde in der das Album läuft, fing es an mir zu gefallen. Zwar nicht so ganz, wie die für mich gängige Musik. Aber doch. Wenn man das Album einfach laufen lässt, "verlaufen" sich die Musiker in einer ewig währenden Jam Session. Voll mit weiblichen Support-Gesang, Mundharmonika, Akkustikgitarren und eeeeewigen Gitarrengeklimper. Ich habe mich irgendwann gefragt, wann zur Hölle dieses Album denn vorbei sein wird. Aber das ist das kleineste Manko. Anyways: Nicht ganz meine can of mixery, aber doch ziemlich geil. Irgendwie.

Anspieltipps: 99 lbs, Sting Me, Bad Luck Blue Eyes Goodbye

6,5/10 Pfandflaschen



35. L7 - Bricks Are Heavy (1992)

Fuck yeah. That's what I'm talking about. 

Man war sich gespalten ob L7 irgendwie noch Riot Grrrl oder doch schon Grunge waren. Meiner Meinung nach hört man die Punkeinflüsse sehr sehr deutlich heraus, die Richtung geht aber auf jeden Fall Richtung Alternative Rock wie er Anfang der 90er Jahre bekannt war. Sehr treibend, sehr nach vorne. Und gleichzeitig rotzig und punkig. Dazu kommt noch, dass sie in dieser Ära (natürlich) auch irgendwie massenkompatibel waren. Natürlich, schließlich war Grunge in aller Munde. Irgendwie hatte ich allerdings den Eindruck dass L7 doch nur ein Geheimtipp geblieben sind.

Ich habe zu diesem Album einen einzigen Song den ich vergleichen kann und zwar "Shove", welcher auf dem Soundtrack zu "Tank Girl" zu hören war. Dieser war wesentlich dreckiger und rotziger als dieses ganze Album. Was es nicht schlechter macht, jedoch aufzeigt wie vielfältig diese Band ist bzw. sein kann. Hier übrigens auch. "Pretend That We're Dead" (das auch auf GTA: San Andreas zu hören ist) klingt ziemlich mainstreamig und ohrwurmtauglich. "Mr. Integrity" bietet Surf-Gitarren und Surf-Drums und wirkt leicht psychedelisch. Die Band verfügte über zwei Sängerinnen, Donita Sparks und Suzi Gardner. Ich bin nicht ganz sicher welchen Gesang ich lieber mag, den eher weicheren von Donita Sparks (auf "Pretend That We're Dead") oder den rauheren von Suzi Gardner (auf "Monster"). Ich glaube, ich mag beide. 

Und ich mag dieses, unterbewertete, großartige Höllending von einem Album.

9/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Mr. Integrity, One More Thing, Slide, Pretend That We're Dead,



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Sepultura Discography: Quadra (2020)

Mittlerweile fünfzehntes Album von Sepultura. Ich hätte es natürlich im Dezember, wenn es heißt "Best of 2020", bringen können, aber ich glaube das schenke ich mir und suche dafür das Internet nach Geheimtipps ab. Anyways: Sepultura weigern sich mal wieder einem bestimmten Konzept zu unterwerfen. Sie sind keine reine Thrash Metal Band, keine reine Groove Metal Band, keine Progressive Metal Band oder sonstwas. Sie schreiben aber verdammt gerne Konzeptalben, wie das hier. Quadra dreht sich um die Zahl vier, vereinfacht gesagt. Oder, um es komplizierter darzustellen: Quadrivium bedeutet vier Lehren der Kunst, ergo Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. 

"Quadra" macht einen verdammt guten Job. Einerseits ist es ein Konzeptalbum, allerdings wie oben schon gesagt unterwirft sich die Band nicht einen bestimmten Sound. Stattdessen ist das Album in vier Elemente unterteilt. Wie bei Avatar, lel. Jedenfalls beginnt es mit den Thrash Metal Sound womit sie auch so berühmt wurden, mit Alben wie "Chaos A.D." oder "Beneath The Remains". Nach drei Songs gehts weiter zu "groovigen" Gefilden wie man sie bei "Roots" oder "Against" schon hatte. Daraufhin folgen progressive Tracks wie sie schon beim Vorgänger "Machine Messiah" zu finden waren. Abgeschlossen wird mit eher langsameren, melodischeren Songs in welchen Sänger Derrick Green sogar seinen Cleangesang auspackt. Es gibt außerdem das erste und bis jetzt einzige Duett in Sepulturas Karriere. Auf "Fear, Pain, Chaos, Suffering" ist nämlich Sängerin Emily Barreto aus der brasilianischen Band Far From Alaska zu hören. Man hätte es nicht ahnen können, aber das funktioniert. Und ich meine nicht nur den letztgenannten Track (welcher auch der letzte des Albums ist) sondern tatsächlich alles. "Metal Messiah" find ich immer noch verdammt gut, allerdings ist es mir im nachhinein zu chaotisch. "Quadra" wirkt allerdings sehr schlau (an)geordnet. Wie ein chronologisches Greatest-Hits-Album, nur dass es vollkommen neue Stücke sind. Ich bin wirklich sehr sehr sehr zufrieden und bin mittlerweile der Meinung dassdie "neuen" Sepultura mittlerweile die "alten" zu 99% überholt haben. Grandios!

Anspieltipps: Agony of Defeat, Means To An End, Fear Pain Chaos Suffering, Raging Void, Autem



Ulver Discography: Flowers Of Evil (2020)

Wow. Nach all diesen Alben hauen mich Ulver immer noch um. Die letzte Veröffentlichung, die ich reviewt habe war die EP "Drone Activity", die im Gegensatz zum letzten Album "The Assassination of Julius Caesar" in anderen Gefilden gefischt hat. Sie war rein instrumentell und weitaus weniger anschlußfähig an den Mainstream. Etwas zwischen Ambient und noch experimentelleren Klängen.

"Flowers of Evil" macht allerdings dort weiter wo "The Assassination..." aufgehört hat. Zwar zeitweise sehr "ambienty", allerdings größteils absolut eindringlicher, tanzbarer Synthpop. Das heißt aber nicht, dass die Lyrics in "poppige" Schemata hinabgleiten. "Apocalypse 1993" handelt beispielsweise von den Ereignissen in Waco, Texas. Falls ihr nicht wisst, worüber ich rede, googlet es und findet heraus wofür Sektenanführer so fähig sind. Der Track ist auch beattechnisch ziemlich düster. "One Last Dance" handelt hingegen vom momentanen Zustand der Menschheit. Die Herzen der Menschen sind gefüllt mit Bösartigkeit usw. usf. Ulver machen Synthpop auf ihre eigene Art und Weise. Düster und tatsächlich recht bedrückend, jedoch ohne das Grundgerüst zu verlassen. Es klingt nach wie vor sehr poppig und tanzbar und ich schaffe es tatsächlich, mich dazu ein wenig zu bewegen. Sie machen keinen "Dark Synthpop" daraus oder sonstwas, bleiben aber bei ihren üblichen Themengebieten.

Es ist erstaunlich wie weit es diese Band/dieses Kollektiv gebracht hat. Von einer underground Black Metal Band die Texte über Trolle in Wäldern geschrieben hat, über einen Neofolk-Projekt zu einem Ambient-Projekt zu einem Synthpop-Irgendwas. Niemand hätte das vorhersagen können und ich bin sehr froh, dass sie diesen Weg gegangen sind. Sonst hätte ich dieses großartige Album nicht genießen können. Ein riesiges Fuck You geht übrigens an alle Metal-Gatekeeper, die Bands an ihrem Wachstum hindern wollen.

9/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: One Last Dance, Russian Doll, Machine Guns And Peacock Feathers, Apocalypse 1993



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