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Mittwoch, 3. Mai 2017

Film der Woche#288: Import Export (2007)

Mir wurde vor einer ziemlichen Ewigkeit von Kaptain Borito Kadaver empfohlen mir unbedingt mal Werke von Ulrich Seidel anzusehen. Ich wüsste zuerst nicht, wiewowasundwieso doch entschied mich für "Import Export" weil ich die Geschichte für unkompliziert hielt.

Der Film erzählt zwei Geschichten. Olga (Ekateryna Rak) lebt in der Ukraine und arbeitet als Krankenschwester. Ihr Gehalt wird nur zu 30% ausgezahlt, man verspricht immer wieder "den Rest im Folgemonat zu bezahlen". Für eine alleinerziehende Mutter ist das nicht gerade vorteilhaft. Um ihr Gehalt aufzustocken kontaktiert sie eine Freundin die als Webcamgirl arbeitet. Der Job einer online-Arschwacklerin die sich für irgendwelche komischen Deutschen ("spreize dein Arrrschbacken! jetzt! jetzt!!!") liegt ihr aber nicht besonders. Also entscheidet sie sich, nach Österreich zu gehen wo bereits eine Freundin von ihr wohnt. Allerdings ohne ihr Kind, dass sie bei ihrer Mutter zurücklässt. Dort arbeitet sie zunächst im Haus einer reichen Familie als Arsch für alles und danach in einer Geriatrie.

Pauli (Paul Hoffmann) wohnt in Österreich und verliert grade seinen Job als Security. Er hat überall Schulden (sogar bei seinem Stiefvater) und kommt im Leben nicht wirklich zurecht. Um aus der Tristesse rauszukommen, fährt er mit seinem Stiefvater nach Osteuropa (Rumänien, Ukraine) um dort ausgemusterte Spielautomaten aufzustellen.

Für mich ist es ein eher ungewöhnliches Filmformat. Der Film wirkt, wie eine Art Doku allerdings ohne begleitende Hintergrundstimme. Die beiden Hauptcharaktere mögen an sich sehr unterschiedlich sein, jedoch eint sie die Suche nach Identität, die finanzielle Not und auch der Aufbruch in andere Länder um diese zu bewältigen. Eines der wichtigsten Motive im Film ist Prostitution. Dabei kriegt man Einblicke aus der Sicht von Freiern (Pauli als sein Stiefvater eine junge Prostituierte erniedrigt) und von Prostituierten (Olga die sich vor der Webcam auszieht). Seidel versucht auch die Auswirkungen von Armut, Gewalt und Geschlechternormen aufzuzeigen was ihm sehr gut, wie ich finde, gelingt. Manch einer würde sagen, der Film wäre viel zu lang und würde sich beinahe voyeuristisch in der Tristesse suhlen. Aber ich sage: Nein. Es ist halt nun mal so.

Unzensiert und hart. Falls ihr kein Österreichisch versteht, nichts für euch.

8,75/10 Pfandflaschen
Trailer:


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