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Sonntag, 17. April 2016

Album der Woche#242: ChaosZ - 45 Jahre ohne Bewährung (1995)

Es ist mitte April und somit irgendwie Frühling und somit auch irgendwie halbwegs gutes Wetter da draußen. Was ist der ultimative Soundtrack dafür? Natürlich! Ziemlich düster gehaltene deutschsprachige Punkmusik aus Stuttgart, die mich schon immer begeistert hat allerdings hier noch nie in Form eines Reviews gewürdigt wurde. Nu denn.

Ich kenne ChaosZ schon lange, allerdings war ich früher einer von den Schnöseln die meinte dass ChaosZ sich genauso wie Fliehende Stürme anhört. Ist ja schließlich dieselbe Stimme und so. Ist doch völlig banane. Falls ihr das nicht versteht: ChaosZ existierten von 1980-1983 und waren rein personaltechnisch dieselbe Band die ihren Sound jedoch weiter entwickelt hat. "45 Jahre ohne Bewährung" wurde allerdings nach der Umbenennung aufgenommen - Sänger Andreas Löhr nahm es im Alleingang auf, nachdem sein Bruder und Bandmitgründer Thomas Löhr verstorben ist - und ist so gesehen eigentlich ein Fliehende Stürme Album unterm alten Namen. Genug Nerdwissen für heute.

Was wir hier vorfinden ist Musik, die ein finsteres Inners umhüllt von einer noch finsteren Hülle darbietet. Texte über das Unerträgliche an unserm Dasein, Alkoholismus, Dogmatismus, und andere Zustände hierzulande und im Innern des Menschen. Dabei kommt man weg von typischen deutschpunkigen Parolengedresche, klingt aber dennoch sehr wütend. Und zwar auch dann wenn Andreas Löhr in scheinbar stoischer Ruhe meint "Ich glaube nicht an dich, ich spucke dir ins Gesicht, und mich -, mich kriegst du nicht". Dieses Lied, welches meiner Meinung an das frischvermählte Land (fünf Jahre nach dem Mauerfall) gerichtet ist klingt in meinen Ohren einfach furchtbar traurig. Auch wenn es eigentlich sehr stark ist. Aber der Klang, vollkommen unabhängig von dem Text, zieht einen so unglaublich runter. Meiner Meinung nach das wohl stärkste Lied auf dem Album. Aber es gibt noch natürlich auch sowas wie "Duell der Letzten". Das ist, trotz der damaligen "Gruftigkeit" der Band eines der kämpferischsten Deutschpunkklassiker. Und auch wenn ein guter Freund von mir mal meinte, dass das Merchandise dass die Songzeilen davon zeigt ("Ich bin Müll, doch ihr seid dreckig") völliger Unsinn ist ("Warum tragen das diese ganzen Deutschpunkkinder? Versteh mich nicht falsch, ich mag ChaosZ, aber das zu tragen ist Unsinn! Ihr seid nicht Müll und auch nicht dreckig!!"), so sind genau diese Zeilen diejenigen die mir immer am meisten hängengeblieben sind.

Musikalisch orientierten sich ChaosZ anfangs an Hardcore-Bands wie Discharge (man höre sich mal "Harte Zeiten" an), hatten aber immer etwas für Dark/New Wave Bands üblich. So hört sich die Platte auch an. Nach einer Mischung aus kämpferischen Hardcore und eher abstrakt gehaltenen Sachen wie Killing Joke oder anderem gruftigen Kram. Besonders gothisch wird es, finde ich, wenn in einem Interlude Alltagsgeräusche zum Klang werden.

Fazit: Zeitlos
9/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Trinkerherz, 45 Jahre, Duell der Letzten, Krass

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