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Freitag, 30. September 2022

So isses, Musik!#152

Lausn - Honk (2022)

Verschwindibus!

Ich habe Genosse Lausn (bzw. Low, so wie ich ihn immer noch heimlich nenne, hihi) schon mal auf diesem Blog ein Review gewidmet und nun ist es wieder so weit. Wofür steht "HONK"? Das steht für Hauptschüler ohne nennenswerte Kenntnisse. Meines Erachtens eine unabsichtliche Anspielung auf SIDO (also SuperIntelligentes DrogenOpfer)Ich bin nicht gut darin, insbesondere über deutschen Hip-Hop zu schreiben, das sage ich immer wieder, aber: Das Ding ist wirklich unfassbar witzig. Ich mein, hier werden englischsprachige Memes eingebaut. Ich rede von "His Hair Wack" in "Der Geilste". Ich kenne bis jetzt keinen Rap Artist, nicht mal aus den USA der das tatsächlich getan hat. Und ich meine nicht irgendwelche Comedy Rapper, deren Gimmick das sowieso ist. Es gibt natürlich auch
Gesellschaftskritik dargeboten von einer unfassbar lockeren und mittlerweile gut geübten Stimme. Man hört, der Mann meint das ernst. Er ist in der Lage eine Undergroundkarriere zu machen, wenn er einfach immer weiter macht. Stilistisch ist das durchaus sehr moderner Rap, der viel von Wiederholungen lebt als auch Adlibs. Meines Erachtens sind die ersten vier Songs zwar gut, aber so richtig gut wird es ab Track 5, "Drei Bier Lausn". Ab da hat das Album so eine leicht düstere, "ich bin am cornern in meiner Hood und trinke Bier"-Atmosphäre. "Du sagst von dir selbst, du bist sapiosexuell, fick dich mit nem Sachbuch und dein Arschloch ist entstellt", dazu noch Gewehr-Samples. "Brrr, Ratatatat". Heilige Scheiße, genau das habe ich gewollt. Ohne mist. Meines Erachtens gibt es zwar immer noch Luft nach oben, aber der Kollege hat sich gesteigert. Props.

7,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Drei Bier Lausn, Echo1 Gat, F4F 2.0
Hier das Album bei Spotify




O:

Ich bin immer noch beim Soundtrack Ordner und es sind immer noch Perlen dabei.

"Jungle Boogie" von Kool & The Gang aus dem Soundtrack zu "Pulp Fiction"



"Party Time" von 45 Grave aus dem Soundtrack zu "Return of the Living Dead"


"Ghost Town" von The Specials aus dem Soundtrack zu "Snatch"


"What Would Brian Boitano Do?" aus dem Soundtrack zu "South Park: Bigger, Longer, Uncut"


"No Remorse (I Wanna Die)" von Slayer & Atari Teenage Riot aus dem Soundtrack zu "Spawn"



"Roads" von Portishead aus dem Soundtrack zu "Tank Girl"



"The Man In Me" von Bob Dylan aus dem Soundtrack zu "The Big Lebowski"



"Shame" von Stabbing Westward aus dem Soundtrack zu "The Cable Guy"




Black Sabbath Discography:
Mob Rules (1981)

Was für ein grandioses aggressives Albumcover. Diese morbiden Gestalten in den Gewändern plus diese blutroten Schriften an der Wand haben mich schon immer fasziniert. Damals als ich im Media Markt alles mögliche an CDs gehört habe ist mir das Album immer wieder aufgefallen, doch ich habe mich nicht getraut, es überhaupt anzurühren. Heute, nach mehreren Darkthrones, Yacöpsaes und anderen Rändern der extremen Musikwelten habe ich das doch getan. 

Und nunja, so extrem ist das natürlich nicht. Allerdings fängt das Album sehr ungewohnt an. "Turn Up The Night" beginnt einem furiosen Riff, der an damals grade neu startende "New Wave Of British Heavy Metal"-Bands erinnert. "Voodoo" ist ein typischer Metal-Stampfer. "The Sign Of The Southern Cross" ist ein Namensgeber für eine gleichnamige Band und kommt tatsächlich alten Sabbath-Songs ziemlich nahe. Fast acht Minuten lang, schleppend, beinahe sehr doomig. Wenn man schon einen auf Genre-Experte macht, dann könnte man fast sagen dass das hier "Epic Doom" ist. Oder so. "E5150" (steh für "Evil") ist ein ziemlich cooles, sci-fi-eskes Zwischenspiel, rein instrumentell. Der Titelsong ist
ebenso hymnisch, wie stampfend und energisch wie "Turn Up The Night". Ist übrigens auch auf dem Soundtrack zum grandiosen Sci-Fi-Cartoon "Heavy Metal" zu hören. "Country Girl" verstimmt mich zwar etwas wegen dem Titel, macht es aber durch seine Stampfer(!)-Riffs wieder gut. "Slipping Away" könnte wiederum schon wieder von einer Pub Rock Band oder eine jüngeren Hard Rock Band stammen können. "Falling Off The Edge Of The World" stellt einen großartigen Übergang von langsamer Ballade zum weiteren Hard-Rock-Song. Bevor es dann wirklich mit "Over and Over" sehr sehr balladesk zu geht.

Der Schein trügt. "Mob Rules" ist zwar relativ aggressiver als "Heaven and Hell", aber Sabbath machen hier nicht auf Speed Metal Band oder so. Stattdessen höre ich definitiv, dass sie sich bei anderen Hard Rock Bands bedient haben, nur versucht haben diese Einflüsse qualitativ hochwertig zu verarbeiten. Es sind großartige, teils unfassbar lange ("Over and Over") Soli, Riffs und Refrains die einfach nur zum Mitmachen animieren. Allerdings, wie gesagt, nicht auf eine maßbandgefertigte Weise sondern schon handwerklich geschickt. Ronny James Dios Stimme eignet sich auch sehr gut dafür, quasi-Hymnen zu singen. Wirklich große Songs die einen beim täglichen Spaziergang irgendwie die Laune verbessern. Faszinierendes, großartiges Album. Übrigens das letzte mit Ronny James Dio am Gesang und das erste und letzte mit Vinnie Appice an den Drums der Bill Ward ersetzt hat. 

Anspieltipps: The Mob Rules, Turn Up The Night, Voodoo, The Sign Of The Southern Cross
9/10 Pfandflaschen

Und weil drei Meinungen besser sind als eine, hier kommt

Philipp:

"Nun, zu „Mob Rules“ gibt es gar nicht so viel zu sagen, was es zu „Heaven & Hell“ nicht zu sagen gab. Das Besetzungskarussell dreht sich fleißig weiter, Bill Ward wurde aufgrund seiner Alkoholprobleme aus der Band geworfen und durch Vinny Appice ersetzt, was die Italiener-Quote in der Band auf 75% erhöhte (nur kleiner fun fact), wie die Band ausgerechnet auf ihn kam, leuchtet mir nicht so wirklich ein, aber er wurde zumindest ein stetiger Weggefährte Dios.

Man merkt dem Schlagzeug schon an, dass es nicht mehr der Stil Bill Wards ist, der sich – trotz ziemlich origineller Fills und Patterns – perfekt in die Band eingefügt hat, Appices Stil ist wesentlich ökonomischer und minimalistischer aber trotzdem ziemlich druckvoll.

Das Gespann Butler-Iommi bleibt auf jeden Fall weiterhin großartig und perfekt aufeinander eingespielt. Es ist immer wieder beeindruckend, wie es Butler schafft, sich um Iommis Riffs „herumzuschlängeln“, diese sind ja an sich schon sehr dicht und druckvoll und Geezer findet (scheinbar) immer wieder spielend leicht seinen Platz dazwischen.

Insgesamt ist das hier ein sehr solides Album, etwas düsterer und härter als „Heaven And Hell“, jedoch wirkt es bei weitem nicht so konsistent und aus einem Guss. Wüsste man es nicht besser, könnte man denken, man hat es hier mit 2 oder 3 verschiedenen Bands zu tun und man wusste nicht so richtig, ob man weiterhin in die epische Richtung des Vorgängers gehen wollte (The Sign Of The Southern Cross) oder ob man sich experimentierfreudig in Speed Metal-Gefilde vorwagt (The Mob Rules) oder ob man dem alten Black-Sabbath-Song-Schema (also zumindest bei Iron Man ist es nicht von der Hand zu weisen) von „Iommi spielt ein Riff und der Sänger versucht, es in der Strophe zu imitieren“ (Country Girl).

Gut sind die Songs alle und es ist ähnlich wie schon Heaven And Hell ein sehr kurzes und kurzweiliges Album, aber ich bin hier nicht zum Spaß, sondern versuche, mich kritisch mit einer Diskografie auseinander zu setzen lel.

Die erste Phase der Band mit Dio, welche nach dem (grandiosen) Live-Album „Live Evil“, über dessen Mix sich die Band komplett zerstritten hatte, unter anderem warf man Dio Kontrollzwang vor und es kam zu einer Frontenbildung zwischen den Lagern Dio-Appice und Butler-Iommi, ist nach diesem Album leider auch schon beendet, dieser gründete kurz darauf mit Appice zusammen seine eigene Band „Dio“ und der Rest ist Geschichte.

8/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Turn Up The Night, The Mob Rules, Country Girl":

Raphael:

Wie die Zeit vergeht… wir sind wirklich schon beim zehnten Studioalbum angelangt. Das im November 1981 erschienene „Mob Rules“ ist jeweils das zehnte Black Sabbath Album mit Geezer Butler und Tony Iommi; für Ronnie James Dio ist es das zweite und für Vinny Apice ist das erste Studioalbum mit der Band aus Birmingham. Sein Name wird in den frühen 1990ern nochmal auftauchen, spielt in der Sabbath’schen Historie aber sonst eine eher kleine Rolle.

Dio, Butler, Appice, Iommi
Der Opener “Turn up the Night” verzichtet mal wieder bewusst auf lange Intros, Vorgeplänkel oder andere eher Doom Metal-nahen Attribute. Stattdessen geht es Heavy Metal-mäßig in medias res, und so knüpft das zehnte Album nahtlos an das neunte an. In Sachen Heavy Metal haben Black Sabbath sogar noch eine Schippe draufgelegt, was auch mit dem Besetzungswechsel erklärt werden kann. Wie auch Dio ist Apice ein echter Metaller dessen straighter Stil sich stark von der virtuosen Perkussionskunst Bill Wards unterscheidet. Und so wird direkt in den stampfenden Song „Voodoo“ übergeleitet. Neben dem hymnischen Chorus fällt hier vor allem das Bassspiel von Geezer Butler positiv auf. Letzterer hat sich dann im nächsten „Sign of the Southern Cross“ richtig ausgelebt, was Effekte und Spielereien anging. Nach den beiden eher straighten und schnellen Stücken passt die eindrucksvolle Ballade sehr gut in die Kontinuität des Albums. Das anschließende Instrumental „E5150“ ist wieder mal einer dieser Einspieler, die vorrangig aus Experimentierfreude mit Effekten bestehen. Als Intro für den Titeltrack taugt zumindest die Schussphase sehr gut. Und dann kommt auch schon „The Mob Rules“, die erste Single aus dem Album, der Soundtrack zum Film Heavy Metal, und eine massiv rollende Dampfwalze aus Schwermetall – eine dreiminütige Trainingseinheit für die Nackenmuskulatur.

Die B-Seite beginnt mit meinem persönlichen Favoriten auf dem Album „Country Girl“. In gemächlichem Mid-Tempo wälzt sich der verzerrte Blues vier Minuten lang durch die Prärie. Danach können die Tanzschuhe wieder eingepackt werden, denn mit „Slipping away“ wird es wieder metallener. Diesen Song habe ich früher oft ignoriert – wahrscheinlich, weil die ungewöhnlichen Akzente im Takt und das jazzige Bassspiel in den Breaks kaum zum restlichen Klang des Albums passen. Vielleicht liegt es neben diesen eher guten Eigenschaften auch an dem furchtbaren Chorus, dass ich das Lied mit dem knarzigen Fuzzbass oft geskippt habe. Nachdem ich die Ballade „The Sign of the
Southern Cross“ auf der A-Seite in den Himmel gelobt habe, tu ich mich bei „Falling off the Edge of the World“ deutlich schwerer. Ein viel zu langes Intro mündet nach knapp der Hälfte des Songs endlich in einem wirklich coolen Heavy Metal Riff. Leider wird der Song ab dann wieder sehr repetitiv, was die gute Stimmung wieder dämpft. Zum Abschluss kommt mit „Over and over“ das einzige Stück vom Album, das nicht mit auf Tour genommen wurde. Im Aufbau erinnert der Song an die besseren Ozzy Zeiten mit starken Doom Hauch. Trotz seiner sehr schwerfälligen Struktur vom anmutig schreitenden Anfang bis in die wilde Spirale aus Gitarrensolo und Chören ist „Over and over“ äußerst erhaben. Da die Gesangsmelodie außerdem etwas an „Sign of the Southern Cross erinnert“, bietet sich der letzte Song gut an, um nach finalem Ausklingen die Schallplatte wieder zurück auf die A-Seite zu flippen.

Insgesamt ist „Mob Rules“ wirklich ein solides Album. Es sticht weniger heraus als das vorangehende „Heaven and Hell“, passt aber sehr gut in die Heavy Metal Bewegung der 1980er Jahre. Hymnen, Headbanger und Skiptracks fügen sich zusammen und stehen für den typischen Dio Sound.
7/10 Pfandflaschen





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