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Freitag, 2. September 2022

Album der Woche#551: Штадт - Перпетуум-мобиле EP (2019)



"Вечно голодный взгляд нищеты
Взятое навечно в аренду чувство вины
Вечно увядшие скорби сады
Вечно манящая глубь тишины
Вечный стыд за чувство стыда
Вечный урок подарили года
Вечный ток поступает в мои провода
Вечный огонь в груди у меня"

(aus "Perpetuum-Mobile")

Übersetzt heißt das sowas wie: "Der ewig hungrige Blick der Armut, auf Ewigkeit geliehenes Schuldgefühl, auf ewig verwelkte Gärten der Traurigkeit, die ewig verführende Tiefe der Stille, die ewige Scham aufgrund des Schamgefühls, die ewige Lehre schenkten die Jahre, der ewige Strom fließt in meine Kabel, das ewige Feuer in meiner Brust."

Dmitrij Filjuschin, besser bekannt als Stadt, ist ein Künstler aus Moskau. Meine Aufmerksamkeit hat er nur dadurch bekommen, weil Marlyn irgendwo auf Soundcloud (?) irgendeines seiner wenigen Alben gehört hat und mir diese EP gezeigt hat. Perpetuum-Mobile, wie das Werk nun übersetzt heißt, besteht aus sechs verschiedenen Songs, die wahrscheinlich schon zuvor auf anderen Alben rausgebracht wurden. Aber das hier ist aus 2019, darum passt es ganz gut in den "20 Jahre, 20 Alben, 20 Wochen"-Rhytmus. 

Wir bewegen uns irgendwo zwischen Synthpop, EBM und tanzbaren Industrial. Musik für finstere Räume, für Leute die apathisch sich hin und her bewegen oder irgendwo in der Ecke stehen. Dabei klingt Filjuschin größtenteils sehr leidend als würde er seine empfundene Minderwertigkeit raussingen, gleichzeitig aber irgendwie auch ziemlich dominierend. Im ersten Song "Defekt" scheint es darum zu
gehen, dass man ein kaputter, minderwertiger Mensch ist der allerdings gleichgesinnte findet, die genauso defekt sind. Nach dem zweiten Song, dem Instrumental "2" kommt es in "Pletju" ("Mit der Peitsche") zu einer lamentierenden Beschwerde über Schmerzen und Alpträume. So interpetiere ich den Text zumindest, wenn es darum geht dass seine "Angst nach dem Bestrafer ruft", die ihm bis in den Morgengrauen bestraft. "Mat' Petschal'"("Mutter Kummer") handelt von einer mythischen Gestalt die sich an dem seelischen Schmerz von jemanden nährt. Der oben zitierte Titeltrack handelt von einem nicht anhaltenden Motor im Menschen, der für all den Schmerz und Trauer verantwortlich ist. Das auf ukrainisch eingesungene "Daj meni spokij" ("Lass mich in Ruhe") ist eine Bitte an jemanden, den Protagonisten in Ruhe zu lassen. Entweder handelt es sich um eine echte Person, oder um die ganzen inneren Dämonen. Filjuschin bittet in dem Song das Gegenüber darum ihm die Gaben des Sehens, des Hörens usw. weg zu nehmen. Es ist, als würde er sich vom Leben verabschieden wollen. Kann natürlich sein, dass ich mich irre.

"Perpetuum-mobile" ist zwar eine EP, die von den einzelnen Songs her wesentlich länger wirkt. Die depressiven und finsteren Texte klingen nach einer Welt voller Leid und Schmerz. Also genau das richtige für den anstehenden Herbst!

9/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Perpetuum-mobile, Mat' Petschal



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