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Mittwoch, 9. März 2022

Comic Book Review#526: Persepolis, Vol. 1 (2002)

Ich habe hier schon mal den Zeichentrickfilm "Persepolis" reviewt, der auf dieser Graphic Novel hier basiert. Regie führte dort die Künstlerin Marjane Satrapi, die ebenfalls für den Comic verantwortlich ist. Von ihrem Leben handelt dieser auch. Das ist glaube ich nicht jedem klar ersichtlich, deswegen stelle ich das hier klar. Zudem: Das ist ein autobiographischer Comic, allerdings sind die Erfahrungen die dort geschildert werden, die eines Kindes. Beziehungsweise, es wird gezeigt wie ein Kind die Umgebung um sich herum wahrnimmt und interpretiert.

Zuerst wird gezeigt wie Marjane mit ihren Mitschülerinnen in der Schule sitzt. Mit zehn Jahren trägt sie schon ein Kopftum. 1979 fand die islamische Revolution im Iran statt. Die säkularen Schulen wurden zu religiösen zwangsumgestaltet und Frauen müssen von nun an Kopftuch tragen. Doch danach spult die Erzählung zurück. Die Autorin erzählt, wie sie mit Religion aufgewachsen ist allerdings schon immer eigene Vorstellungen davon hatte und an keine gesetzlichen Regeln festgebunden war. Ihr imaginärer Freund war... Gott, der jede Nacht zu Besuch kam und mit ihr Unterhaltungen geführt hat. Sie wünscht sich, im Erwachsenenalter eine Prophetin zu sein, die für das Gute kämpfen wird. Sie interessiert sich viel für Bücher und irgendwann liest sie auch über dialektischen Materialismus. Über iranische Revolutionäre. Ihre Eltern nehmen teil an Demonstrationen gegen den iranischen Schah. Ihr Vater erzählt ihr über die Hintergründe des Shahs und wie er überhaupt an die Macht gekommen ist. Als auch über sein Regimestil, we er seine Gegner foltern hat lassen. Weiterhin erfährt sie, dass ihr Großvater ein Regimegegner war, der zum Tode verurteilt wurde. Auch über soziale Klassen erfährt Marjani schon ziemlich früh. Ihr wird irgendwann klar, dass sie und ihre Familie zu der höher gestellten Klasse gehören. Und zwar als ihre Haushaltshilfe sich nicht mit einem Mann verabreden darf, der gegenüber wohnt. Jeder soll nämlich in seiner eigenen Klasse bleiben. Die Briefe an den Mann wurden von Marjani selbst geschrieben, weil sie dem analphabetischen Haushaltshilfe Mehri helfen wollte. Sie lernt nach der Absetzung des Shah auch Freunde ihres Vaters kennen, die an die zehn Jahre im Knast verbracht haben und aufs schlimmste Art und Weise gefoltert wurden. Die islamische Revolution, die nach dem Sturz des Schah stattfindet verwandelt das Land in einer Diktatur. Das erste Band erzählt ihre Geschichte bis zu dem Augenblick als sie mit 14 Jahren aus ihrer Heimat nach Österreich geht um dort in ein Internat zu gehen.

Erfreulicherweise ist der Comic wesentlich detaillierter als der Film. In der Verfilmung wurden einige Stellen weggelassen, die nur in Detail was zur Geschichte beigetragen hätten. Hier schwärmt Marjane zwar für ihren Onkel - ihre Begeisterung beruht darauf, dass jemand mit so viel Erfahrung in Sachen Revolution in ihrer Familie beheimatet ist - aber auch, weil sie vorher ehemalige Gefangene kennengelernt hat, die mit Bügeleisen gefoltert wurden. Meines Erachtens zeigt der Comic sogar noch wesentlich besser was die Konfrontation mit solchen Fakten mit dem Kopf eines Kindes macht. Sie weiß es zwar zu dem Zeitpunkt noch nicht so ganz, aber ihre Kindheit ist da quasi vorbei. 
Zum Stil: Ähnlich wie bei Art Spiegelmanns "Maus", sehr geradlinig schwarz/weiß. Sehr simpel. Durch die simple Art kommt der Comic auch wesentlich leichter beim Leser an. Der Stil ist dafür da eine Story schneller ankommen zu lassen. Durch die Simplifizierung kann ich leichter nachvollziehen was dort passiert, als wenn ich irgendwelche komplizierten Bilder vor mir habe. Das ist sehr gut durchdacht und insgesamt verdammt gut gelungen.

9/10 Pfandflaschen


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