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Dienstag, 21. Mai 2013

Stricher liest#1

Eine neue Rubrik, eine neue Rubrik, eine neue Rubrik!

Ja, ich lese wieder! Ich habe dieses Jahr tatsächlich geschafft ganze drei Bücher zu lesen. Zwar nicht ganz in meiner typischen neurotischen alphabetischen Reihenfolge aber immerhin hab ich das getan. Und sogar gerne.

Hier die letzten drei Bücher, die ich gelesen hab:

1. "Blut muss fließen. Undercover unter Nazis"(2012) von Thomas Kuban

Puh, ich hatte schon sehr lange Bock gehabt dieses Buch zu reviewen. Aber ich hab mir vorgenommen irgendwas anderes(was, hab ich vergessen) davor fertig zu machen und deshalb hat es sich ziemlich lange hingezogen. Egal, kommen wir zum Inhalt:

Thomas Kuban ist ein freier Journalist der 13 Jahre lang undercover auf Rechtsrockkonzerten mit versteckter Kamera gefilmt hat. Daraus hat Peter Ohlendorf einen Film gemacht, die Erlebnisse wurden aber auch noch in Buchform gepresst. Es geht darum wie Kuban sein Leben nahezu komplett aufgegeben hat um undercover nazi-konzerte zu filmen... wie er im Netz mit gefühlten 1000 Fake-accounts nazi-idioten verarscht hat um so an infos über konspirative konzertorte zu kommen. Weitere Themen sind die eigentlichen Konzerte, was für Texte die Bands haben, welche Straftaten darauf passieren... Kuban kritisiert die Behörden als auch die Politiker die nichts dagegen unternehmen und die Situation verharmlosen. Außerdem nimmt er eine CDU-Parteisitzung(die schon ziemliche NPD-ähnliche Züge annimmt), die Hell's Angels, rechte Tendenzen in der Black-Metal-Szene als auch die fürchterliche Pathos-Kombo Frei.Wild unter die Lupe.

Ich finde, der Herr hat seinen Job verdammt gut getan. Und dafür gebühren ihn auch viele Probs und so. Er hat einen breiten Publikum gezeigt, was in Deutschlands untergrund so passiert. Allerdings war ich(als auch viele andere) bei der Filmvorführung so ziemlich das falsche Publikum. Für eine/n interessierte/n antifaschisten/in ist das was im Film vorkam nichts besonders neues. Es ist aber trotzdem lobenswert, dass solcherlei Infos an die Oberfläche kommen und in der breiten Öffentlichkeit heiß gehandelt werden. Jedoch muss ich sagen, dass Kuban sich im Buch viel zu oft viel zu reißerisch und subjektiv gibt. Natürlich ist mir klar, dass dieser Mensch ne sehr lange Zeit unter Kartoffeln verbracht hat und dementsprechend auch allergisch auf sie reagiert. Trotzdem sind Passagen über "homoerotische Anwandlungen bei Skinheads"(oder so ähnlich) oder die Bewertung eines Feathercuts("Franse") alles andere als objektiv und geben dem Buch einen faden Beigeschmack. Was mir noch negativ auffällt ist die oberflächliche Auseinandersetzung mit Black Metal. Denn ich weiß, dass nicht jeder BM-Hörer Burzum bzw. Varg Vikernes unreflektiert abfeiert... Außerdem wird in einem Bericht über ein Festival(welches, weiß ich grade nicht mehr - ich glaube aber Ragnarök oder so) die Band "Toxic Holocaust" erwähnt, bloß weil sie das Wort "Holocaust" im Bandnamen hat(geht darum, dass an einem Stand CDs von der Band verkauft wurden). Das macht mir das sonst ziemlich solide Buch leider etwas zu sehr kaputt.

5/10 Pfandflaschen

2. "Der Fluch des Lono"(1983) von Hunter S. Thompson
Hunter S. Thompson gehört zu meinen Lieblingen der Popkultur. Er hat es jahrelang geschafft seine Meinung dem Leser als auch dem Zuschauer äußerst penetrant ins Gesicht zu rotzen. Und dafür liebte man ihm. Dafür und weil er sich niemals dem Mund verbieten ließ.

Nun, zum Inhalt: Hunter kriegt vom Verleger des "Running"-Magazins einen Auftrag. Er soll über dem Honolulu-Marathon berichten. Hawaii ist außerdem ein perfekter Urlaubsort. Also lädt Hunter seinem Kollegen, dem Zeichner Ralph Steadman(mitsamt Familie) ein um gemeinsam diesen Urlaub zu verbringen. Beim Marathon laufen laut Hunter viele reiche Idioten mit, die damit ihr sonstiges dekadentes Dasein kompensieren wollen. Ergo wird sich, anstatt vernünftig zu berichten, lieber mit Grill und Alkoholika daneben gestellt und gepöbelt. Außerdem werden mit mehrere anderen Leuten Alkohol und Drogen konsumiert und gefischt. Es gibt aber auch Ausschnitte aus "Die letzte Reise von Captain James Cook" welche den hawaiianischen Mythos um dem Gott Lono(Gott der Fruchtbarkeit) beleuchten. Hunter schafft es außerdem den Einheimischen derbe aufm Sack zu gehen. Doch als er sich tatsächlich als der Gott Lono ausgibt, droht das Faß überzulaufen.

Grandios! Ich hab nicht schlecht gelacht. Liest sich wie am Schnürchen.
9/10 Pfandflaschen

3. "Subversive Zeiten - Die Crass Story"(2006) von George Berger

Das war n ziemlich harter Brocken. Nicht wegen dem Inhalt, sondern wegen dem Aufbau und vllt. auch wegen der Dicke des Buches. Trotzdem wars sehr interessant und ich erklär jetzt mal warum:

Ich finde, dass in vielen Fällen Crass viel zu sehr glorifiziert werden. Man hält sie viel zu oft für ne krasse Überband, nahezu Halbgötter. Dies trifft natürlich nicht auf die Fans zu, die dieses Buch gelesen haben. Bei Leuten, die Crass absolut nicht ausstehen können heißt es dann: lausige Hippies, scheißveganer, können nix außer den ganzen tag plena abhalten etc. pp

Dieses Buch zeigt, dass Crass keines von beiden waren. Sicherlich kamen Teile der Band aus der Hippie-Bewegung, jedoch war die Musik von Crass nicht bloß eine Fortführung der Hippie-Kultur sondern viel mehr eine Neuentwicklung davon. Außerdem haben sie sich nie selbst als Idole für andere Künstler gesehen. "Subversive Zeiten" klärt den Leser auf wie alles wirklich war. Von den Anfängen als "Exit", vielen Jamsessions, ersten Versuch als funktionierende nüchterne Band über die Konzerte, dem "Ruhm" bis zum Ende wo sich niemand so sicher war ob er dem anderen mag. Alles natürlich mit Kommentaren von Bandmitgliedern.

Ich finds super dass hier ordentlich über sich selbst kritisch reflektiert wird. Super Sache.

9/10 Pfandflaschen




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